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Von "Charlie Marx City" nach Down Under: Der Exportschlager

Die international gekrönte "Königin der Buchungsmaschinen" wurde zum Exportschlager der DDR und trat ihren Siegeszug um die Welt an: Nach Luxemburg und Großbritannien, nach Mexiko oder Ägypten, in den Irak, nach Pakistan und Indien bis nach Japan. In mehr als 100 Ländern erwirtschaftete die DDR mit dem mitteldeutschen Produkt Gewinne und Devisen. Für die Generalvertretungen und den Kundendienst in den fernen Ländern brauchte man zuverlässige und erfahrene Leute wie Günther Jörnitz. Als die "Königin" schließlich Australien eroberte und die dortigen Banken mit den Chemnitzer Maschinen buchen wollten, zog der gelernte Büromaschinenmechaniker 1966 mit seiner Frau das große Los.

Es ging zunächst für elf Monate nach Down Under, um die Kollegen in Benutzung und Reparatur zu unterweisen. Bestaunt wurde er dafür, dass aus dem Land - von dessen Existenz, die einen nichts wussten, die anderen es für eine russische Provinz hielten - solche Qualitätsprodukte kamen.

Da fiel mir dann ein, du musst das mal in Englisch rüberbringen und da bin ich auf Charlie Marx City gekommen. Mit diesem Wort habe ich viele dann auch schockiert: 'Wo liegt denn nun Charlie Marx City?'!

Günther Jornitz, Büromaschinenmechaniker | Geschichte Mitteldeutschlands

Rückkehr nach Karl-Marx-Stadt - Neuanfang bei Robotron

Fünf Jahre blieben Günther und Barbara Jornitz in Australien, lernten Land und Leute kennen, machten unerlaubt Reisen durch das ganze Land, genossen das Leben am Pazifik und die beeindruckenden Landschaften vor der Haustür. Mehr als einmal kam den beiden der Gedanke, für immer zu bleiben.

Fachleute waren speziell in der Zeit sehr gefragt. Zwar gab es auch eine Einwanderungsquote, aber wenn man aus Europa kam und Fachkenntnisse hatte, dann gab es keine Probleme, dort in Australien zu bleiben.

Günther Jornitz, Büromaschinenmechaniker | Geschichte Mitteldeutschlands

Doch der Wunsch, Verwandten und Freunden nahe zu sein, siegte und so kehrte das Ehepaar Jornitz 1971 nach Karl-Marx-Stadt zurück. Günther Jornitz zählte nun zu den weit gereisten und erfahrenen Kollegen. Die "Königin" sollte ihm aber noch weitere Reisen in den gesamten Ostblock, nach Sri Lanka und Vietnam bescheren. Aber die gemeinsamen Tage des treuen Mechaniker mit der "Königin" waren gezählt. Die digitale Revolution zwang sie zum Abdanken.

"Die Elektronik ist dann auf dem Weltmarkt immer größer geworden und dadurch sind diese mechanischen Maschinen immer mehr ins Hintertreffen geraten", erinnert sich Günther Jornitz an die vergangenen Zeiten. 28 Jahre lang, bis 1983 wurden 330.000 Maschinen hergestellt. Für die Büromaschinenwerker ging es weiter, längst schon waren sie Teil des Superkombinats "Robotron", das mit den Computern "Made in GDR" an die großen Erfolge anknüpfen wollte.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:Geschichte Mitteldeutschlands - Das Magazin | 10.07.2012 | 21:15 Uhr

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Computer von Robotron

Robotron A 5120 (BC 5120) Der A5120 ist ein imposantes Stück Rechentechnik aus den 80er Jahren. Er wiegt etliche Kilo und das erste, was man für ihn braucht, ist ein stabiler Tisch und eine stabile Stromversorgung. Den A 5120 konnten nur Betriebe und Institutionen erwerben und er hatte einen stolzen Preis: zwischen 60.000 bis 80.000 Mark kostete er. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Drucker SD 1152 Model 257 Dieser Drucker - ein professioneller Typenraddrucker - ist wie die meisten Robotron-Geräte für die Ewigkeit gebaut: gusseisernes Gehäuse, unverwüstliche Mechanik. Das Ganze wiegt dann soviel wie ein Sack Zement, nämlich 25 kg. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron K 8915 Ursprünglich lediglich als Terminal vorgesehen, wurden diese Geräte auch als vollständiger PC betrieben. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron K 8924 Der K 8924 ist ein 8-bit Rechner, der unter anderem in Banken, bei der Post und der Deutschen Reichsbahn zum Einsatz kam. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron A 5105 / BIC (Bildungscomputer) Der Name sagt es: Der Rechner war vor allem im Bildungswesen der DDR, also in Schulen und Hochschulen, im Einsatz. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron A 7100 Der A 7100 ist der erste 16-bit Arbeitsplatzcomputer der DDR. Gebaut wurde er 1987. Er war mit einem 8086 Prozessor und zwei 5 1/4 Zoll Diskettenlaufwerken ausgerüstet, eine Festplatte gab es aber erst beim Nachfolgemodell A 7150 (CM1910). Der Rechner ist grafikfähig. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron CM 1910 (A 7150) Der CM 1910 aus dem Jahr 1989 ist einer der leistungsfähigsten DDR-Computer überhaupt gewesen. Im Gegensatz zu seinem sehr ähnlichen Vorgänger A7100 konnte er mit einer Festplatte ausgerüstet werden, hatte eine erweiterte Grafikansteuerung und war in der Lage, neben CP/M auch MS-DOS als Betriebssystem zu nutzen. Das gute Stück ist stabil verarbeitet und wiegt um die 25 kg. Eine Besonderheit des CM 1910 war eine optoelektronische Lüfterüberwachung, welche die Netzteile bei einem Defekt automatisch abschaltete. Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron KC 87 Die KC Reihe 85/2 bis 85/4 waren die eigentlichen Homecomputer der DDR und ausgesprochen begehrt. Als Bildschirm wurde meist ein Schwarzweiss-Fernsehgerät benutzt ("Junost" oder "Robotron"). Bildrechte: Computermuseum efb-1.de
Robotron KC 85/2 85/4 Der "Kleincomputer" 87 ist ein Homecomputer aus dem Jahr 1987, der hauptsächlich in Computerkabinetten von Schulen zu finden war. Angeschlossen wurde er an den russischen Fernseher mit Namen "Junost". (Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR um 2 | 03.02.2017 | 14:00 Uhr) Bildrechte: Computermuseum efb-1.de

VEB Kombinat Robotron

Als Stammbetrieb von Robotron und Sitz der Kombinatsleitung wurde zunächst das Fernsehwerk VEB Rafena in Radeberg genutzt. Hier wurden auch die ersten Computer R300 produziert. Der VEB RAFENA Radeberg war ürsprünglich der Stammbetrieb des Kombinats Robotron. Später übernahm der VEB Robotron-Elektronik Dresden diese Rolle. Damit wurde auch die Kombinatsleitung von Robotron von Radeberg nach Dresden verlegt. Bildrechte: MDR/robotron
Robotron Hauptsitz in Dresden. Zuletzt gehörten dem Kombinat über 20 Betriebe an fast 70 Standorten mit insgesamt rund 68.000 Beschäftigten an. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Hier eine Rechenanlage sowjetischer Bauart. Die Anlagen damals waren für heutige Verhältniss unvorstellbar groß. Der R300 zum Beispiel benötigte für seine 45 Schränke eine Aufstellfläche von 200 m² und hatte ein Gewicht von 600 kg. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Werbefoto - Robotron - High Tech made in GDR Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
In den 1980er Jahren erlangte Robotron auch für den westdeutschen Markt Bedeutung, indem Peripheriegeräte wie Drucker für Heimcomputer geliefert wurden. Diese wurden beispielsweise unter dem Namen Präsident (BRD) und Samelco (USA) angeboten. Auch ein Großteil der Schreibmaschinen wurden über Versandhandelsunternehmen im Westen verkauft. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Robotron Werbefoto von 1989. Im Jahre 1989 betrug die Belegschaft des Kombinates 68.000 Beschäftigte, die Zahl der Betriebe 21 und der Umsatz 12,8 Milliarden Mark der DDR. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Gudrun Kluge: Betriebsausweis Robotron. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Robotron Hauptsitz in Leipzig. Bis 2005 Sitz der Robotron Bildungs- und Beratungszentrum GmbH Leipzig Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Radeberg: ehemaliger Speisesaal des VEB Rafena Radeberg Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger
Ehemalige Produktionshalle des VEB Rafena Radeberg nach der Auflösung des Betriebes 1990. Bildrechte: MDR/Kerstin Mauersberger