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in MitteldeutschlandWie jüdische Einrichtungen während Pessach geschützt werden

22. April 2024, 11:45 Uhr

Heute Abend beginnt das jüdische Pessach-Fest, eines der wichtigsten im Judentum überhaupt. Ein unbeschwertes Pessach wird es für Juden in diesem Jahr aber nicht geben. Das Fest wird überschattet von den Ereignissen des 7. Oktober, dem Tag des Hamas-Angriff auf Israel, bei dem mehr als 1.200 Menschen starben und etliche Geiseln genommen wurden. Hinzu kommt der Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Trotzdem beginnen heute die Feierlichkeiten – auch in Mitteldeutschland.

Beginnend mit dem Sederabend wird ab heute acht Tage lang das jüdische Pessach begangen. Das Fest soll einerseits an die Unterdrückung der Israeliten im alten Ägypten erinnern und gleichzeitig deren Befreiung aus der Sklaverei feiern. In diesem Jahr geht es aber um mehr, wie der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster auf der Social Media-Plattform X erklärte.

Pessach ist ein Fest der Freiheit, des Friedens und der Hoffnung. Wir kommen zusammen und feiern den Mut und den Zusammenhalt von uns Jüdinnen und Juden. Und das ist wichtig, gerade in diesen Zeiten.

Josef Schuster | Präsident des Zentralrats der Juden

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel und der schwelende Konflikt zwischen dem Iran und Israel werfen einen Schatten über das Fest. Und die Ereignisse sorgen dafür, dass sich auch Juden in Thüringen vor Angriffen fürchten. Das bestätigt Reinhard Schramm. Er ist Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde im Freistaat.

„Es kann ja passieren, es ist passiert und es wird weiter passieren. Nur die Wahrscheinlichkeit, dass es gerade uns in Erfurt trifft, ist natürlich relativ gering. Daran gemessen verfallen wir nicht in Panik. Aber: Nachdenklich und auch ängstlich sind wir schon“, sagt Schramm.

Ähnlich verhält es sich in Sachsen-Anhalt. Der Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden, Max Privorozki sagt aber, dass das nicht nur an den Festtagen der Fall ist.

Diese Sorge ist präsent – unabhängig von Pessach. Mit Pessach ist das nicht verbunden. Das ist verbunden mit der allgemeinen Situation deutschlandweit, europaweit, weltweit.

Max Privorozki | Vorsitzende des sachsen-anhaltischen Landesverbandes Jüdischer Gemeinden

Polizeischutz gängige Praxis ‒ auch im Ausland

Aber gerade weil an Pessach in der Regel besonders viele Juden die Gottesdienste besuchen, wird während des achttägigen Festes z. B. in Frankreich der Polizeischutz an Synagogen verstärkt. In Leipzig dagegen hat man das längst getan. Polizeisprecherin Josephin Sader:

„Der Polizeidirektion ist das Pessach-Fest bekannt und alle operativen Kräfte sind dementsprechend sensibilisiert. Die Schutzmaßnahmen sind allerdings für die jüdischen Einrichtungen für die Zeit nicht erhöht, da sie schon mit Beginn des Nahostkonflikts auf höchster Stufe sind.“

Erfurter Polizei hält sich bedeckt

Die Polizei in Erfurt will sich nicht in die Karten schauen lassen, teilt auf Anfrage von MDR AKTUELL schriftlich mit, dass jüdische Einrichtungen in einem besonderen polizeilichen Fokus stehen, aus einsatztaktischen Gründen aber keine Details genannt werden. Wie wichtig Polizeischutz ist, betont Reinhard Schramm.

„Die, die kommen, die sind froh, wenn sie vor unserer Synagoge Polizei sehen, Polizeiautos sehen. Und wenn sie nach dem Gottesdienst nach Hause gehen, dass sie bei Ausgang aus der Synagoge auch wieder ein geschütztes Feld haben.“

Gerade heute wird die Präsenz besonders wichtig sein. Der Sederabend gilt als Herzstück des Pessach-Festes. Dementsprechend geht Schramm davon aus, dass die Synagoge in Erfurt voll sein wird.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 22. April 2024 | 06:09 Uhr