Organisiertes VerbrechenHunderte Festnahmen bei weltweiter Razzia
Erst wurden Kriminellen angeblich verschlüsselte Mobiltelefone untergejubelt, die in Wahrheit aber eine Standleitung zur Polizei hatten. Dann hörten Ermittler jahrelang mit und jetzt haben sie zugeschlagen: Bei einer internationalen Razzia gab es hunderte Festnahmen – darunter mindestens 70 in Deutschland.
Internationale Ermittler haben nach Angaben von Europol bei einem weltweit koordinierten Einsatz gegen das Organisierte Verbrechen mehr als 800 Verdächtige in 16 Ländern festgenommen. Es sei eine der bislang größten Polizei-Operationen gewesen, teilte Europol am Dienstag in Den Haag mit. Mehr als 700 Gebäude seien durchsucht, tonnenweise Drogen, Bargeld, Juwelen und Waffen gesichert worden.
Die Verbrecherbanden seien in mehr als 100 Ländern aktiv gewesen, hieß es bei Europol. Allein in Deutschland habe es etwa 70 Festnahmen gegeben. Bundesweit sei in mehr als 100 Wohnungen, Lagerhallen und Geschäftsräumen unter anderem nach Drogen gesucht worden, vor allem in Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Berliner SEK kam mit BVG-Linienbus
In Berlin waren Spezialeinsatzkommandos am Montagabend getarnt mit mindestens einem Bus der Berliner Verkehrsgesellschaft angerückt, um ein ganzes Hotel am Adenauerplatz in der Nähe des Kurfürstendamms zu durchsuchen. An dem bis zum Dienstagmorgen dauernden Einsatz waren laut Berliner Polizei fast 300 Beamte beteiligt. Hier soll es um illegales Glücksspiel gegangen sein.
"AN0M" in kriminelle Banden eingeschleust
Zuvor hatte Ermittler nach Europol-Angaben mehr als 18 Monate lang Telefongespräche und andere Kommunikation abgehört und mitgelesen. Mehr als 27 Millionen Nachrichten seien gefiltert worden, nachdem Undercover-Emitttler präparierte Telefone unter Kriminellen eingeschleust hatten. Tatsächlich seien die angeblich verschlüsselten Mobiltelefone mit einem von der US-Bundespolizei FBI eingerichteten Netzwerk verbunden gewesen.
"Dies war einer der größten und ausgeklügeltsten Einsätze überhaupt", sagte Europol-Vizechef Jean-Philippe Lecouffe im niederländischen Den Haag. Unter dem Namen "Trojan Shield" (Trojanischer Schild) habe die Aktion unter Leitung des FBI, der US-Drogenbehörde FDA, der Polizei von Schweden und der Niederlande gestanden und sei von Europol koordiniert worden.
Den Ermittlern war es demnach gelungen, eine verschlüsselte Kommunikations-Plattform namens "AN0M" unter kriminellen Banden populär zu machen. So seien Chats jahrelang mitgelesen worden. Razzien fanden nach offiziellen Angaben auch in den USA, in Großbritannien, in mehreren europäischen Ländern sowie mit 224 Festnahmen auch in Australien und mit landesweit 35 in Neuseeland statt.
Quellen: AFP, dpa
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 08. Juni 2021 | 11:30 Uhr
Kommentare
{{text}}