GesundheitssystemCDU-Gesundheitspolitiker: Deutsche gehen zu häufig zum Arzt
Die Deutschen gehen zu häufig zu Fachärzten. Das sagt der CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge. Um die Kosten des deutschen Gesundheitssystems in den Griff bekommen zu können, müsse das Kostenbewusstsein der Versicherten geschärft werden. Die Privaten Versicherer wiederum schlagen Modelle mit Eigenbeteiligung auch für die gesetzlichen Krankenkassen vor.
- Tino Sorge: Deutsche gehen zu häufig zum Arzt.
- Sein Vorschlag: Wahltarife mit Hausarztmodell gegen unnötige Besuche bei Fachärzten.
- Private Versicherer: Gesetzliche Kassen sollen sich an privaten Modellen mit Eigenvorsorge orientieren.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, hat sich für weniger Arztbesuche ausgesprochen, um die Krankenversicherung zu sanieren. Der Bundestagsabgeordnete aus Magdeburg sagte MDR AKTUELL, er wolle niemandem den Arztbesuch verwehren. Jedoch gingen die Deutschen im europäischen Vergleich sehr häufig zum Arzt. Jeder sollte überlegen, ob es jedes Mal notwendig sei. Mehr Kostenbewusstsein beim Patienten müsse dann auch belohnt werden, etwa durch Boni.
Sorge kann sich aber auch andere Anreizsysteme vorstellen wie etwa das Hausarzt-Modell. Der Versicherte könne sich für einen niedrigeren Beitrag entscheiden. Dafür müsse er aber erst den Hausarzt konsultieren und erst mit einer Überweisung zum Facharzt gehen.
Die gesetzliche Krankenversicherung erwartet in diesem Jahr ein Defizit von 17 Milliarden Euro. Der CDU-Politiker sagte, das sei Aufgabe von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, "die Mittel … beim Bundesfinanzminister zu holen". Dazu gehörten beispielsweise fast zehn Milliarden Euro für ALG-II-Bezieher, für die bisher die Beiträge "nicht in der richtigen Höhe“ abgeführt würden. Erst wenn das erledigt sei, sollte man sich über mögliche Kürzungen und Einsparmaßnahmen unterhalten.
Wahltarife: Ungerechte Kostenersparnis?
Auch der Wirtschaftsweise Martin Werding sprach sich im "Handelsblatt" beispielsweise für GKV-Wahltarife aus, die mit einem niedrigeren Zusatzbeitrag verbunden wären. "Wer bereit ist, einen Facharzt nur mit einer Überweisung vom Hausarzt zu besuchen, könnte im Gegenzug geringere Beiträge zahlen", sagte er. Möglich seien auch ein Selbstbehalt für gesetzlich Versicherte oder eine Kopfpauschale für die Beiträge.
Eine solche Pauschale war vor Jahren von FDP und Teilen der CDU/CSU gefordert worden. Kritiker lehnten sie als sozial ungerecht ab.
Private Krankenversicherer: Eigenvorsorge auch bei gesetzlichen Beiträgen einberechnen
Nach Ansicht des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) sollten die gesetzlichen Krankenkassen ebenfalls Selbstbehalte oder ähnliche Modelle der Eigenbeteiligung einführen. PKV-Verbandschef Florian Reuther sagte der "Ärzte Zeitung" : "In der privaten Krankenversicherung gibt es Tarife, bei deren Beitragsgestaltung berücksichtigt wird, ob sich jemand gesund verhält und Eigenvorsorge betreibt. Für die Gesetzliche Krankenversicherung wäre das ebenfalls ein Modell." Die gesetzliche Krankenversicherung sei ein Solidarsystem, das nicht "jedes gesundheitsschädliche Verhalten mittragen soll".
Angesichts der finanziellen Lage der Krankenkassen sei zu diskutieren, in welchem Verhältnis die Eigenvorsorge des Versicherten zu dem stehe, was der Solidargemeinschaft aufgebürdet werden könne, sagte Reuther weiter. Ideen, private und gesetzliche Krankenversicherung zusammenzufassen, bezeichnete er als die falsche Antwort auf die demografische Herausforderung.
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen hatte unlängst gefordert, dass Kassenpatienten bis zu 2.000 Euro Selbstbeteiligung pro Jahr zahlen sollen. Versicherte sollten aus seiner Sicht auch Kosten durch Verletzungen nach selbst gewählten Risiken komplett selbst übernehmen. Konkret nannte er hier unter anderem Skifahren.
MDR, AFP, KNA (nvm)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 09. März 2023 | 07:45 Uhr
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