Organisierte Kriminalität Mafia in Erfurt: Ex-Oberbürgermeister Ruge erhebt Vorwürfe gegen Polizei

20. Juni 2022, 17:57 Uhr

Der ehemalige Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge erhebt Vorwürfe gegen die Thüringer Ermittlungsbehörden. Weder Polizei noch Steuerbehörden hätten ihn über mafiöse Strukturen in der Stadt informiert.

Erfurts Ex-Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU) erhebt Vorwürfe gegen die Thüringer Ermittlungsbehörden. In seiner Amtszeit von 1990 bis 2006 sei niemand von der Polizei oder den Steuerbehörden bei ihm gewesen und habe ihm Informationen über die italienische Mafia in Erfurt gegeben.

Ruge sagte vor dem Mafia-Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag, dass es Ende der 90er-Jahre in der Stadtverwaltung Hinweise auf mafiöse Strukturen in Erfurt gegeben haben soll. Nach seinen Angaben habe es dazu im Rathaus verschiedene Beratungen geben. Aber es sei keine Lösung gefunden worden, wie man mit dem Problem umgehen sollte, so der ehemalige Oberbürgermeister.

Auf Nachfrage der Abgeordneten räumte Ruge ein, im Gegenzug bei Polizei und Steuerbehörden zu den Mafia-Hinweisen nicht nachgefragt zu haben.

Mafia in Erfurt: Ärger mit italienischem Restaurantbetreiber

Ruge bestätigte, dass für eine CDU-Wahlkampfveranstaltung von einem Italiener Wein und Essen in Rechnung gestellt worden seien. Dabei handelte es sich um eine Veranstaltung zur Oberbürgermeisterwahl am Fischmarkt im Jahr 2000. Die Rechnung wurde Ruges Angaben nach von seinem Parteiwahlkampfkonto beglichen. Im Anschluss soll es Ärger mit dem Italiener gegeben haben, weil dieser teure Weine auf die Rechnung geschrieben haben soll, die gar nicht getrunken wurden.

Ruge sagte vor dem Untersuchungsausschuss weiter, er habe in den 90er-Jahren lediglich mit einem italienischen Gastronomen Kontakt gehabt. Dieser habe am Erfurter Fischmarkt ein Restaurant eröffnet und sich bei ihm vorgestellt. Ansonsten habe er keine Kontakte zu italienischen Gastronomen in Erfurt unterhalten.

Städtische Immobilien an italienische Investoren verkauft?

Im Ausschuss wurden Ruge zwei Kaufverträge über den Verkauf von städtischen Immobilien an italienische Investoren vorgehalten. Ruge hatte als OB die Vollmacht für einen Anwalt, der die Stadt bei den Geschäften vertreten hatte, 1996 unterschrieben. Ruge sagte dazu, dass er sich an diese Vorgänge nicht erinnern könne.

Einer der an dem Geschäft beteiligten Italiener war einer der Beschuldigten im Mafia-Ermittlungsverfahren Fido, das von Bundeskriminalamt, Thüringer Landeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft Gera in Thüringen geführt wurde. Auch der italienische Gastronom, dessen Restaurant Rechnungen zu Wahlkampfveranstaltungen an die CDU gestellt hatte, war Beschuldigter in dem Verfahren.

Der Mafia-Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag beschäftigt sich mit den Strukturen in der Italienischen Mafia in Thüringen und dem Ermittlungsverfahren Fido. Dabei geht es um mutmaßliche Verbindungen von der Mafia in Politik, Gesellschaft und Behörden.

MDR (ahem/lke/fno)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. Juni 2022 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

martin am 21.06.2022

Der Ex-OB will einschlägige Hinweise auf mögliche mafiöse Aktivitäten in Erfurt erhalten und bei keiner zuständigen Behörde nachgefragt haben? Dann scheint es ihm ja recht egal gewesen zu sein. Hauptsache es wird investiert.

hilflos am 21.06.2022

Italien und Mafia? Für mich hört sich das schon etwas fremdenfeindlich an

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