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Markus Meckel im PorträtVom Pfarrer zum Außenminister

13. Dezember 2019, 10:43 Uhr

Er war der letzte Außenminister der DDR und Mitbegründer der SDP, der ostdeutschen Version der SPD. Und er war einer der vielen DDR-Pfarrer, die 1989 Politiker wurden - weshalb die Friedliche Revolution oft auch als "Revolution der Pastoren" bezeichnet wird.

Gemeinsam mit seinem Studienfreund, dem Theologen Martin Gutzeit, initiierte Markus Meckel die Gründung der SDP in dem kleinen brandenburgischen Städtchen Schwante. Sie war in jeder Hinsicht eine Provokation: Nicht nur, dass das Gründungsdatum auf den 7. Oktober 1989 - den 40. Jahrestag der DDR - fiel, sie stellte auch die Staatspartei SED infrage und war eine klare Oppositionsansage. Die "Sozialdemokratie" war auch seit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED im April 1946 quasi Bestandteil der Staatspartei.

Wir machten die Zwangsvereinigung rückgängig, wir zogen gewissermaßen die Hand der SPD aus dem SED-Parteiabzeichen und gingen damit an die Wurzeln des Selbstverständnisses der SED. So entzogen wir der SED ihre selbst ernannte Legitimation und stellten ihr absolutes Wahrheits- und Machtmonopol infrage.

Markus Meckel

Im Unterschied zu den Bürgerbewegungen wie "Neues Forum" oder "Demokratie jetzt!" sollte die SDP zudem der "Gesellschaft die Perspektive einer parlamentarischen Demokratie westlichen Musters geben", sagt Meckel. Ende November 1989 hatte die Partei schon etwa 10.000 Mitglieder. Ein knappes Jahr später vereinigten sich die ostdeutschen und westdeutschen Sozialdemokraten.

Zur Person

Als Pfarrerssohn war für Markus Meckel (Jahrgang 1952) eine gewisse Außenseiterrolle in der DDR vorprogrammiert, denn bekennenden Christen standen nicht alle Bildungswege offen. Aus politischen Gründen flog Meckel nach der 10. Klasse von der Schule und konnte nur an einer kirchlichen Schule das Abitur machen. Als 17-Jähriger verweigerte er den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA). Später studierte er Theologie und wurde Pfarrer; er koordinierte Friedensgruppen und war für die Stasi einer der gefährlichsten Aktivisten. Im April 1990 wurde er zum Außenminister der letzten DDR-Regierung berufen. Von 1990 bis 2009 gehörte er der SPD-Fraktion im Bundestag an. Meckel ist Vorsitzender des Stiftungsrates in der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Mitglied des Beirats der Stasi-Unterlagenbehörde BStU.