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TrockenheitVorläufig kein zusätzliches Wasser für die Apfelstädt

22. November 2022, 10:59 Uhr

Kein zusätzliches Wasser bekommt die Apfelstädt im Landkreis Gotha vorläufig aus den Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser. Das hat die Thüringer Fernwasserversorgen (TFW) einem Ausschuss mitgeteilt, der ein Monitoring zum Fluss begleiten soll. Die Trockenheit des Flusses beschäftigt Umweltschützer, Anwohner und die Politik seit Jahren.

von Loréne Gensel, MDR THÜRINGEN

Die Apfelstädt wird vorläufig kein zusätzliches Wasser aus den Talsperren Tambach-Dietharz und Schmalwasser bekommen. Das ist das Ergebnis der ersten Beratung des Ausschusses, der ein Monitoring am Fluss begleiten soll.

Der Betriebsleiter der Thüringer Fernwasserversorgung, Hans-Dieter Linz, sagte MDR THÜRINGEN, sein Unternehmen lehne die jüngste Forderung der Bürgerinitiative "Lebensraum Apfelstädt" ab. Die Umweltschützer hatten Anfang November gefordert, die an den Fluss abgegebene Wassermenge von 400 auf 800 Liter pro Sekunde zu verdoppeln, weil die Apfelstädt seit April unter Trockenheit leidet.

Niedriger Grundwasserspiegel ist Grund für die Ablehnung

Linz begründete die Ablehnung mit dem niedrigen Grundwasserspiegel nach dem Dürresommer 2022. An der Messstelle in Schwabhausen sei ein Wert von 15 Metern unter dem normalen Pegel gemessen worden. Unter diesen Umständen würden Hydrologen des Landesumweltamtes davon ausgehen, dass auch zusätzliches Wasser dem Fluss nicht hilft, sondern an den durchlässigen Stellen im Flussbett versinkt.

Nach dem trockenen Sommer sei jetzt nur noch wenig Wasser in den Talsperren. Über den Winter müsse man erst mal neu aufstauen, statt zusätzliches Wasser abzugeben. In den kommenden Monaten werde man beobachten, wie sich Regen- und Schneefälle auf den Grundwasserspiegel und die Füllstände der Talsperren auswirken.

Die Bürgerinitiative "Lebensraum Apfelstädt" kritisierte das Ergebnis des Treffen als unzureichend. Sprecherin Susann Kaiser aus Apfelstädt sagte MDR THÜRINGEN, trotz der Abgabe von 400 Litern Wasser pro Sekunde zwischen dem 6. September und dem 31. Oktober 2022 habe sich am Fluss nichts getan.

Wasserabgabe seit 1. November wie angekündigt gedrosselt

Man habe jetzt gehofft, dass sich mit 800 Litern Wasser pro Sekunde der Untergrund der Apfelstädt über den Winter wieder sättigen könne. Stattdessen sei die zusätzliche Wasserabgabe seit dem 1. November wie angekündigt gestoppt worden.

Ausschuss-Mitglied Markus Kaufmann bekräftigte die Forderung der Bürgerinitiative, zusätzliches Wasser für die Apfelstädt aus der Westringkaskade abzuzweigen. Dieses ehemalige Trinkwasser-Rohrsystem leitet seit Sommer 2020 mehr als 500 Liter Wasser pro Sekunde zu zwei Wasserkraftwerken, die abseits des Flussbettes der Apfelstädt Strom erzeugen.

Daten zu verändertem Wassermanagement werden erfasst

Mehrfach hatte die Bürgerinitiative gefordert, zunächst ausreichend Wasser an den Fluss abzugeben und erst danach die Wasserkraftanlagen zu betreiben. Kaufmann kritisierte am Abend in Neudietendorf, dass das Thüringer Landesumweltamt und die Thüringer Fernwasserversorgung nicht bereit seien, die geforderten Einschränkungen im Begleitausschuss zu diskutieren.

Der Ausschuss hatte sich am Montagabend in Neudietendorf konstituiert, um ein über fünf Jahre geplantes Monitoring der Apfelstädt zu begleiten. Darauf hatten sich das Land und der Landkreis Gotha geeinigt, nachdem die Apfelstädt in den vergangenen drei Jahren immer häufiger trocken gefallen war. Im Rahmen des Monitorings soll beobachtet werden, wie sich verändertes Wassermanagement auswirkt und Daten dazu erfasst werden.

Neben der Thüringer Fernwasserversorgung und der Bürgerinitiative "Lebensraum Apfelstädt" arbeiten Vertreter des Landesanglerverbandes, des Landkreises Gotha, der Kommunen am Fluss, des Thüringer Landesumweltamtes und des Umweltministeriums im Begleitausschuss mit. Das nächste Treffen soll im Frühjahr 2023 stattfinden.

Mehr über die Apfelstädt

MDR (co)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. November 2022 | 19:00 Uhr

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