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Porträt"König der Trompete": Ludwig Güttler wird 80

13. Juni 2023, 04:00 Uhr

Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler wird am 13. Juni 80 Jahre alt. Erst im Dezember vergangenen Jahres beendete der weltweit geschätzte Trompeten-Virtuose seine jahrzehntelange Karriere. Der 1943 im erzgebirgischen Sosa geborene Musiker war 65 Jahre lang als Trompeter aktiv und gründete erfolgreiche Ensembles und Festivals. Darüber hinaus setzte er sich für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche ein. Von der Musik mag Ludwig Güttler bis heute nicht lassen.

von Michael Ernst, MDR KULTUR

Ab seinem 14. Lebensjahr hat Ludwig Güttler Trompete und darüber hinaus auch so ziemlich alle anderen Blechblasinstrumente gespielt. Bis zu seinem Bühnenabschied Ende vergangenen Jahres blieb er aktiv, wurde auf Konzerten und internationalen Gastspielen gefeiert - mithin 65 Jahre lang!

Dass er seine berufliche Laufbahn so lange ausüben konnte, erstaunt ihn im Rückblick auch selbst: "Meine Lehrer haben mir prophezeit, dass eine Bläserkarriere mit etwa 48 Jahren vorbei sei. Die sind natürlich von sich ausgegangen, manche haben bis 60 geblasen, aber bis 79 war keiner dabei."

Ludwig Güttler: Der "König der Trompete"

Ludwig Güttler, der neben seinem solistischen Wirken Ensembles wie das Leipziger Bach-Collegium, das Blechbläserensemble Ludwig Güttler sowie das Kammerorchester Virtuosi Saxoniae ins Leben gerufen und geleitet hat, obendrein das Festival "Sandstein und Musik" in der Sächsischen Schweiz und die "Musikwoche Hitzacker" initiierte, war tatsächlich so lange dabei! Doch dann sollte endgültig Schluss sein.

Der "König der Trompete", wie der in Dresden lebende Künstler gerne genannt wurde, wollte das eigene Denkmal nicht selbst entweihen. "Ich wollte mir nie nachsagen lassen, er erreicht den Hof mit Müh’ und Not, in seinen Armen die Trompete war tot." Es hat mehrere Abschiedskonzerte gegeben, das Finale seiner Karriere hat Güttler in gewohnter Weise perfekt geplant, denn er meinte es ernst.

Ende der Karriere fällt Ludwig Güttler schwer

Nun aber muss er sich eingestehen: "Ich habe mich getäuscht. Ich hatte es mir anders vorgestellt und gedacht, es wird jeder verstehen, dass ich mich mal ausruhen will. Schließlich war ich fünfzehn Jahre über das normale Rentenalter hinaus aktiv. Aber dann begann der Januar, und ich fiel in ein Loch." Loslassen ist also gar nicht so einfach. In den vergangenen Wochen und Monaten habe er einsehen müssen, "nicht ich hatte die Musik gemacht, sondern die Musik hatte mich! Die hat keine Möglichkeit zum Loslassen."

Achtzig ist achtzig und nicht achtzehn.

Ludwig Güttler, Trompeter

Also griff er erneut zur Trompete und war selbst verblüfft, "wie unangestrengt das geht." Erstaunt habe er sich fragen müssen, "vielleicht ist es vor diesem Hintergrund unverantwortlich, nicht mehr Trompete zu blasen?" Künftige Auftritte werde Ludwig Güttler aber ausschließlich als Dirigent absolvieren, nicht als Trompeter. "Ich will da kein Risiko eingehen, achtzig ist achtzig und nicht achtzehn."

Wer ihn auf der Trompete hören will, möge sich an unvergessliche Konzerterlebnisse erinnern oder auf die vielen Dutzend von ihm eingespielten Schallplatten und CDs zurückgreifen. Allein mit diesen Aufnahmen ist ein überreiches Lebenswerk entstanden.

Engagement für Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche

Ein weiteres hat er quasi vorm Fenster, denn Ludwig Gürtler wohnt nahe an der Frauenkirche. Wäre deren Wiederaufbau ohne den starken Durchsetzungswillen dieses Musikers machbar gewesen? Doch da verweist Ludwig Güttler sofort auf die Mithilfe zahlreicher engagierter Menschen: "Dieser Ruhm gebührt mir nicht allein. Ohne unseren Förderkreis und die Unterstützung von Bund und Land wäre das nicht zu schaffen gewesen."

Ich empfinde nach wie vor große Dankbarkeit für das Gelingen dieses Projekts.

Ludwig Güttler

Wobei wohl auch das "Land" erst einmal überzeugt werden musste, denn eine Begegnung beim damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt hat der Jubilar nicht vergessen: "Als wir in dessen Diensträume kamen, sagte ich, hier fehlt was ganz Entscheidendes! Bevor hier nicht ein Bild von der Frauenkirche hängt, geht die Besprechung nicht los." Eine halbe Stunde später soll es an der Wand gehangen haben. Heute werde die Frauenkirche zwar längst als Normalität angesehen, "ich empfinde aber nach wie vor große Dankbarkeit für das Gelingen dieses Projekts."

Der 1943 im erzgebirgischen Sosa geborene Architektensohn ist in einem musikalisch-religiösem Umfeld aufgewachsen, es zog ihn früh zur Ziehharmonika, bald auch zu Klavier, Orgel und Violoncello - und sowieso zum Gesang. Singen sieht Güttler noch immer als Lebenselixier. Zu seinem 80. Geburtstag am 13. Juni aber werden andere für ihn musizieren.

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 13. Juni 2023 | 10:15 Uhr