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Produktionsende vor 30 JahrenDie Geschichte des Kultautos Trabant

30. April 2021, 16:20 Uhr

30. April 1991: In Zwickau läuft nach 34 Jahren der letzte Trabant vom Band. Insgesamt wurden zirka 3,6 Millionen Exemplare des Kultautos (mit Vorläufermodellen) produziert: Wenn eine Ära zu Ende geht, beginnt ein Kult: Heute haben die Zwei- und Viertakter aus Zwickau Oldtimer-Status.

Der Film zum Kult-Auto: Go Trabi go Bildrechte: MDR/ARD Degeto

Mit dem Fall der Mauer bekam der Trabant erstmals ungeahnte mediale Aufmerksamkeit. Nicht nur die Komödie "Go Trabi go" mit Wolfgang Stumph spielte dabei eine Rolle. In beinahe jedem Fernsehbeitrag über den Mauerfall wurde ein DDR-Bürger im typischen Ostauto gezeigt. Doch mit der politischen Wende endet ein paar Monate später auch die Produktion des Trabi.

Blick zurück

Der Trabant wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten "Sputnik" ins All schickte. Trabant bedeutet "Begleiter". Mit dem Namen für den in Zwickau entwickelten Kleinwagen wollte die DDR verdeutlichen, dass ihre Automobilindustrie eine ähnliche technische Überlegenheit gegenüber dem Westen aufweise wie die sowjetische Weltraumfahrttechnik. Und tatsächlich entsprach der ab 1957 von den traditionsreichen Automobilwerken Audi und Horch gebaute P50 durchaus dem Stand der technischen Entwicklung. Der Kleinwagen mit Zweitaktmotor besaß eine Kunststoffkarosserie, weil es zeit- und systembedingte Lieferschwierigkeiten bei Stahl gab und fuhr 90 km Höchstgeschwindigkeit pro Stunde. Jahr für Jahr wurde der Trabant etwas weiterentwickelt; so wurden z.B. auch Kombis und Lieferwagen produziert.

Große Umweltbelastung durch Zweitaktmotor

Allerdings kam es seit den 1970er-Jahren zu keinen großen Neuerungen mehr, weil die SED-Führung Investitionen in die Automobilindustrie - im Gegensatz zur Chemie- und Schwerindustrie - nicht favorisierte und die Innovationen der Ingenieure in Zwickau nicht in die Produktion umsetzte. So geriet die DDR-Automobilindustrie mit ihren beiden Marken Trabant und Wartburg international ins Hintertreffen. Der Zweitaktmotor führte zu einer solchen Umweltbelastung, dass selbst die Ostblockstaaten Ende der 1980er-Jahre keinen Trabi mehr importierten.

Viertaktmotor kommt zu spät

Da sich die DDR-Führung diesen Problemen nicht mehr verschließen konnte, kam es Ende 1984 zu Lizenzverträgen mit der Volkswagen-AG, die VW-Viertaktmotoren für Trabant und Wartburg liefern sollte. Wegen der geringen Investitionsbereitschaft des SED-Regimes rollte erst im Oktober 1988 der erste Wartburg mit Viertaktmotor vom Band, 1990, also nach der Wende, folgte der Trabant. Aber zu diesem Zeitpunkt fanden sich für den neuen Trabant kaum noch Abnehmer.

Trabi-Besitzer als Kfz-Mechaniker

Der Trabi steht auch repräsentativ für die Mangelwirtschaft in der DDR. Die Wartezeit auf einen Kleinwagen betrug zwölf bis 15 Jahre. Ein volljährig gewordener DDR-Bürger bestellte sich sofort nach seinem Geburtstag einen Trabant, damit er mit seinem 30. Lebensjahr vielleicht Autobesitzer war. In den 1980er-Jahren klaffte die Schere zwischen Angebot und Nachfrage nach dem Trabi immer weiter auseinander. Einerseits waren die Einkommen gestiegen, andererseits konnte die Produktion die daraus resultierende höhere Nachfrage nicht befriedigen.

Bildrechte: August Horch Museum Zwickau

Hinzu kamen Knappheit und Lieferprobleme bei Ersatzteilen. Instandhaltung und Reparatur waren in erster Linie Sache des Autobesitzers, der hierdurch notgedrungen zum Privat-Kfz-Mechaniker wurde - oder entsprechende Bekannte brauchte. Eine Fülle von Ratgeberliteratur sowie Fernsehsendungen zu Reparatur und Pflege des Trabis lieferten das nötige Knowhow zum Erhalt des Fahrzeugs.

Trabant mit Oldtimer-Status

Trotz aller Unbill - die Trabis fahren noch: Vor 30 Jahren rollte zwar in Zwickau der letzte Trabant vom Band, doch der DDR-Klassiker ist noch immer auf Deutschlands Straßen unterwegs. Seit 2015 steigt soger der Wert der Autos wieder - auch deshalb, weil die meisten mittlerweile den sogenannten Oldtimer-Status haben. Ab Mai können dann alle "Pappen" das besondere Autokennzeichen mit dem H für historische Fahrzeuge führen, denn dann sind alle über dreißig Jahre alt.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:MDR um 2 | 30.04.2021 | 14:00 Uhr