Eine Schülerin hält bei einer Demonstration in Erfurt ein Plakat mit der Aufschrift «Lehrermangel» in Händen.
In Thüringen sinkt seit Jahren die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer an den Regelschulen. Ein neues duales Studium soll die Ausbildung jetzt attraktiver machen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Bildung Gegen Lehrermangel: Thüringen schafft neues duales Studium für Regelschule

29. April 2024, 12:11 Uhr

In Thüringen sinkt seit Jahren die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen. Das Bildungsministerium steuert dagegen und hat jetzt gemeinsam mit der Universität Erfurt einen neuen dualen Studiengang geschaffen. 1.400 Euro gibt's für die Studierenden im Bachelor-Teil, später wird es noch mehr.

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Thüringen schafft ein duales Studium für Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen. Der neue Studiengang kann ab dem kommenden Wintersemester an der Universität Erfurt belegt werden. Angeboten werden die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Wirtschaftslehre/Technik. Insgesamt 50 Studienplätze stehen zur Verfügung. Thüringen ist das erste Bundesland, das eine solche Lehrerausbildung anbietet.

Wie das Bildungsministerium mitteilte, erhalten die Studierenden vom Freistaat einen Vertrag mit einer monatlichen Vergütung und werden parallel zur theoretischen Ausbildung an einer Regelschule eingesetzt. Im Bachelor-Teil des Studiums sollen sie monatlich 1.400 Euro und im Master 1.650 Euro bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass sie nach ihrem Abschluss fünf Jahre im Thüringer Schuldienst bleiben.

Ab drittem Semester an Thüringer Schulen eingesetzt

Das duale Regelschul-Lehramtsstudium sei noch stärker praxisorientiert und ziele vor allem darauf ab, Menschen zu einem Lehramtsstudium zu motivieren, die es sich bisher nicht vorstellen oder leisten konnten, so das Ministerium. Während des ersten Studienjahres erlernen die Studierenden an der Universität Erfurt die fachlichen Grundlagen. Ab dem dritten Semester sind sie drei Tage an der Uni und werden an zwei Tagen pro Woche an einer Schule eingesetzt.

Das neue Studienangebot kann mit einem Bachelor- und darauf aufbauend mit einem Masterabschluss abgeschlossen werden. Das anschließende Referendariat verkürzt sich aufgrund der bereits im Studium gesammelten praktischen Erfahrung auf zwölf Monate.

Studierende können schon während des Studiums umfangreiche Praxiserfahrungen sammeln und sind damit nicht nur finanziell unabhängig, sondern erfahren gleich, wie die schulische Realität ist.

Helmut Holter (Linke) Bildungsminister Thüringen

Bewerbungen ab Mai möglich

Studierende können schon während des Studiums umfangreiche Praxiserfahrungen sammeln und sind damit nicht nur finanziell unabhängig, sondern erfahren gleich, wie die schulische Realität ist, sagte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke). Außerdem würde so den Regel- und Gemeinschaftsschulen enorm geholfen werden. Man müsse alle Karten ziehen, um den Lehrermangel zu bekämpfen, so Holter weiter. Bewerbungen für das duale Studium an der Uni Erfurt sind ab Mai möglich.

Abiturientin Pia Roth (Mitte) an ihrem letzten Schultag am Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium Vacha. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden feiert sie das Ende einer zwölfjährigen Schulzeit. 30 min
Abiturientin Pia Roth (Mitte) an ihrem letzten Schultag am Johann-Gottfried-Seume-Gymnasium Vacha. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden feiert sie das Ende einer zwölfjährigen Schulzeit. Bildrechte: MDR / Robert Löwig

Zahl der Regelschullehrer geht seit Jahren zurück

In Thüringen geht seit Jahren die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen zurück. Im Schuljahr 2016/17 lag sie noch bei knapp 3.900 Pädagogen, im Schuljahr 2022/23 bei etwa 3.400.

Vergangene Woche hatte der Thüringer Landtag nach monatelangen Diskussionen doch noch ein neues Schulgesetz verabschiedet. Die Reform sieht unter anderem mehr Praxisunterricht sowie pädagogische Hilfskräfte im Klassenzimmer vor.

Was sind Regelschulen? Die Thüringer Regelschulen sind weiterführende Schulen, das heißt, dass dort Schüler von der fünften bis zur neunten oder bis zur zehnten Klasse unterricht werden. Ihnen soll dort eine allgemeine und berufsvorbereitende Bildung vermittelt werden. Die Jugendlichen können an der Regelschule entweder einen Hauptschul-, einen qualifizierten Hauptschul- oder einen Realschulabschluss machen.

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MDR (jml)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 29. April 2024 | 11:00 Uhr

57 Kommentare

Britta.Weber vor 2 Wochen

MalNachdenken, nein, den Niveauabfall gibt es seit der Wende, mit kurzen Unterbrechungen. Ich habe beruflich auch mit Bildungsproblemen zu tun und könnte das belegen (etwa an Klausuren und Noten). Der Niveauabfall hat auch die Unis errreicht. Ein Hauptgrund liegt in der höheren Zahl an Abiturienten und Studenten. Es gibt keinen erkennbaren Grund, weshalb es - bereinigt auf dei Schülerzahl- jetzt mehr Begabte für ein Fach geben soll als 1960 oder 1970 oder 1990 etc.

MalNachdenken vor 2 Wochen

@MDR
Wäre es möglich, in einem zukünftigen Beitrag, die erzieherischen Anforderungen an Lehrer etwas näher zu betrachten?
Dabei interessant ist natürlich, ob es neue Anforderungen an die Lehrer gibt, in die Erziehung gestalterisch einzugreifen.
Das die Schule neben dem Elternhaus immer erzieherisch tätig ist steht dabei außer Frage. Es geht hier mehr um neue, gewachsene Anforderungen die neben dem Lehrplan zu erfüllen wären und dadurch Lernziele gefährden würden.
Die Hinweise der Kommentatoren hierzu sind nur sehr wage.

Freies Moria vor 2 Wochen

@MalNachdenken: Fragen Sie einfach ein paar Lehrer. Oder beim Schulamt Ihres Vertrauens. Oder im Kultusministerium des zuständigen Bundeslandes. (In Thüringen heisst es nicht mehr Kultusministerium, sondern Bildungsministerium, ein Anspruch wurde wohl aufgegeben...)
Kleiner Einstieg zum Anzuckern: https://bildung.thueringen.de/bildung/politische-bildung
Können Sie nach der Lektüre konkret angeben, was da gelernt wird?

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