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Ilm-KreisThörey

Thörey mit seinen rund 200 Einwohnern ist ein Ortsteil der Gemeinde Amt Wachsenburg im Ilm-Kreis. Sein Name leitet sich von der Lage auf einem Hügel ab.

Historische Belege:

  • 948: Dorehoug (MGH DO I Nr. 96 S. 179; R. Fischer S. 62)
  • 1104 (Kopie): Toronua, "wohl verschrieben für Torouwa" (Mainzer Urkundenbuch, Bd. I Nr. 417 S. 322; R. Fischer S. 62)
  • 1143 (Kopie): Turowa (Mainzer Urkundenbuch, Bd. II Nr. 38 S. 73)
  • 1176: Thorouge (Dobenecker II Nr. 507 S. 96)
  • 1293: Turouge (Rein, Thuringia Sacra I Nr. 95 S. 97)
  • 1319: Thorouge (Rein, Thuringia Sacra I Nr. 156 S. 121)
  • 1323: Toroige(UB. Erfurter Stifter I Nr. 1216 S. 685)
  • 1383: Thoreyge (Werneburg, S. 65)
  • 1406: Torey (Werneburg, S. 65)
  • 1506: Thorei (R. Fischer S. 62)
  • 1545: Torey, Thorei (R. Fischer S. 62)
  • 1575: Döreichen(?) (R. Fischer S. 62)´
  • 1577: Therey (R. Fischer S. 62)
  • um 1850: Thörey (R. Fischer S. 62)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Fast übereinstimmend ist man bisher einem Vorschlag von R. Fischer gefolgt, der geschrieben hat: der Ortsname "bedeutet 'Hügel des Thor' und bezeichnete also eine germanische Kultstätte, in deren Umkreis dann ein Dorf entstand. Bei dem Grundwort handelt es sich zweifelsohne um ahd. houc, houg 'Hügel', das in Thüringen oft als Benennung für Berge und Hügel besteht". R. Fischer meint weiter, dass der Ort in der Ebene liege, eigentlich kein Hügel zu erkennen sei und es sich daher um einen von Menschen errichteten Hügel zu Ehren des Gottes Thor handeln müsse.

Diese Deutung kann aber nicht stimmen. Warum nicht?

Der Name Thor für einen der germanischen Götter galt nur in Skandinavien einschließlich Schleswig-Holstein. Nur dort finden wir auch entsprechende Ortsnamen (s. Udolph, Thüringen; Udolph, Kultische Namen, S. 147), so etwa Thorsberg bei Schleswig und Taarstedt nordwestlich von Schleswig.

Im Deutschen aber hieß und heißt der Gott schon immer Donar, alt Thonar, Thunar, von dem auch unser Donnerstag seinen Namen hat. Davon abgeleitete Namen gibt es in Deutschland, so etwa Donnersberg bei Worms, 869 Thoneresberg; Donnersberg bei Warburg, 1100 Thuneresberg; Donnersberg bei Etteln; Donnerschwee in Oldenburg, 1237 Thonereswe u.a. Eine Form Thor darf man in Deutschland nicht suchen und auch nicht erwarten.

Damit ergibt sich die Frage, was neben houc, houg im Ortsnamen Thörey, alt Dorehoug, steckt. Nebenbei bemerkt, liegt der Ort keineswegs so flach, wie R. Fischer meinte, denn nördlich von Thörey liegt ein Hügel, der fast 20 m über dem Niveau des Ortes liegt. Grund genug, darin einen 'Hügel' zu sehen.

Und was steckt nun in Dor-? Hier helfen Untersuchungen der letzten Jahre. Ich hatte das gesuchte Wort bei meinem Versuch über den Namen Thüringens mit herangezogen: unter Bezug auf die Namen Dorstadt bei Wolfenbüttel, Dorste bei Osterode, alt Dorstedi und Dorestad (Wijk-bij-Duurstede) in den Niederlanden, 7.-8. Jh. Dorestate, Dorestati, Dorestat usw. vermuten wir in darin ein altes germanisches Wort für "Hügel", das aus germanischem Wortmaterial unter Einschluss eines alten Wandels von -s- ~ -r- (Verners Gesetz) gewonnen werden kann: norw. dialekt. døysa "aufhäufen", wohl ursprünglich "Staub-, Abfallhaufen", anord. dys "aus Steinen aufgeworfener Grabhügel", norw. dialekt. dussa "ungeordneter Haufe", schwed. dös "Grabhügel", dän., norw. dysse "Steinhaufen, Dolmen, Grabhügel".

Thörey wäre dann ein "Hügel-hügel", was auf den ersten Blick seltsam wirken mag, aber wir kennen derartige Bildungen: neurenoviert ist die bekannteste. Renoviert reicht eigentlich, aber da man das nicht auf Anhieb versteht, wird "neu" hinzugefügt. Auch quicklebendig kann hier angeführt werden.

In dem Namen Thörey kann somit eine alte germanische Bildung für einen Hügelort verstanden werden.

Literaturangaben:"Ortsnamen der Kreise Arnstadt und Ilmenau"
von R. Fischer
Halle (Saale) 1956, S. 62f

"Altdeutsches Namenbuch", Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 1. Hälfte
von E. Förstemann
Bonn 1913, Sp. 734.

"Der Name Thüringen"
von J. Udolph
in: Namenkundliche Informationen 79/80 (2001), S. 139

"Kultische Namen - Kontinent"
von J. Udolph
In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 17, Berlin - New York 2000, S. 415-425

"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts"
von H. Walther
Berlin 1971, S. 246

"Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens"
von A. Werneburg
Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 65

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 14. Dezember 2017 | 11:10 Uhr