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EnergieversorgungWo bleiben die Briefe zur Energiepreisbremse?

24. März 2023, 05:00 Uhr

Seit 1. März gelten in Deutschland die Energiepreisbremsen. Bis zu einem gewissen Verbrauch kostet Strom 40 Cent und Gas 12 Cent die Kilowattstunde. Den Rabatt gibt es vom Staat. Die Versorger waren verpflichtet, alle Kunden darüber zu informieren. Sie sollten vor allem die monatlichen Abschlagszahlungen anpassen. Doch auf entsprechende Post warten viele Kundinnen und Kunden noch immer vergeblich.

Briefeschreiben fällt vielen schwer: Verliebten fehlen die richtigen Worte, den Energieversorgern fehlen die korrekten Zahlen.

Briefe sollten eigentlich schon im Februar raus

Schon im Februar sollten die Unternehmen alle Kunden schriftlich informieren, was sie dank Energiepreisbremsen weniger überweisen müssen. Doch um das für jeden Tarif auszurechnen, benötigte fast jeder Energieversorger Software-Updates. Und das sei langwierig gewesen, erzählt Peter Krutsch von den Stadtwerken Leipzig: "Die müssen erstmal bei der IT installiert werden, getestet und Fehler korrigiert werden. Das haben wir jetzt getan und ziehen jetzt noch die letzten Sachen glatt. Das erfordert auch wirklich viel Zeit für das Team und viele Ressourcen. Aber wir sind jetzt so weit, dass wir sagen können, im April werden die Bescheide rausgehen."

Das ist mehr als einen Monat später als vom Gesetzgeber vorgesehen. Aber nicht nur die Stadtwerke Leipzig sind in Verzug. Auch Mitteldeutschlands größter Energieversorger enviaM hatte nicht alle Briefe zum 1. März fertig. Die Gaskunden sind mittlerweile über die neuen Abschläge informiert. Die 1,1 Millionen Stromkunden sollen bis Monatsende Post erhalten.

Warum Kunden immer noch auf Post warten

Viele Energieversorger organisieren ihre Abrechnungen auch nicht allein. In Halle gibt es den IT-Dienstleister GISA, der zahlreiche Stadtwerke dabei unterstützt. In den vergangenen Monaten, sagt Abteilungsleiter Frank Ehrhoff, hätten seine Leute viele Überstunden geleistet. "Wir müssen uns halt überlegen, dass die Energiepreisbremse in der finalen Form erst Mitte Dezember durch den Bundesrat verabschiedet wurde und wir genau zweieinhalb Monate Zeit hatten, um diese Sachen überhaupt einzubauen."

In den alten Abrechnungssystemen war es nicht vorgesehen, dass ein Kunde 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs vergünstigt bekommt. Und auch nicht, dass der Rabatt zwei Monate rückwirkend greifen soll. Mancher Kunde habe den Versorger zwischendrin auch gewechselt, erzählt Ehrhoff. Das habe man ebenfalls berücksichtigen müssen. Trotzdem sei es der GISA gelungen, alle Software-Updates zum 1. März fertig zu stellen. Dass die Briefe der Versorger trotzdem noch nicht alle raus sind, erklärt Ehrhoff so: "Wenn ich jetzt 100.000 Kunden anschreibe und da ist eine Fehlerquote von – sagen wir mal – fünf Prozent dabei, dann rufen 5.000 Personen in meinem Kundencenter an. Das heißt, ich werde als Energieversorger auch bedacht sein, nicht alle zugleich am gleichen Tag anzuschreiben, weil ich sonst in meinem Kundencenter die Belastung an dem Tag sehr hoch habe."

Kritik vom Verbraucherschutz

Verbraucherschützer sind über diese Verzögerungen weniger erfreut. Lorenz Bücklein von der Verbraucherzentrale Sachsen sagt, vor allem Geringverdiener warteten ja darauf, dass ihre Abschlagszahlungen für Energie wieder sinken. "Also, definitiv wird es Zeit. Was im Fokus steht, ist ja: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen entlastet werden. Und das bedeutet, dass sie möglichst ab dem März spüren, wie die Entlastung ausfällt und die Abschläge dementsprechend reduziert werden. So ist es nun mal einfach im Gesetz vorgesehen."

Inwieweit die Versorger noch Ärger bekommen, weil sie die Frist nicht eingehalten haben, ist unklar. Pointe zum Schluss: Jetzt, da die Preisbremsen wirken, haben die Strompreise für Neukunden wieder ein akzeptables Niveau erreicht. Wer aktuell einen Stromvertrag abschließt, erhält bei diversen Versorgern Tarife, die deutlich unter dem staatlich gebremsten Strompreis liegen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 24. März 2023 | 06:00 Uhr