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FriedensnobelpreisträgerinGotha frischt Gedenkort für Bertha von Suttner auf

12. April 2024, 16:11 Uhr

Bertha von Suttner war eine böhmische Schriftstellerin, Journalistin und entschiedene Pazifistin. Ihr Roman "Die Waffen nieder!" machte sie im Herbst 1889 zu einer der berühmtesten Vertreterinnen der Friedensbewegung. Für ihr Engagement wurde sie 1905 – als erste Frau überhaupt – mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Um die Erinnerung an diese besondere Frau zu würdigen, hat die Kulturstiftung Gotha den Gedenkort frisch saniert und restauriert.

"Für uns Gothaer war das immer etwas ganz Besonderes, dass die erste Friedensnobelpreisträgerin bei uns ihre letzte Ruhe gefunden hat", sagt Oberbürgermeister Knut Kreuch, erster Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Gotha. 1843 wurde Bertha von Suttner in Prag geboren, sie starb – kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs – im Juni 1914 in Wien. Doch in ihrem Testament veranlasste sie, in Gotha beigesetzt zu werden.

"Sie war eine Freidenkerin. Sie war eine Frau, die der Feuerbewegung sehr nahestand und der Friedensbewegung natürlich und allem Fortschrittlichen. Und aus diesem Grunde hat sie schon sehr frühzeitig den Gedanken der Feuerbestattung unterstützt", so Kreuch weiter. 1878 wurde in Gotha das erste funktionstüchtige Krematorium Europas erbaut. Bertha von Suttner unterstützte das Vorhaben.

Gotha will Andenken an Suttner würdiger gestalten

Generell war sie der Residenzstadt sehr verbunden, korrespondierte mit dem Gothaer Esperanto-Pionier und Pazifisten Adolf Schmidt und ließ auch ihren Ehemann nach seinem Tod im Dezember 1902 hier einäschern. In Gotha tragen eine Straße und ein Platz den Namen Bertha von Suttner. Doch mit der Sanierung des Gedenkortes im Kolumbarium, wollte die Kulturstiftung der Stadt das Andenken an die Friedensnobelpreisträgerin würdiger gestalten und endlich wieder zum Ursprung zurückkehren.

Bertha von Suttner wurde 1843 als Bertha Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau in Prag geboren. Bildrechte: IMAGO / Gemini Collection

Urne der Friedensnobelpreisträgerin rekonstruiert

Doch das war gar nicht so einfach, denn "die originale Urne ist ja nicht mehr vorhanden gewesen, die ist in den 70er-Jahren zerstört worden", erzählt die zuständige Leiterin des Gartenamtes, Claudia Heß. Anhand von originalen Fotoaufzeichnungen wurde die Urne zeichnerisch rekonstruiert und anschließend original getreu nachgebildet.

Das bedeutete auch eine Reise nach Italien, denn das ursprüngliche Gefäß bestand aus dem berühmten Carrara-Marmor. "Die Urne wurde wirklich in Italien anhand der Zeichnungen gefertigt und unsere beauftragte Firma aus Körner ist dann nach Carrara gefahren und hat sie dort abgeholt", erklärt Heß.

Sowohl der sanierte Brunnen als auch die Rekonstruktion der zerstörten Urne sind nun im Kolumbarium im Gotha zu sehen. Bildrechte: Linda Schildbach MDR

Gedenkort für Suttner auf Friedhof in Gotha

Im Kolumbarium auf dem Hauptfriedhof in Gotha steht die frisch rekonstruierte weißgraue Urne nun auf ihrem Sockel – und ist anders als zuvor jetzt würdevoll in die Mitte des Raumes gerückt. Auch der sanierte Brunnen verleiht dem Kolumbarium eine besondere Atmosphäre.

"Wir haben Fotos von 1928, da war das Brunnenbecken noch da. Auf einem Foto von 1935 war es nicht mehr zu sehen. Danach wurde dieses Becken mit Erde zugefüllt und bepflanzt", sagt Claudia Heß. In den vergangenen Jahren habe es nur noch einen traurigen Anblick ergeben, findet die Gartenamtsleiterin. "Aus diesem Grund sind wir wirklich sehr, sehr froh, dass wir diesen Gedenkort so schön rekonstruieren können."

Einsatz für den Frieden wichtiger den je

Die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten gingen von August 2023 bis Ende März diesen Jahres. Die Kosten von insgesamt 47.000 Euro hat die Kulturstiftung Gotha bereitgestellt, die sich durch private Spenden finanziert. "Zwischen fünf und 500 Euro geben unsere Spenderinnen und Spender aus ganz Deutschland im Jahr", sagt der erste Vorstandsvorsitzende Knut Kreuch.

Gerade jetzt in dieser Zeit – Krieg in der Ukraine, Krieg in Mali, Krieg in Afghanistan, ein schlimmer Krieg in Israel – sind Bertha von Suttners letzte Worte: 'Die Waffen nieder!' wichtiger denn je

Knut Kreuch, Oberbürgermeister von Gotha

Er ist zufrieden, dass Gotha somit das Gedenken an Bertha von Suttner würdig aufgefrischt hat. Denn die Gedanken und Lehre der Pazifistin sowie Friedensnobelpreisträgerin sind heute immer noch relevant. "Ich denke gerade jetzt in dieser Zeit – Krieg in der Ukraine, Krieg in Mali, Krieg in Afghanistan, ein schlimmer Krieg in Israel und ich könnte dann noch weitere Beispiele nennen – sind Bertha von Suttners letzte Worte: 'Die Waffen nieder!' wichtiger denn je", so Knut Kreuch.

Der Oberbürgermeister der Residenzstadt Gotha und stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Knut Kreuch. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Mehr Informationen

Hauptfriedhof Gotha – Urnenhalle (Kolumbarium)
Langensalzaer Str. 98
99867 Gotha

Öffnungszeiten Hauptfriedhof Gotha:
1. Oktober bis 31. März: von 8 bis 17 Uhr
1. April bis 30. September: von 7 bis 20 Uhr

Führungen über den Hauptfriedhof sind möglich.

Redaktionelle Bearbeitung: as, vp

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 12. April 2024 | 13:10 Uhr