Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Die Corona-Pandemie hat die Zahl depressiver Symptome laut einer Studie nicht wie befürchtet anwachsen lassen, jedenfalls nicht im Teil-Lockdown ab Ende 2020. Bildrechte: imago images/Hans Lucas

Corona-Daten-Newsletter | Mittwoch, 6. Juli 2022Studie: Sorge vor mehr depressiven Symptomen bislang nicht bestätigt

06. Juli 2022, 19:17 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update: Die Menschen scheinen resilienter zu sein als angenommen. Die Befürchtung vor mehr depressiven Symptomen während der Corona-Pandemie hat sich laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Anfang 2021 nicht bestätigt.

Hallo, liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

die Schüler und Schülerinnen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen kurz vor den Sommerferien. Die beste Zeit des Jahres beginnt. Dazu passt:

Aber der Reihe nach. Zunächst möchte ich Ihnen ein Interview mit Thomas Mettenleiter empfehlen. Er ist Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und beschäftigt sich mit Tierseuchen. Ihn haben wir gefragt: Ist Corona erst der Anfang, Herr Mettenleiter?

Experte Mettenleiter sagt, Tierseuchen gelangen zunehmend nach Deutschland. Man habe viele der hierzulande natürlich vorkommenden Tierseuchen in den vergangenen 30 bis 50 Jahren getilgt. "Aber wir haben zunehmend dann eben mit Einträgen von außen zu rechnen." Die Afrikanische Schweinepest, die Vogelgrippe oder das West-Nil-Fieber seien Beispiele.

Ihnen gefällt das Update? Empfehlen Sie es gern weiter. Wenn Sie in Zukunft das Update bequem und regelmäßig in Ihrem Mail-Postfach erhalten wollen, können Sie sich kostenlos hier dafür anmelden.

Keine höhere Suizidrate während der Pandemie

Sind die Menschen vielleicht doch resilienter als gedacht? Eine Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) hat die Annahme vieler Menschen, dass depressive Symptome während der Pandemie zugenommen haben, nicht bestätigt. "Auf Bevölkerungsebene werden anfängliche Befürchtungen, dass depressive Symptome aufgrund der Covid-19-Pandemie oder der Eindämmungsmaßnahmen zunehmen könnten, durch die vorliegenden Ergebnisse nicht unterstützt", schreibt ein Autorenteam im RKI-"Journal of Health Monitoring". Es bestehe aber noch Forschungsbedarf zu Veränderungen "in spezifischen, vulnerablen Bevölkerungsgruppen".

Auch Befürchtungen von erhöhten Suizidraten während der Pandemie hätten nicht bestätigt werden können, heißt es in der Studie. Die Untersuchung betrachtet nicht die gesamte bisherige Pandemie, sondern hat einen Fokus auf der zweiten Welle, die ab Herbst 2020 mit verschärften Maßnahmen einherging. Unter anderem gab es damals den sogenannten Teil-Lockdown.

Nach den Ferien: Wie weiter in den Schulen?

Bald beginnen für Hunderttausende Schüler und ihre Eltern in Mitteldeutschland die Sommerferien. Damit geht erneut ein besonderes Schuljahr unter Corona-Bedingungen zu Ende. Bis Ende August bleiben die Schulen geschlossen. Da passt es, dass der neue Katalog von Corona-Schutzmaßnahmen Ende Juli vorliegen soll. So hat es neulich Bundesjustizminister Buschmann versprochen.

Gestritten wird gerade um die Frage, ob Schulschließungen eine Option sind. Anders als Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die FDP möchte sie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Vorbereitung auf eine große Corona-Welle im Herbst nicht völlig ausschließen.

Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Dem Robert Koch-Institut (RKI) sind am Mittwoch, den 6. Juli 2022, bundesweit 130.728 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 133.950) und 122 Todesfälle (Vorwoche: 175) gemeldet worden. 

Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag. 

Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat das RKI am Mittwochmorgen mit 678,8 angegeben. In der Vorwoche hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bei 646,3 gelegen (Vormonat: 253,8).

Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die höchsten 7-Tage-Inzidenzen laut RKI verzeichnet Sachsen-Anhalt mit 430,6 gefolgt von Sachsen mit einem Wert von 393,8. Danach folgt Thüringen mit dem Wert von 286,0.

Im Folgenden nun die Zahlen von Behörden und Landkreisen, auf die sich die Länderministerien beziehen. Einige der Werte können unter Umständen von denen des RKI abweichen, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemeldet wurden.

Sachsen

  • Hospitalisierungsrate*: 10,18 (Vortag: 10,38)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 55 (+/- 0), davon 11 beatmet (- 1), 80 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 64,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 44,6 Prozent
  • 18-59 Jahre: 66,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 84,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 49,6 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 15.610 (+ 2)

Thüringen

  • Hospitalisierungsrate*: 5,33 (Vortag: 5,24)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 29 (+5), davon 5 beatmet, 49 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 69,7 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 52,4 Prozent
  • 18-59 Jahre: 71,5 Prozent
  • 60+ Jahre: 88,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 53,1 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.375 (+ 2)

Sachsen-Anhalt

  • Hospitalisierungsrate*: 6,24 (Vortag: 6,24)
  • COVID-19-Intensivpatienten: 22 (+ 2), davon 9 beatmet (- 1), 44 freie COVID-19-Intensivbetten
  • Impfquote: 74,2 Prozent (vollständig geimpft)
  • 12-17 Jahre: 53,5 Prozent
  • 18-59 Jahre: 76,6 Prozent
  • 60+ Jahre: 91,3 Prozent
  • Auffrischungsimpfung: 57,1 Prozent
  • Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 5.420 (+3)

* Mehr über die Zahlen und Quellen

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierungen. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt werden, schreibt das RKI. Auch Recherchen der Zeit, des Spiegel und des HR zeigen, dass ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich zieht, nicht festgelegt wurde. Die Bundesländer beziehen die Rate derzeit in komplexe Berechnungen ein (Sachsen und Thüringen) oder überlassen die Entscheidung über Maßnahmen den einzelnen Landkreisen (Sachsen-Anhalt). Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Schätzung der aktiven Fälle: RKI | Hospitalisierungsrate: RKI, Sozialministerium Sachsen, TMASGFF | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: LAV Sachsen-Anhalt, TMASGFF, Sozialministerium Sachsen, RKI)

Was heute außerdem los war ...

Die Corona-Pandemie wird inzwischen immer weiter aufgearbeitet – auch juristisch. Da hat mir dieses Urteil gefallen: Wer ein Blanko-Attest aus dem Internet zur Befreiung von der Maskenpflicht verwendet, kann sich strafbar machen.

Beim Vorlegen dieser Bescheinigung werde der Anschein erweckt, es habe eine ärztliche Untersuchung stattgefunden, teilte das Oberlandesgericht (OLG) Celle mit. Dies könne als Gebrauch eines unrichtigen Gesundheitszeugnisses gewertet werden. Das Landgericht Hannover hatte einen Angeklagten in einem solchen Fall zu einer Geldstrafe in Höhe von 50 Tagessätzen verurteilt. Das OLG Celle bestätigte in seinem Beschluss, dass die Verwendung des aus dem Internet heruntergeladenen Attests strafbar sein kann.

Dennoch wurde das Urteil des Landgerichts aus dem Dezember 2021 zunächst aufgehoben und das Verfahren zurückverwiesen. Die Richter müssten prüfen, ob das Formular mit einer (eingescannten) Unterschrift des Arztes versehen war, erklärte das OLG. Anderenfalls läge kein Gesundheitszeugnis vor. Auch die Strafzumessung sei näher zu begründen. Der Beschluss aus Celle ist rechtskräftig. Nun ja, irgendwas ist ja immer.

Zum Schluss ...

Mit 2,5 Millionen Euro fördert Sachsen eine Forschungsstudie zur Long-Covid-Erkrankung an der Leipziger Universität. Der Vergleich von Patienten mit nicht betroffenen Probanden lasse genauere Einsichten zu Erkrankungsrisiken und Prognose erwarten, teilte das Wissenschaftsministerium mit. 

Bis Ende 2025 sollen die neurologischen und psychischen Langzeitfolgen einer Covid-Infektion erforscht und bei Erkrankten aus allen Infektionswellen seit 2021 erfasst werden. Dabei werden Gesundheitsdaten von Menschen, die eine Infektion durchgemacht haben, mit denen von Nichtinfizierten verglichen. Untersucht werden kognitive und psychische Langzeitfolgen, um künftig besser therapieren und Komplikationen im besten Fall vorbeugen zu können.

Damit wünsche ich Ihnen eine gute Zeit, bleiben Sie gesund!

Hannes Leonard

Was meinen Sie? Können wir trotz Corona einen sorgenfreien Sommer haben? Und wie geht es dann weiter? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an corona-newsletter@mdr.de.

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 06. Juli 2022 | 21:45 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen