recap Wie können wir den CO2-Ausstoß von Superreichen senken?

28. April 2023, 17:06 Uhr

Der Klimawandel ist Fakt, wir alle stehen in der Verantwortung dagegen vorzugehen. Alle? Fakt ist auch: ein kleiner, elitärer Teil der Menschheit ist für viel mehr CO2-Emissionen verantwortlich als der große Rest. So emittiert Statistiken zufolge ein Durchschnittsbürger in Deutschland rund 11 Tonnen CO2 pro Jahr. Ein Millionär kommt schon auf 100 Tonnen und sogenannte Superreiche stoßen 2000 Tonnen CO2 und mehr aus. Wie kann man dieses Missverhältnis stoppen?

recap-Folge: Superreiche Klimakiller

Superreiche haben einen deutlich höheren CO2-Ausstoß als normale Menschen. Studien zufolge läuft es oft so: Je mehr Vermögen desto höher die Emissionen. Grund ist ihr Lifestyle. Viele Superreiche besitzen große Villen, Yachten und Privatjets. Milliardäre wie Elon Musk bauen zwar E-Autos, feuern mit Unternehmen wie SpaceX aber auch kräftig Emissionen in die Atmosphäre.

Oder der saudi-arabische Investor Prinz Al Walid sowie der Hongkonger Milliardär Joseph Lau mit ihren privaten Jumbo-Jets, der russische Milliardär Roman Abramowitsch und nicht zuletzt Microsoft-Gründer Bill Gates mit mehreren riesigen Immobilien und Hunderten Flügen pro Jahr.

Superreiche und Milliardäre Als superreich gilt, wer mehr als 100 Millionen Dollar besitzt.

Im Jahr 2022 gab es einer Erhebung des "Forbes"-Magazins zufolge weltweit 2668 Menschen, mit einem Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar.

Diese Menschen könnten aufgrund ihres Lebensstils einfach mehr in die Verantwortung genommen werden, sagen mehrere Experten. In der ARD Doku "Das Klima und die Reichen" fordert der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber zum Beispiel ein CO2-Budget von drei Tonnen pro Jahr, "aber wer mehr braucht, muss es sich eben einkaufen."

Jeder Mensch kriegt drei Tonnen CO2 pro Jahr, aber wer mehr braucht, muss es sich eben einkaufen.

Hans Joachim Schellnhuber Klimaforscher

Heißt: Superreiche müssten für ihren höheren C02 Verbrauch zahlen - und könnten sich von Menschen, die nicht so viel verbrauchen, die Zertifikate kaufen.

Lösungsansatz: Klimasteuer für Reiche?

Eine andere Idee ist eine Klimasteuer für Reiche. "Tax Me Now" - eine Initiative von Reichen aus dem deutschsprachigen Raum - fordert: Reiche sollen höher besteuert werden, unter anderem bei Vermögen oder Erbschaften. Das Geld könnte dann zum Beispiel in Klimaprojekte fließen.

Kritiker wie Podcaster Ole Nymoen bemängeln im recap-Interview jedoch, dass solche Steuern bei den Superreichen ohnehin nichts bewirken würden: "Ein Milliardär, der interessiert sich überhaupt nicht dafür, ob durch CO2-Steuern der Treibstoff seiner Megayacht einen Tacken teurer wird! Das muss man ihm dann schon verbieten!"

Das muss man ihm dann schon verbieten [...]!

Ole Nymoen Wirtschaftspodcaster "Wohlstand für Alle"

Das Argument: höhere Steuern würden nicht automatisch den klimaschädlichen Lifestyle beenden, darum seien nur strikte Verbote sinnvoll.

Innovationen als Ausweg?

Mojib Latif
Klimaforscher Mojib Latif Bildrechte: imago/Hoffmann

Ein weiterer Lösungsansatz kommt von Klimaforschern wie Mojib Latif: Er wünscht sich mehr Offenheit für neue Technologien. Flüge und einen gewissen Lebensstil könne man nicht verbieten, aber klimafreundlicher machen: "Wir brauchen Innovationen. Wir müssen doch das, was wir irgendwie machen wollen - und Mobilität gehört dazu - so wenig umweltschädlich wie möglich zu machen! Und da gibt es unendlich viele Ideen. Und diese guten Ideen, die müssen wir eben auch fördern!"

Wir brauchen Innovationen. [...] Und da gibt es unendlich viele Ideen. Und diese guten Ideen, die müssen wir eben auch fördern!

Mojiib Latif Klimaforscher

Lösungsansätze sind da. Darüberhinaus gibt es schon Superreiche, die bereit sind, ihren Lebensstil zu ändern und ihr Vermögen für die Allgemeinheit und mehr Klimaschutz einsetzen.  Das und mehr besprechen wir in der aktuellen recap-Folge.

Dieses Thema im Programm: recap bei youtube | 28. April 2023 | 17:00 Uhr

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