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Krieg in NahostViele Tote nach israelischem Angriff auf Flüchtlingslager im Gazastreifen

31. Oktober 2023, 19:00 Uhr

Bei einem israelischen Angriff auf ein Flüchtlingslager im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Terrorgruppe Hamas geführten Gesundheitsministeriums mindestens 50 Menschen getötet und 150 verletzt worden. Die israelische Armee bestätigte einen Angriff auf Dschabalija. Dabei habe es sich um einen breit angelegten Schlag gegen die Terror-Infrastruktur der Hamas gehandelt. Nach den Angriffen will Ägypten nun den Grenzübergang Rafah öffnen, um Verwundete aus dem Gazastreifen zu behandeln.

Grenzübergang Rafah öffnet möglicherweise für Verwundete aus Gaza

Ägypten ist offenbar bereit, den Grenzübergang Rafah zu öffnen, um Verletzte aus dem Gazasteifen zu behandeln. Wie ein Vertreter der Gesundheitsbehörden in der ägyptischen Stadt El Arisch mitteilte, werden "medizinische Teams am Mittwoch am Grenzübergang vor Ort sein". Aus Sicherheitskreisen wurden die Angaben bestätigt. Die Entscheidung sei nach dem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabalija in Nord-Gaza gefallen, heißt es.

Nach Angaben des Vertreters der örtlichen Gesundheitsbehörden soll rund 15 Kilometer von Rafah entfernt in der Stadt Scheich Suweid im Norden der Sinai-Halbinsel ein 1.300 Quadratmeter großes Feldlazarett errichtet werden.

Auch dem ägyptischen Roten Halbmond zufolge soll der Grenzübergang für verwundete Palästinenser geöffnet werden. Die Mitarbeiter seien informiert worden, sich für Mittwoch bereitzuhalten, sagte der Generalsekretär des Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Raed Abdel Nasser, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend.

Guterres appelliert an Kriegsparteien

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich besorgt über die Verschärfung der Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hamas geäußert. Guterres sagte, oberste Priorität müsse der Schutz von Zivilisten haben. Die Menschenrechte seien eindeutig und könnten nicht ignoriert werden.

Tote und Verletzte bei Angriff auf Flüchtlingslager im Gazastreifen

Bei einem israelischen Angriff auf ein Flüchtlingslager im Gazastreifen sind nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas geführten Gesundheitsministeriums mindestens 50 Menschen getötet worden. Weitere 150 Menschen seien bei der Bombardierung des Flüchtlingslagers Dschabalija im Norden des Palästinensergebiets verletzt worden, erklärte das Gesundheitsministerium am Dienstag weiter.

Die israelische Armee bestätigte einen Angriff auf Dschabalija. Dabei habe es sich um einen breit angelegten Schlag gegen die Terror-Infrastruktur der Hamas gehandelt. Ein führender Vertreter und zahlreiche weitere Kämpfer seien getötet worden. Sie hätten zivile Gebäude in Gaza-Stadt besetzt. Durch den Angriff seien die Kommandostruktur der Hamas beschädigt und die "unterirdische Terror-Infrastruktur" unter den Gebäuden zerstört worden, heißt es weiter. Der nun nach israelischen Angaben getötete Ibrahim Biari gilt als Schlüsselfigur der Hamas und wird mit dem Großangriff in Verbindung gebracht. 

USA verlegen wegen Gaza-Krieg weitere 300 Soldaten in den Nahen Osten

Angesichts des Gaza-Kriegs hat das US-Militär beschlossen, weitere 300 Soldaten in den Nahen Osten zu verlegen. Wie der Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag in Washington mitteilte, würden sie vom amerikanischen Festland in die Region des Regionalkommandos Centcom stationiert. Zu den genauen Einsatzorten könne er keine Angaben machen, die Soldaten würden aber nicht nach Israel verschoben, sagte er. Die Verlegung soll in der Region zur Abschreckung dienen und den Schutz der dort stationierten US-Streitkräfte verstärken.

Hamas kündigt Freilassung ausländischer Geiseln an

Die militant-islamistische Hamas hat die Freilassung mehrerer ausländischer Geiseln angekündigt, unter den Verschleppten ist auch etwa ein Dutzend Deutsche. Ein Sprecher der Kassam-Brigaden sagte im Fernsehen, man habe die Vermittler informiert, eine bestimmte Zahl von Ausländern werde in den kommenden Tagen freikommen. Bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober hatten Hamas-Terroristen etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt.

Israelische Truppen im Norden des Gazastreifens

Israelische Soldaten in der Nähe des Gazastreifens. Bildrechte: IMAGO / Latin America News Agency

Die israelische Armee hat einem Militärsprecher zufolge ihren Einsatz mit Bodentruppen im Gazastreifen fortgeführt. Israelische Truppen befänden sich in "verschiedenen Teilen des nördlichen Gazastreifens", sagte Jonathan Conricus. Schwer gepanzerte Fahrzeuge, Panzer, gepanzerte Kampffahrzeuge und Bulldozer seien in den Gazastreifen bewegt worden. Die Armee komme Etappe für Etappe voran, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Nach Angaben der islamistischen Hamas kam es zu Kämpfen mit israelischen Bodentruppen an mehreren Punkten rund um die Stadt Gaza. Demnach haben Kämpfer der Terrororganisation südlich von Gaza unter anderem mit Panzerabwehrraketen und Sprengsätzen vier Fahrzeuge der israelischen Armee angegriffen, teilten die Kassam-Brigaden am Dienstag mit.

Armee: Führender Kommandant der Hamas getötet

Bei den Bodeneinsätzen soll der israelischen Armee zufolge ein führender Kommandant der Hamas getötet worden sein. Ein Armeesprecher sagte, der Mann habe den Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober mit befehligt. Details nannte der Sprecher nicht.

Netanjahu lehnt Waffenruhe ab

Netanjahu hatte eine Waffenruhe am Montagabend kategorisch ausgeschlossen. Auch die USA erklärten, sie unterstützten eine Waffenruhe "derzeit nicht". Der palästinensische Rote Halbmond meldete indes Angriffe auf ein Krankenhaus im Gazastreifen, in dem 14.000 Vertriebene Zuflucht gefunden hätten.

Weitere 26 Lkw mit Hilfsgütern im Gazastreifen eingetroffen

Im Gazastreifen sind weitere 26 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern eingetroffen. Das teilte der Palästinensische Rote Halbmond mit. Die Lkw hätten Essen und Arzneimittel von Ägypten über die Grenze gebracht. Damit seien seit Beginn des Krieges 144 Laster in dem abgeriegelten Gebiet eingetroffen. Die Lieferung von Treibstoff sei weiterhin nicht genehmigt worden. Das UN-Nothilfebüro OCHA zählte dagegen bisher die Ankunft von 143 Lkw.

Die Hilfe für die Menschen im Gazastreifen reicht dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) zufolge bei weitem nicht aus. Die Handvoll Konvois, die über den Grenzübergang Rafah zugelassen worden seien, seien nichts im Vergleich zu den Bedürfnissen von mehr als zwei Millionen Menschen, die in Gaza festsitzen, sagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini.

UN-Sicherheitsrat: Israelischer Botschafter heftet sich Davidstern ans Revers

Gilad Erdan trägt einen gelben Davidstern mit der Aufschrift "Nie wieder" und spricht zu den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Eduardo Munoz Alvarez

In einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in Nahost hat der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan für Aufsehen gesorgt. Erdan steckte sich in der Nacht vor dem UN-Gremium einen gelben Davidstern mit der Aufschrift "Never again", also "Nie wieder" ans Revers. Erdan sagte, er werde den Stern tragen, bis der Sicherheitsrat die Gräueltaten der Hamas verurteile und die sofortige Freilassung der israelischen Geiseln fordere.

Der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dani Dayan, kritisierte das Tragen des Sterns. Er schrieb auf der Plattform X, dieser Akt sei "eine Schande sowohl für die Opfer des Holocaust als auch für Israel". Während der gelbe Stern das hilflose Ausgeliefertsein von Juden an andere symbolisiere, hätten Juden heute einen unabhängigen Staat und eine starke Armee.

Der UN-Sicherheitsrat hat sich bisher auf keine Verurteilung der Hamas-Terror-Attacke einigen können. Gefordert wurde bisher lediglich eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen, um Hilfslieferungen zu ermöglichen.

Israels Armee bombardiert Hisbollah-Stellungen im Libanon

Im Libanon flog die israelische Armee nach eigenen Angaben erneut Luftangriffe gegen Stellungen der Hisbollah. "Kampfflugzeuge haben Infrastruktur der Terrororganisation Hisbollah auf dem Territorium des Libanon angegriffen", teilte die Armee auf X, ehemals Twitter, mit. Dabei seien Waffen und von der Hisbollah genutzte Einrichtungen zerstört worden.

USA wollen Hilfen für Israel und Ukraine trennen

Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus wollen die Hilfen für Israel von denen für die Ukraine trennen. Die Republikaner bringen deshalb ein eigenständiges Zusatzausgabengesetz nur für Israel in Höhe von 14,3 Milliarden Dollar ein. Die Finanzierung soll durch Kürzungen bei der Bundessteuerbehörde IRS erfolgen, heißt es in dem Vorschlag.

US-Präsident Joe Biden hatte ein 106-Milliarden-Dollar-Paket gefordert, das Hilfen für Israel, die Ukraine und die Grenzsicherung umfasst.

Hinweis zur BerichterstattungDie Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

epd, dpa, AFP (das,lmb)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 31. Oktober 2023 | 09:08 Uhr