TrauerWeltbekannter Pianist Menahem Pressler gestorben
Der Magdeburger Ehrenbürger und weltbekannte Musiker Menahem Pressler ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Er gründete das wegweisende Beaux Arts Trio und galt als der älteste konzertierende Pianist der Welt. Obwohl er als Jugendlicher mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten aus Magdeburg fliehen musste, versöhnte er sich später mit der Stadt und gab dort auch im hohen Alter immer wieder umjubelte Konzerte.
Der Magdeburger Ehrenbürger und weltbekannte Musiker Menahem Pressler ist tot. Wie die Indiana University Music School mitteilte, starb er am Samstag im Alter von 99 Jahren in London. Pressler startete seine Karriere als Pianist in den USA, wo er 1955 das Beaux Arts Trio gründete. Das Trio gehörte zu den bedeutendsten der Welt und gab bis zu seiner Auflösung im Jahr 2008 tausende Konzerte.
Robra: Bemerkenswerter Mensch und große Musikerpersönlichkeit
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra würdigte den deutsch-israelischen Pianisten als bemerkenswerten Menschen und große Musikerpersönlichkeit. "Pressler ist Namensgeber des Jugendmusikpreises des Landes Sachsen-Anhalt, der seit 2017 verliehen wird und hohe künstlerische Leistungen von Musikschülern würdigt", so Robra. Es sei eine große Ehre gewesen, dass Pressler, der als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Magdeburg fliehen musste, dies gestattet habe. Das Land habe ihn mit dem Preis würdigen können.
Menahem Pressler musste aus seiner Heimatstadt Magdeburg fliehen
Der weltberühmte Pianist wurde 1923 als Max Pressler in Magdeburg geboren und hatte dort seinen ersten Klavierunterricht erhalten. "Ich hatte hier einen wunderbaren Lehrer, der darauf bestand, mich zu unterrichten – während einer Zeit, wie es ihm verboten war, mich zu unterrichten", erzählte Pressler MDR KULTUR. 1939 musste er als 15-jähriger mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten fliehen, zunächst nach Italien, dann nach Palästina. Seine Großeltern und sein Onkel wurden im Holocaust umgebracht. Pressler betonte oft, die Musik hätte ihm in der NS-Zeit das Leben gerettet.
Es war die Musik, die mich rettete. Denn in der Musik konnte ich Nahrung finden für die Seele, die verletzt war und die dann durch die Musik genesen ist.
Menahem Pressler
Auch wenn es nicht leicht gewesen sei, habe sich Pressler über die Musik mit seiner Heimatstadt Magdeburg wieder versöhnen können. Wie er selbst sagte, wollte er sich lieber an die guten Dinge erinnern, statt von dunklen Tagen zu berichten. Die Auszeichnung als Ehrenbürger der Stadt Magdeburg sei für ihn sehr wichtig gewesen: "Das geschah so schön in der Art, in der es geschehen ist, so dass meine Gefühle stark beeinflusst sind von dem, indem ich es heute sehe. Man kann nicht vergessen, was geschehen ist. Aber zur selben Zeit sind es jetzt andere Menschen und man hilft einander in diesem Leben, einen Grund und eine Befriedigung zu finden", erklärte der Musiker bei MDR KULTUR.
Gründer des Beaux Arts Trio auch als Solist erfolgreich
Pressler war neben seiner Karriere als Solist auch als Professor an der Indiana University Music School tätig. Er sei "ein außergewöhnlicher Lehrer und eine zarte Seele" gewesen, erklärte die Abra Bush, Dekanin der Jacobs School of Music. Er habe "bei Generationen von Pianisten auf der ganzen Welt einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen".
Pressler galt als der älteste konzertierende Pianist der Welt. Obwohl er die 90 bereits überschritten hatte, übte er jeden Tag mindestens vier Stunden. Als Solist und zusammen mit dem Beaux Arts Trio nahm er im Laufe seiner langen Karriere 80 Schallplatten auf. Er spielte tausende Konzerte und gastierte auch im hohen Alter überall auf der Welt, sei es in Paris, Japan oder Magdeburg.
Quelle: AFP, Pressemitteilung Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt und Ministerium für Kultur, MDR Kulturnachrichten / Redaktionelle Bearbeitung: Valentina Prljic
Kultur in Magdeburg
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kuko - Kulturnachrichten Kompakt | 08. Mai 2023 | 08:30 Uhr