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OhrdrufZur Eröffnung von Schloss Ehrenstein: Buch beleuchtet Geschichte

06. Juni 2022, 19:31 Uhr

Über acht Jahre haben die Sanierungsarbeiten am Ohrdrufer Schloss Ehrenstein im Landkreis Gotha gedauert. Im Jahr 2013 zerstörte ein Großbrand weite Teile der Schlossanlage. Nun soll in dieser Woche die Fertigstellung gefeiert werden. Passend dazu erschien ein Schlossführer, der Einblicke in die vielschichtige Historie gibt und die Baugeschichte des Renaissanceschlosses erstmals umfassend darstellt.

von Lisa Wudy, MDR THÜRINGEN

Schloss Ehrenstein liegt am nordöstlichen Stadtrand von Ohrdruf, von der Ohra und kleinen Teichen umrandet. Eine wechselvolle Geschichte prägt die alten Gemäuer, die in der Ohrdrufer Altstadt liegen. Als Residenzsitz der Grafen von Gleichen und der Fürsten von Hohenlohe errichtet, wurde es später als Schule und als Soldatenquartier sowjetischer Truppen genutzt.

Der Glanz der Residenzzeit verblasste und die bauliche Zerstörung nagte an den Mauern des Renaissanceschlösschens. Der Historiker Hartmut Ellrich gibt in seinem neu erschienenen Schlossführer nicht nur fundierte Einblicke in die Bau- und Nutzungsgeschichte des Schlosses. Das Buch spiegelt gleichzeitig auch ein Stück Stadt- und Regionalgeschichte wider.

Autor des Schlossführers Hartmut EllrichDer Autor und Historiker Hartmut Ellrich ist 1970 in Mannheim geboren. An der hiesigen Universität studierte er Mittlere und Neuere Geschichte sowie Politikwissenschaft. Sein Studium schloss er an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena ab. Bereits 2015 veröffentlichte Ellrich den "Stadtführer Ohrdruf". Sein neuestes Werk "Schloss Ehrenstein. Ohrdruf" erschien am 30. Mai.

Eines der bedeutendsten Renaissanceschlösser in Thüringen

Das Schloss Ehrenstein gehört laut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu den bedeutendsten Schlössern in Thüringen. Die geschlossene vierflügelige Schlossanlage ist die einzige dieser Art in Thüringen und somit historisch von großer Bedeutung. Der Bau wurde 1550 von Graf Georg II. von Gleichen in Auftrag gegeben. Auf den Resten eines alten Klosters, das 777 gebaut und dem Heiligen Petrus geweiht worden ist, wurde der Renaissancebau errichtet. Der Kirchenbau zählt mit zu den ältesten Gotteshäusern in Thüringen.

Zu den maßgeblichen Architekten des Schlosses zählen Georg und Valentin Kirchhof. Noch heute erinnert der sich im Schloss befindende Grabstein an die damaligen Bauherren. Nachdem die Grafenlinie von Gleichen-Tonna 1631 erlosch, wurde Ohrdruf - und somit auch das Schloss Ehrenstein - an die Grafen und späteren Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein überschrieben. Fassaden und Innenräume des Schlosses wurden Mitte des 18. Jahrhunderts von Johann David Weidner im Barockstil umgebaut.

Die Pläne des Architekten stellen für den Historiker Ellrich eine Besonderheit dar. Weidner sei es zu verdanken, dass der Westflügel umgebaut und der Rokokosaal im Nordflügel entstehen konnte. Fürst Hermann zu Hohenlohe verkaufte 1870 das Schloss an den damaligen Gothaischen Staat.

Vom fürstlichen Gemach zum Klassenzimmer und Soldatenquartier

Im selben Jahr wurden die einst fürstlichen Räume des Nordflügels als Klassenräume umfunktioniert. Später wurde das Schloss nicht nur als Schule genutzt, sondern das Landratsamt verwendete die Räumlichkeiten auch als Büro.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Teile des Schlosses vom städtischen Heimatverein bezogen. Ab Mitte der 1950er-Jahre nutzten sowjetische Truppen einen Großteil des Schlosses als Schule und für Wohnzwecke. Die Sowjets hinterließen 1973 eine Ruine, so Ellrich.

Nach der Wende sollte das Schloss eine neue Chance bekommen. Die Stadt Ohrdruf erwarb das Gebäude 1997 und bemühte sich seither um die Sanierung. Es sollte als Museum, Archiv und Bibliothek genutzt werden und als ein Wahrzeichen der Stadt Ohrdruf wieder im neuen Glanz erstrahlen.

Etwa zehn Jahre später erhielt die Schlossfassade ihren jetzigen Fassadenanstrich in den Farben weiß und rot. Schritt für Schritt wurden die einzelnen Innenräume ausgebaut und saniert. Die Wiedereröffnung nach dieser langjährigen Neugestaltung war damals am 26. November 2013 geplant. Doch so sollte es nicht kommen.

Verbrannte Hoffnung

Am Tag der geplanten Wiederöffnung brach ein Feuer im Schloss aus. Der Großbrand zerstörte im November 2013 innerhalb weniger Stunden weite Teile des Schlosses. Die historischen Dächer, Innenräume und deren Ausstellungsstücke verbrannten. Glücklicherweise blieben dennoch einige Kunstwerke von der Zerstörung verschont und konnten erhalten werden.

"Im Westflügel gelang das schier Unmögliche: die Wiedergewinnung und die Annäherung an die barocke Raumstruktur", schildert Ellrich in seinem Buch. Das architektonische Erbe konnte bewahrt werden. Die Arbeiten am Schloss nach dem Brand haben bis 2022 gedauert. Etwa 20 Millionen Euro hat der Wiederaufbau gekostet.

Feierliche Wiederöffnung im Juni 2022

Über acht Jahre haben Restauratoren, Kunsthandwerker, Denkmalpfleger und Architekten daran gearbeitet, das Schloss wieder zu einem Schmuckstück in der Ohrdrufer Altstadt zu machen. Seit Oktober 2021 sind die Stadtbibliothek und die Tourist-Information im Schloss bereits geöffnet. Nun soll die Wiedereröffnung am 8. Juni gefeiert werden. Dann kann das Ohrdrufer Schloss Ehrenstein und das sich darin befindende Museum von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.

Besucherinnen und Besucher können sich auf neue Ausstellungsräume freuen, die barrierefrei zugänglich sind. Nicht nur die Schloss- und Stadtgeschichte kann dort entdeckt werden, sondern auch die Zeit in der noch Saurier durch Ohrdruf schwammen. Denn das Museum beinhaltet jetzt auch eine Geologieausstellung.

Andere Bereiche der Ausstellung beschäftigen sich mit der Ohrdrufer Industriegeschichte und dem Komponisten Johann Sebastian Bach, der einige Zeit dort gelebt hat. Die Neueröffnung wird gleichzeitig auch mit einem großen Schlossfest im Schlosspark gefeiert, das vom 10. bis 12. Juni stattfindet. 

MDR (sar)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 02. Juni 2022 | 19:00 Uhr

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