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Die Leiterin der Iglu-Studie bemängelt, dass es in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland Schwierigkeiten gebe. Bildrechte: imago images/photothek

StudieJeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen

16. Mai 2023, 21:47 Uhr

25 Prozent der Viertklässler erreichen einer Untersuchung zufolge nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. 2017 waren es noch 19 Prozent. Einen großen Unterschied macht der Studie zufolge der finanzielle Hintergrund der Schüler. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger nannte die Studienergebnisse "alarmierend".

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hervorgeht, erreichen 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. Bei der letzten Iglu-Erhebung, die Ende 2017 veröffentlicht wurde, lag der Anteil dieser Gruppe noch bei 19 Prozent.

Kompetenzvorsprünge von Schülern aus privilegierten Familien

"Ein Viertel unserer Viertklässlerinnen und Viertklässlern in Deutschland erreicht nicht den international festgelegten Standard für eine Lesekompetenz, die für einen erfolgreichen Übergang vom Lesenlernen zum 'Lesen um zu lernen' notwendig ist", erläuterte Studienleiterin Nele McElvany von der TU Dortmund.

Als Begründung nennen die Forscher unter anderem Einschränkungen der Corona-Pandemie. Ebenso relevant seien aber auch soziale Aspekte und Migrationserfahrungen. So hätten Viertklässler aus ärmeren Familien oder solche Kinder, bei denen Zuhause wenig oder gar kein Deutsch gesprochen werde, deutliche Nachteile. Die Untersuchung zeige, "dass Kompetenzvorsprünge von Schülerinnen und Schülern aus sozial privilegierten Familien gegenüber Kindern aus sozial weniger privilegierten Familien in Deutschland nach wie vor stark ausgeprägt sind", so Nele McElvan. Seit Studienbeginn vor 20 Jahren habe sich bei Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit "praktisch nichts verändert".

Bildungsministerin Stark-Watzinger: "Alarmierend"

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nannte die Daten zur Lesekompetenz "alarmierend". Gut lesen zu können, sei "eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg". Die Studie zeige, "dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen", resümierte Stark-Watzinger.

Sie verwies auf das sogenannte Startchancen-Programm, mit dem 4.000 Schulen in sozial benachteiligter Lage ab dem Schuljahr 2024/2025 gefördert werden sollen. Der Bund stellt dafür eine Milliarde Euro jährlich bereit, die Länder sollen sich in gleicher Höhe beteiligen.

dpa, afp, kna (mze)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 16. Mai 2023 | 11:00 Uhr