Gemäldegalerie Alte MeisterNeun weltberühmte Gemälde, die in Dresden ihre Heimat haben
In Dresden können Sie eine Reise durch die Geschichte der Malerei und Kunst in Europa unternehmen. Die Gemäldegalerie Alte Meister ist mit ihrer Sammlung gleichauf mit internationalen Kunstzentren wie Rom, London oder Amsterdam. 700 Gemälde und 450 Skulpturen gibt es hier zu sehen, darunter Raffaels "Sixtinische Madonna" oder die "Schlummernde Venus". Das sind neun Highlights, die Sie bei Ihrem Besuch auf keinen Fall verpassen sollten.
Andrea Mantegna: "Die Heilige Familie", um 1495-1500
Mantegna gilt heute als einer der bedeutendsten oberitalienischen Maler der Frührenaissance. Er war Vorreiter einer Wiederentdeckung der Antike, ein früher Meister in der Darstellung von beherrschter Emotionalität und illusionistischer Perspektive.
Das Gemälde, das Maria mit dem Jesusknaben, neben ihr Josef und die betagte Elisabeth mit ihrem Sohn Johannes zeigt, ist ein Spätwerk. Das Andachtsbild hat eine ungewöhnliche Komposition, zeigt alle Figuren in gleicher Position und auf gleicher Höhe in frontaler Ansicht vor einem dunklen Hintergrund. Mantegna modelliert seine Figuren wie Skulpturen. Für diese ungewöhnliche Komposition ließ er sich von antiken Grabreliefs und mittelalterlichen Bildvorstellungen inspirieren. Jeder erzählerische Duktus wird vermieden, die unterschiedlichen Blickrichtungen der Augen erzeugen die Spannung im Bild.
Giorgione: "Schlummernde Venus", um 1508-1510
Die vollkommen nackt und schlafend dargestellte Venus, diagonal ins Bild gesetzt in einer arkadischen Landschaft, verkörpert frei von aller Koketterie und ohne göttliche Attribute das Schönheitsideal der Hochrenaissance. Sie scheint völlig im Einklang mit der sie umgebenden Natur. Kein Geringerer als Tizian soll das Bild nach dem frühen Pesttod Giorgiones fertiggestellt und die Landschaft hinzugefügt haben. Auf dem Röntgenbild des Gemäldes zeichnet sich zu Füßen der Göttin die Gestalt eines kleinen Amors ab, die später übermalt wurde.
Raffael: "Die Sixtinische Madonna", 1512/13
Raffaels Madonna ist das wohl berühmteste Bild der Galerie und eines der weltweit bekanntesten Meisterwerke der Hochrenaissance. Entstanden ist es vor über 500 Jahren für den Hochaltar der Klosterkirche in Piacenza. Umgeben von einer Engelsglorie erscheint Maria mit dem Kind auf dem Arm in den Wolken. Da Raffael fast völlig auf die Konstruktion eines Bildraumes verzichtet, wirkt das Gemälde wie eine Vision, die sich zum Betrachter hin öffnet.
1754 erwarb sie August III., sächsischer Kurfürst und König von Polen, für seine Sammlung, es waren lange Verhandlungen und eine teure Erwerbung. Getragen vor allem durch die Begeisterung der Romantiker wurde die Madonna zum Objekt geradezu kultischer Verehrung. Früh entdeckte die Andenken- und die Werbeindustrie die beiden Engel am unteren Bildrand für ihre Zwecke.
Lucas Cranach d. Ä.: "Herzog Heinrich der Fromme" und "Herzogin Katharina von Mecklenburg",1514
Die beiden Bildnisse bestechen durch die feine Ausführung der Malerei, sowohl in den Porträts des Paares, vor allem aber auch in der artifiziellen Darstellung der dekorativen und repräsentativen Gewänder.
Wahrscheinlich wurde die Doppeltafel aus Anlass der Eheschließung in Auftrag gegeben. Es sind die ersten ganzfigurigen weltlichen Bildnisse in der europäischen Malerei, sie markieren eine neue Sicht auf das Individuum, seinen Stand, seine Haltung, seinen Charakter. Links neben dem Rock der Fürstin ist deutlich neben der Jahreszahl die geflügelte Schlange, das Werkstattzeichen der Cranachs, zu erkennen. Cranach d. Ä. war als Hofmaler den Wettinern eng verbunden, nahm aber auch Aufträge aus dem katholischen Lager an. Die Dresdner Galerie besitzt den weltweit größten Bestand an Gemälden der Malerfamilie und ihrer Werkstatt.
Rembrandt Harmensz van Rijn: "Ganymed in den Fängen des Adlers", 1635
Das 1635 gemalte, großformatige Historienbild nimmt einen besonderen Platz im Rembrandt-Bestand der Dresdner Galerie ein: Es ist das vielleicht kurioseste und auffälligste. Ein Bild, das viele Rätsel aufgibt und Deutungen zulässt, obwohl das Motiv schnell zu überschauen und die mythologische Vorlage seit Homer, Vergil, Ovid bekannt ist.
Ganymed war ein schöner Jüngling, den die Götter als Mundschenk begehrten. Jupiter selbst, die Gestalt eines Adlers annehmend, hat ihn entführt. Diese Entführung in himmlisch-göttliche Sphären malt Rembrandt. Aber was macht er aus dem schönen Götterliebling? Einen garstig-schreienden, speckigen, vor Angst pinkelnden Knaben in den Fängen des riesigen Adlers. Rembrandt unterläuft den Mythos auf frappierende Weise. Er macht aus ihm eine Gegenwartsszene, wie er überhaupt keine Skrupel hat, in ein und demselben Werk das Niedere und das Erhabene zu vermischen.
Jean-Etienne Liotard: "Das Schokoladenmädchen", um 1744/45
Ein Dienstmädchen serviert auf einem Tablett das damalige Modegetränk Schokolade und ein Glas Wasser. Die Feinheit der Ausführung, die konzentrierte Reglosigkeit des Mädchens und die nur von feinen Schatten konturierte Helligkeit des Bildes wurden schon im 18. Jahrhundert bewundert. Nach dem Urteil der berühmten Malerin Rosalba Carriera ist es "das schönste Pastell, das man je gesehen hat".
Pastellmalerei war im Rokoko "en vogue". Mit Pastellstiften, die auf rauen Untergrund trocken und kreideartig aufgetragen werden und einen locker haftenden Farbstaub erzeugen, können zarte und hochdifferenzierte Tönungen erreicht werden. Die Dresdner Galerie besitzt ein ganzes Kabinett mit Pastellmalerei. Das Bild wurde immer wieder für Schokolade- und Kakaowerbung benutzt und ist deshalb weithin bekannt.
Bernardo Bellotto, genannt Canaletto: "Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke", 1748
Kein anderes Bild hat den Mythos der Barockstadt Dresden so gefestigt wie dieses, kein Reiseführer kommt ohne den "Canalettoblick" aus. In detailreicher Darstellung hält der Maler die durch zahlreiche Barockbauten bereicherte sächsische Residenz fest: von der noch im Bau befindlichen Hofkirche über die Brühlsche Terrasse mit ihren Palais bis zur Kuppel der Frauenkirche.
Als Hofmaler Augusts III. schuf Bellotto zahlreiche Veduten von Dresden und Pirna. Seine Kunst spiegelt schon den Rationalismus der Aufklärung und bedeutete einen Schritt hin zur realistischen Landschaftsdarstellung. Das Gemälde wurde in den vergangenen Jahren aufwändig restauriert.
Antike Skulpturen, die Herkulanerinnen, römische Kopien griechischer Originale
Um das Jahr 1711 wurde bei Neapel ein sensationeller Fund gemacht: drei römische Marmorstatuen bekleideter Frauen. Als die ersten bedeutenden Funde aus Herculaneum erlangten sie in Europa unter dem Namen Herkulanerinnen Berühmtheit. Die fast lebensgroßen Statuen kamen 1736 aus dem Nachlass des Prinzen Eugen aus Wien nach Dresden. Es waren die ersten Antiken, die Johann Joachim Winckelmann im Original studierte und die so zu Schlüsselwerken bei der theoretischen Begründung des Klassizismus wurden.
Wen sie darstellen, ist bis heute umstritten, möglicherweise handelt es sich um Frauen aus den Familien lokaler Würdenträger. Die sogenannten Herkulanerinnen sind die repräsentativsten Beispiele für die Darstellung der bekleideten Frau in der antiken Skulptur.
Giambologna: "Mars", vor 1587
Die herausragende, ca. 30 cm hohe Bronzestatue des Renaissancebildhauers Giambologna zeigt den nackten Kriegsgott ohne Helm und Rüstung – voranschreitend, mit einer leichten Drehung des Kopfes, von allen Seiten schön und Herrschertugenden wie Kraft, Selbstbewusstsein, Selbstbeherrschung ausstrahlend. Giambologna war ein aus Flandern stammender, dann aber vor allem in Florenz am Hof der Medici wirkender Bildhauer.
Das Kunstwerk kam als Geschenk des Künstlers nach Dresden mit drei anderen Kleinbronzen. Als Sammlerstücke kamen sie in die Kunstkammer, dem Nukleus für die späteren Kunstsammlungen. Im Zuge der Fürstenabfindung ging der Mars in den Privatbesitz des Hauses Wettin über. Zuletzt gehörte er zur Firmensammlung der Bayer AG. Als diese ihn verauktionieren wollte, gelang es den Staatlichen Kunstsammlungen mit viel Unterstützung, das Werk für Dresden noch vor der Auktion zurückzukaufen.
Redaktionelle Bearbeitung: op
Angaben zur AusstellungGemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800
Semperbau am Zwinger, Dresden
Adresse:
Gemäldegalerie Alte Meister
Zwinger, Theaterplatz 1, 01067 Dresden
Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen
Eintritt:
14 Euro, ermäßigt 10,50 Euro, Kinder unter 17 Jahren haben freien Eintritt
Die Tickets sind gültig für die Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800, den Mathematisch-Physikalischen Salon und die Porzellansammlung.
Barrierefreiheit:
Ein stufenloser Zugang ist über den Theaterplatz und über den Zwingerhof (Fahrstuhl neben dem Eingang der Museen) möglich.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 28. Februar 2020 | 18:05 Uhr