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Der Sarg des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny wird zur Kirche getragen. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Uncredited

RusslandKreml-Kritiker Nawalny auf Friedhof in Moskau beerdigt

01. März 2024, 21:17 Uhr

Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in Moskau beerdigt worden. Tausende Menschen hatten sich vor der Kirche versammelt, in der die Trauerfeier stattfand. Unter ihnen war auch der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff. Nach Oppositionsangaben wurden bei landesweiten Gedenken über 100 Personen festgenommen, die meisten nur kurzzeitig.

Zwei Wochen nach seinem Tod in einem russischen Straflager ist der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in Moskau beerdigt worden. Der frühere Oppositionspolitiker wurde am Freitag im Beisein einiger seiner Angehörigen auf dem Borisowski-Friedhof im Südosten der russischen Hauptstadt beigesetzt.

Tausende Anhänger vor Kirche versammelt

Tausende Menschen hatten sich zuvor vor der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" versammelt, in der die Trauerfeier für Nawalny stattfand. Auf dem Platz vor der Kirche im Bezirk Marjino im Südosten der russischen Hauptstadt waren Absperrungen aus Metall aufgebaut. Die Sicherheitskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Unter den vor Ort versammelten Menschen waren auch der deutsche Botschafter Alexander Graf Lambsdorff, sein französischer Amtskollege sowie russische Oppositionspolitiker.

In der Kirche selbst nahmen Angehörige Nawalnys am offenen Sarg Abschied von dem Toten. Sein Team zeigte in einem Livestream auf Youtube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes.

Über 100 Festnahmen und Würdigung durch Scholz

In der langen Schlange vor der Kirche skandierten die Menschen Nawalnys Namen. Einige riefen nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP Parolen wie: "Nein zum Krieg!", "Nieder mit der Macht der Mörder", "Wir werden nicht verzeihen" sowie "Du hattest keine Angst. Und wir haben keine Angst." Der Kreml warnte vor Beginn der Trauerfeier vor der Teilnahme an "nicht genehmigten" Versammlungen.

Tausende Menschen versammeln sich während der Trauerfeier für Nawalny vor der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer". Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Uncredited

Wie die Nichtregierungsorganisation OWD-Info am Freitagabend berichtete, wurden bei Trauerveranstaltungen in 19 Städten Russlands 128 Menschen festgenommen. In den meisten Fällen seien die Betroffenen nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den Mut jener russischen Bürger, die an der Beisetzung Nawalnys teilnahmen. Der SPD-Politiker schrieb im Kurznachrichtendienst X, die Menschen seien für die Freiheit ein großes Risiko eingegangen. Mutige Russen trügen nach Nawalnys Tod dessen Vermächtnis weiter.

Nawalnys Team spricht von Behinderungen

Nawalnys Team hatte den russischen Behörden im Vorfeld vorgeworfen, die Trauerfeier behindert zu haben. Seine Sprecherin Kira Jarmysch beklagte bei X, dass die Angehörigen den Leichnam des 47-Jährigen am Freitagmorgen in der Leichenhalle erst mit Verzögerungen erhalten hätten. Zuvor hatte das einwöchige Zurückhalten der Leiche unter Angehörigen und Freunden Nawalnys für Kritik gesorgt. Laut Nawalnys Mutter Ljudmila sei zudem versucht worden, sie zu einer heimlichen Beisetzung ihres Sohnes zu zwingen.

Nawalny war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar in einer russischen Strafkolonie in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe absaß. Den Angaben zufolge starb er eines natürlichen Todes. Die genauen Umstände sind allerdings weiter unklar.

AFP/dpa (jst/dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. März 2024 | 12:05 Uhr