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Der Verein "Ukrainefreunde Gotha" von Dietrich Wohlfahrth (rechts) und seinem Stellvertreter Mortimer von Rümker (links) stellt bereits seit 30 Jahren Hilfstransporte auf die Beine. Bildrechte: Andreas Rückewold/MDR THÜRINGEN

Zwei Jahre Krieg gegen UkraineUkraine-Verein aus Gotha: Spendenbereitschaft lässt stark nach

24. Februar 2024, 05:00 Uhr

Zwei Jahre Angriffskrieg - zwei Jahre, die auch die Arbeit des Vereins Ukrainefreunde aus Gotha verändert haben. Der Vereinsvorsitzende berichtet, wie es inzwischen um die Spendenbereitschaft steht, warum die Hilfstransporte aufwändiger sind und weshalb die Ukraine weiter unterstützt werden muss.

von Adi Rückewold, MDR THÜRINGEN

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Als am 24. Februar 2022 Russland seinen großflächigen Angriff auf die Ukraine begonnen hat, war das auch für die Ukrainefreunde aus Gotha ein Schock. Der Verein organisierte schon seit 30 Jahren Hilfstransporte in das osteuropäische Land. "Die Ukraine hatte Stück für Stück eine Infrastruktur in allen Bereichen aufgebaut. Dann kam der Krieg, der fast alles stoppte", sagt Vereinsvorsitzender Dietrich Wohlfarth.

Fahrräder, Rollstühle, Matratzen, Inkontinenzmaterial für Ukraine

Aus dem Schock heraus organisierten die Ukrainefreunde schon einen Monat nach Kriegsbeginn die nächsten Hilfstransporte mit zwei großen Lkw. Fahrräder, Rollstühle, Matratzen, Decken, Inkontinenzmaterial - bis heute würden genau diese Dinge gebraucht, berichtet Wohlfahrt. Insgesamt sieben Transporte hat er mit den Vereinsmitgliedern seit Kriegsbeginn inzwischen in die Ukraine organisiert.

Die Menschen haben den Krieg nicht mehr auf dem Schirm. Und das ist gefährlich.

Dietrich Wohlfarth | Vorsitzende des Vereins Ukrainefreunde Gotha e.V.

Spendenbereitschaft hat extrem nachgelassen

War die Spendenbereitschaft vor zwei Jahren noch extrem hoch, hat sie heute genau so extrem nachgelassen. "Die Menschen haben den Krieg nicht mehr auf dem Schirm. Und das ist gefährlich", sagt der Vereinsvorsitzende. Leute, die meinen, dass sei "nicht unser Krieg" sind für Wohlfarth kurzsichtig. "Wenn man Putin gewähren lässt, bleibt der nicht in der Ukraine stehen. Und es birgt höchste Gefahr, wenn wir solche Kriege akzeptieren", spricht Wohlfahrt für alle Vereinsmitglieder.

Sie setzen sich gemeinsam für Hilfslieferungen in die Ukraine ein: Vereinschef Dietrich Wohlfahrth (links), sein Stellvertreter Mortimer von Rümker (rechts) und Kerstin Eisenhardt-Schirrmeister, Sekretärin der evangelischen Regelschule in Gotha (Mitte). Bildrechte: Andreas Rückewold/MDR THÜRINGEN

Vorgehen gegen Korruption: Bürokratie an der Grenze gewachsen

Aus Sicherheitsgründen fährt der Verein mit den Hilfstransporten nicht mehr mit in die Ukraine. Nur kleinere private Fahrten sind möglich. Den Logistik-Job macht seit 15 Jahren eine Spedition aus dem Land. Der Verein schenkt diesem Unternehmen das volle Vertrauen und garantiert, dass alle Hilfsgüter auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Neu an der Grenze sei eine größere Bürokratie. Laut Wohlfarth müssen die Ukrainefreunde genau nachweisen, welche Güter an wen, wo und wie übergeben werden sollen. Dahinter stecke ein Vorgehen gegen Korruption. Denn einige schlügen aus Hilfsgütern Kapital und verkauften diese im Kriegsgebiet. Für den Gothaer Verein, der nach eigenen Angaben vor allem aus christlicher Nächstenliebe handelt, ist das ein Unding. 

Vereinschef: Ukraine alleine keine Chance gegen Russland

Ohne Hilfe der USA und der EU würde die Ukraine wohl zusammenbrechen. "Wir können kaum noch, aber wir müssen durchhalten" - das hören die Ukrainefreunde sehr oft vor Ort. Sie berichten von Schulen, in denen Kinder nur noch im Schutzraum unterrichtet werden. Denn Raketen könnten die Gebäude treffen. Sie berichten von Pflegeheimen, die sich über jeden bei uns ausgemusterten Rollstuhl freuen. Denn in diese Einrichtungen kann die Ukraine gerade nicht investieren.

"Das Land kämpft gegen einen Gegner, der durch seine Rohstoffverkäufe finanziell viel besser aufgestellt ist", sagt Wohlfahrt. Die Ukraine sei dem großen Russland alleine nicht gewachsen und deshalb brauche es die weitere Unterstützung der westlichen Welt - vor allem der USA. Obwohl Wohlfarth mit Sorge auf die politische Entwicklung dort schaut. Vereinsmitglied Mortimer von Rümker, der jüngst in der Ukraine war, meinte nach seiner Rückkehr: "Man fragt sich, worüber wir uns zu Hause eigentlich Gedanken machen und meinen, jammern zu müssen."

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MDR (rom)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 10. Februar 2024 | 19:00 Uhr

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