Zella/Rhön24 Stunden einkaufen im dorfeigenen Laden
Im kleinen Örtchen Zella/Rhön im Wartburgkreis wurde am Freitag ein 24-Stunden-Supermarkt eröffnet. Das Besondere an dem sogenannten Laden ist, dass er über ein Genossenschaftsmodell läuft. Mehr als 500 Bewohnerinnen und Bewohner haben sich einen Anteil an dem Supermarkt gekauft und können über das Sortiment mitbestimmen. Der neue Dorfladen soll die Nahversorgung in der ländlich geprägten Region nachhaltig verbessern.
Vor über einem Jahr musste der beliebte familiengeführte Laden "Zenti" in Zella in der Rhön schließen. Zum Nachteil für die Anwohner von Zella und den umliegenden Ortschaften wie Brunnhartshausen und Empfertshausen. Denn jetzt fehlte ein Laden für den täglichen Bedarf.
Deshalb suchten die beiden Ortsteilbürgermeister von Zella und Brunnhartshausen - Marcel Schumann (CDU) und Markus Gerstung (CDU) - nach einer Alternative. Es sollte ein Dorfladen sein, der jeden Tag geöffnet hat, ein großes Sortiment für den Wochenendeinkauf bietet und der von Personal betreut wird. Die Lösung: Ein 24-Stunden-Dorfladen, der ab und zu personalbesetzte Öffnungszeiten hat, aber jederzeit von den Bewohnerinnen und Bewohnern mittels Chipkarte betreten werden kann.
Laden gehört den Kunden
"Das Prinzip gibt es ja des Öfteren, aber wir haben uns letztendlich für das genossenschaftliche Prinzip entschieden", erklärt Gerstung. Denn dadurch hätten sich alle direkt an dem Projekt beteiligen können. Letztes Jahr im September gab es die erste Informationsveranstaltung.
Es mussten mindestens 300 Teilhaberinnen und Teilhaber für den neuen Dorfladen gesucht werden, die sich mit je 100 Euro an dem Supermarkt beteiligten. Die Idee kam gut an, denn letztendlich haben sich über 500 Menschen aus der Region einen Anteil gekauft.
Neubau im Zentrum des Ortes
Da kein geeignetes Gebäude im Dorf leer stand, musste eine Fläche für einen Neubau gefunden werden. Eine Wiese in der Dorfmitte. Im Mai dieses Jahres gab es dann den ersten Spatenstich für das Bauvorhaben. Jetzt steht dort ein gelb gestrichener Supermarkt in Holzrahmenbauweise.
Auch bei der Farbe des Gebäudes hatten die Anwohnerinnen und Anwohner Mitspracherecht, erzählt der Mitgründer des Online-Supermarktes "myEnso" Norbert Hegmann. Vor ein paar Jahren hat das Unternehmen aus Bremen das Konzept für die "Tante Enso"-Läden entwickelt. Um die Versorgungsgrundlage im ländlichen Raum zu verbessern, vor allem auch für ältere Menschen. Bisher ist es der einzige in Thüringen. Bundesweit hat das Unternehmen 15 Filialen eröffnet.
Großes regionales Angebot
Auch die Leiterin des UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Ulrike Schade, hat sich dazu entschieden, ihre eigenen Genossenschaftsanteile zu kaufen. "Weil ich ein Fan von genossenschaftlichen Projekten bin, ich glaube, dass die Leute dann Mitspracherecht haben und das weiterentwickeln können und auch am Sortiment mitdiskutieren können", sagt sie.
Besonders gefällt ihr, dass regionale Marken in den Regalen landen. Aber auch, dass online weitere Produkte in den Laden bestellt werden können, sei ein Pluspunkt.
Drei bis fünf Stunden am Tag wird der neue Dorfladen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreut. "Insgesamt konnten wir dadurch auch fünf neue Arbeitsstellen schaffen", fügt Gerstung hinzu. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region, wie ein Bäcker oder "Dachmarke Rhön", würde die Region auch wirtschaftlich stärken, so Gerstung.
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MDR (gh)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 04. November 2022 | 18:00 Uhr
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