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Panzerfahren für den Naturschutz

15. Mai 2020, 15:40 Uhr

Ein ungewöhnlicher Anblick: Am Südende des Krahnbergs bei Gotha rast ein Panzer durch riesige Pfützen. Der Motor heult, dicke schwarz-graue Rauchwolken steigen auf und von den Ketten spritzt der Schlamm meterhoch. Aber der alte sowjetische Panzer schießt nicht. Nicht mehr. Er ist demilitarisiert. Das heißt, seine Waffen wurden unbrauchbar gemacht.

1995 erwarb der Bund der Militär- und Polizeischützen e.V. bei Trügleben einen alten Truppenübungsplatz, den zuletzt fast 50 Jahre lang die Sowjetarmee genutzt hatte und baute ihn zum Bundes- und Landesleistungszentrum für den Schießsport um. Verantwortlich für das Gelände ist René Elstner.

Pfützen für die Lurche

Weil die Sowjets aber nicht nur die Schießstände, sondern auch die alte Panzerübungsstrecke mit all ihren Furchen und Pfützen hinterlassen hatten, gründeten er und zwei weitere Vereinsmitglieder das Unternehmen "Rekult". Sie übernahmen fünf Schützen- und zwei Bergepanzer, reparierten, sanierten und demilitarisierten sie. Ziel von "Rekult":  Panzerfahren als Erlebnis und für den Naturschutz.

Der Eingang zur Panzerstrecke auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Trügleben bei Gotha. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
René Elstner, Gründer von REKULT, kümmert sich ehrenamtlich um die Wartung der alten russischen Panzer. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Ein alter russischer Bergepanzer auf Fahrt im Gelände. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Der Schlamm spritzt meterhoch, wenn die Panzer für den Naturschutz durch die Pfützen fahren. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Immer griffbereit: die Panzerhauben. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Nach dem Einsatz muss der alte Panzer vom Schlamm befreit werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Solche Pfützen hinterlässt der Panzer: wichtiger Lebensraum für Froscheier und Kaulquappen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Garage und Werkstatt für die demilitarisierten Panzer von REKULT. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Inschrift sowjetischer Soldaten an den Wänden der Schießstände auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Trügleben. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Schießstand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Hier trainiert heute unter anderem der Bund der Polizei- und Militärschützen, aber auch Zivilisten können hier das Schießen lernen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ähnlich wie auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Döberitzer Heide, schufen auch in Trügnitz die rollenden Kettenfahrzeuge Sowjetarmee einen einzigartigen Lebensraum für inzwischen geschützte Tiere und Pflanzen. Zum Beispiel für die Gelbbauchunke. Sie war "Lurch des Jahres 2014" und lebt in Pfützen und kleineren Tümpeln. Dort nämlich kann kein Fisch ihre Eier oder später die Kaulquappen fressen. Was könnte also den Nachkommen der Goldbauchunke mehr nützen, als die Panzerketten, die den Boden aufwühlen und riesige Löcher hinterlassen, in denen sich das Regenwasser sammelt. Die Tiere werden dabei nicht überfahren, sondern von der Bugwelle beiseite geschwemmt.

Im Bunde mit dem Naturschutzbund

Das alles ist bis ins Detail mit dem Naturschutzbund abgesprochen. René Elstner und seine Kollegen fahren streng nach dessen Vorschrift. Außerdem bieten sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein Abenteuer der besonderen Art mit einem Mehrwert für den Naturschutz. Doch nicht nur Panzerfahren kann man in Trügleben, auch schießen oder Rundflüge über Thüringen mit dem weltgrößten Anderthalbdecker, der Antonov AN2,  unternehmen.