Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
MDR KULTUR im RadioMDR KULTUR im FernsehenÜber unsKontaktSuche
Erich Kästners "Fabian" ist im September im Theater Junge Generation in Dresden zu sehen und nur eines unserer Highlights des Monats. Bildrechte: Marco Prill

EmpfehlungenTheater in und um Dresden und Bautzen: Sechs hervorragende Stücke im September

16. September 2024, 12:55 Uhr

Lust auf Theater? Der September 2024 bietet wieder besondere Theater-Erlebnisse: In Dresden sprechen Menschen über ihr Erfahrungen mit dem Thema Erben und es wird wild getanzt. In Radebeul wird die Geschichte einer verlassenen Frau erzählt. Der bekannte Schauspieler Philipp Hochmair ist zu Gast in der Lausitz und in Bautzen wird die Kluft zwischen Menschen aus Russland und der Ukraine spürbar. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden:

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Schauspiel in Dresden: "Was wir erben" an der Bürgerbühne

Erben ist kein leichtes Thema. Immerhin berührt es die unangenehme Frage, was eigentlich von einem Menschen nach seinem Tod bleibt. Sicherlich hoffen alle darauf, dass es vor allem gute Erinnerungen sind, aber dennoch wird nach dem Ableben oft Kassensturz gemacht. Explosiv wird die Debatte dann auch, weil sie Ungerechtigkeiten festschreibt: Manche erben Schulden, manche Milliarden – und letztere haben auch immer die nötigen Ressourcen, um dabei vom Fiskus nicht belangt zu werden. Dass die Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels es also schafft, Menschen auf die Bühnen zu bringen, die über ihre eigenen Erberfahrung sprechen, ist ein Beweis, wieviel Vertrauen dieser Institution inzwischen entgegengebracht wird.

Im Abend "Was wir erben" geht es schließlich auch um die Frage nach Arm und Reich, aber im Zentrum der Inszenierung von Romy Weyrauch stehen vor allem Erzählungen von eigenen Erbschaften, die sich nicht ausschließlich um Geldwerte drehen. "Klug konzipiert, überzeugend gespielt – ein starkes Stück", meint der Theaterkritiker Heiko Nemitz in der "Dresdner Morgenpost".

Auf der Bürgerbühne Dresden erzählen Menschen in einem Theaterstück von ihrem Erbe. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Weitere Informationen"Was wir erben"
Produktion von Romy Weyrauch

Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
18. September, 20 Uhr

Schauspiel-Solo in Weißwasser: Kafkas "Der Prozess" mit Philipp Hochmair

Er ist einer der wichtigen Namen des diesjährigen Theatersommers: Immerhin hat Philipp Hochmair mit der Titelrolle des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen eine der prestigeträchtigsten und traditionsreichsten Rollen der deutschsprachigen Theaterlandschaft übernommen. Auch aus Film und Fernsehen ist der Schauspieler bekannt, beispielsweise aus der gefeierten ARD-Serie "Charité". Auch allein ist der Darsteller immer wieder unterwegs: Im Rahmen des Lausitz-Festivals gibt er in Weißwasser sein Solo "Der Prozess". Er sitzt allein an einer Art Bürotisch und erzählt von K., der verhaftet wird und im undurchschaubaren Justizapparat aufgerieben wird. Hochmair interpretiert den Kafka-Text mit beeindruckender Intensität und gibt dem Leid von K. ein Gesicht.

Philipp Hochmair ist ein vielseitiger Schauspieler und beweist dies einmal mehr in "Der Prozess" in Weißwasser. Bildrechte: IMAGO / SKATA

Weitere Informationen"Der Prozess"
Solo von Andrea Gerk nach Franz Kafka

Adresse:
Telux Gelände
Straße der Einheit 20
02943 Weißwasser O.L. / Běła Woda

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
8. September, 18:30 Uhr

Performance in Bautzen: "Ха́та – Zuhause" in der Ukraine und Russland

Seit gut zweieinhalb Jahren bestimmt der russische Angriffskrieg in der Ukraine große Teile der politischen Debatte auf der ganzen Welt. Einerseits eine klare Situation: Da hat eine Atommacht überraschend ein kleineres Land überfallen. Auf der anderen Seite schwelt der Konflikt bereits seit 2014 und hat einen Graben zwischen Menschen getrieben, die ja nur bedingt mit ihrem Heimatland gleichzusetzen sind.

Der Abend "Ха́та – Zuhause", der an den Münchner Kammerspielen entstanden ist, macht das fühlbar. Ein Chor aus Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, treten auf eine bis auf einen Baum leere Bühne. Sie singen von Herzen, mit Druck und dazwischen berichten Menschen aus der Ukraine von ihren Kriegserlebnissen. Der zweite Teil des Stücks der Regisseurin Kamilė Gudmonaitė ist ähnlich angelegt – nur dass hier Menschen aus Russland in den Videointerviews sprechen und auf der Bühne Geflüchtete aus Russland in Formation tanzen.

Es seien berührende Erzählungen und starke Bilder, die Kritikerin Silja Vinzens erlebt. In "Der deutschen Bühne" schreibt sie: "Kamilė Gudmonaitė ist es mit 'Хáта' gelungen, die vielschichtigen Probleme zwischen der Ukraine und Russland offenzulegen." Im September ist die Inszenierung zu Gast in Bautzen im Rahmen des Festivals "Willkommen anderswo".

Ein Soldat aus der Ukraine erklärt die Bedeutung von "Ха́та". Bildrechte: Maurice Korbel

Weitere Informationen"Ха́та – Zuhause"

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Dauer: 100 Minuten

Termine:
25. September, 19:30 Uhr

Schauspiel mit Puppen in Dresden: "Fabian" am Theater Junge Generation

Dank des Films von Dominik Graf gelangt der frühe Roman "Fabian" von Erich Kästner wieder zu mehr und vielleicht auch mehr verdientem Ruhm. Am Theater Junge Generation (tjg) in Dresden wurde eine ganz eigene Version der Geschichte auf die Bühne gebracht, die vor allem das Zeitlose betont.

Der Werbetexter Jakob Fabian wandert tagtäglich durch ein Berlin, das von Vergnügungslust und Zwietracht gezeichnet ist. Immer wieder sieht er Elend und will helfen und tatsächlich wird sein Leben besser – zumindest für einen Moment. Regisseur Nils Zapfe findet immer wieder überraschende und überzeugende Tricks, um das Publikum in die Großstadt einzuladen, berichtet die Kritikerin Gabriele Gorgas: "Das Publikum sitzt auf der Drehbühne und wechselt so schnell in neue Situationen, mit Figuren und Objekten werden neue Szenen lebendig." Dabei sinniert der Abend immer wieder über den Tod: "Dennoch ist diese Aufführung eher frei von Trostlosigkeit, assoziiert wohl auch eine Art von Totentanz, wie er in den unterschiedlichsten Künsten zu finden ist", heißt es in den "Dresdner Neuesten Nachrichten".

Mit "Fabian" fing Erich Kästner das Zeitgefühl zwischen den Weltkriegen ein. Das Theater Junge Generation in Dresden inszeniert den Roman zeitlos. Bildrechte: Marco Prill

Weitere Informationen"Fabian oder Der Gang vor die Hunde"
nach dem Roman von Erich Kästner

Adresse:
tjg. theater junge generation
Kraftwerk Mitte 1
01067 Dresden

Dauer: 100 Minuten

Termine:
6. September, 19 Uhr (Restkarten)
7. September, 19 Uhr

Tanztheater in Dresden: "Dub" im Festspielhaus Hellerau

Man kann den Sozialen Medien viel vorwerfen, wie die Verrohung der Debatte oder verkürzte Aufmerksamkeitsspannen. Aber auf ihre Weise haben sie auch für mehr Kunst gesorgt. Denn wurde jemals so viel getanzt wie heute? Menschen überlegen sich kurze Tänze zu bekannten Songschnipseln, die dann tausendfach kopiert, weiterentwickelt oder zitiert werden. Der französisch-senegalesische Choreograf Amala Dianor hat sich von dieser Tanzkultur zu seinem Stück "Dub" inspirieren lassen.

Er hat sich verschiedene kurze Tanzroutinen und Bewegungen zeigen lassen, diese weiterentwickelt und zusammengestellt. So treten immer mehr Personen auf den schwarzen Tanzboden zu den Beats des DJs Awir Leon. Immer wieder treten einzelne heraus und zeigen ihre Moves, dann entstehen auch mal Zweikämpfe oder eine Bewegung erfasst die ganze Gruppe. So ist "Dub" auch ein Stück darüber, wie Menschen sich mit Tanz ausdrücken und in Verbindung treten können und dass besonders mit seiner Energie überzeugt – die fast zum Mittanzen anstachelt.

Das Tanzstück "Dub" in Dresden ist inspiriert von Internet-Tanz-Trends. Bildrechte: Pierre Gondard

Weitere Informationen"Dub" von Amala Dianor

Adresse:
Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
Karl-Liebknecht-Straße 56
01109 Dresden

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
6. September, 20 Uhr
7. September, 20 Uhr

Oper in Radebeul: "Le Villi" an den Landesbühnen Sachsen

Plötzlich steht Anna allein in der Welt, abgesehen von ihrem Kind, das unter ihrem Herzen wächst. Ihr Verlobter hat sie verlassen, ihr Vater unterstützt sie nicht, ihre Schwester ist den beengten häuslichen Verhältnissen bereits entflohen und die gesamte Dorfgemeinschaft grenzt die junge Frau aus. In seiner frühen Oper erzählt Giacomo Puccini mit gewohnt dramatischer Musik von Rachegeistern (den titelgebenden Villi), die solche Frauen rächen und Männer zu Tode tanzen.

Regisseurin Kai Anne Schumacher und Choreografin Natalie Wagner haben in Radebeul dieses Mythische zurückgenommen. Stattdessen zeigen sie die Rachegeister als empörte öffentliche Meinung (die gerade noch über die gefallene Anna hergezogen ist) oder als das schlechte Gewissen von Annas Verlobten, nachdem diese sich das Leben genommen hat. "Es sind überaus dichte, poetische Bilder", die Theaterkritiker Jens Daniel Schubert von der "Sächsischen Zeitung" erlebt und die ihn ebenso überzeugen wie die musikalische Leistung des Abends.

Die Villi sind Rachegeister, die misogyne Männer verfolgen. Das Stück "Le Villi" ist im September eines der Highlights für Theaterfans. Bildrechte: Julius Zimmermann

Weitere Informationen"Le Villi"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Landesbühnen Sachsen
Meißner Straße 152
01445 Radebeul

Termine:
20. September, 20 Uhr

Mehr Kultur in Dresden und der Lausitz

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 06. Mai 2024 | 08:40 Uhr