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Viele alte Bücher mit grünem Buchschnitt wurden zuletzt aus dem Verkehr gezogen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Universität Bielefeld | Julia Bömer

Arsen-Funde in BibliothekenNationalbibliothek gibt Entwarnung zu Arsen-Büchern

08. März 2024, 19:42 Uhr

Viele Bibliotheken hatten zuletzt wegen Arsen-Funden einen Teil ihrer historischen Bücher gesperrt. Die Nationalbibliothek in Leipzig gibt nun Entwarnung: Bei einem üblichen Umgang mit Medienwerken bestehe keine erhöhte Gefahr.

Nach den Arsen-Funden in alten Büchern hat die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig für ihre Bestände Entwarnung gegeben. Direktor Johannes Neuer sagte MDR AKTUELL, man sei zu dem Schluss gekommen, dass bei einem üblichen Umgang mit Medienwerken in den Lesesälen keine erhöhte Gefahr bestehe. Auch Luftmessungen seien negativ gewesen. Bestände, die betroffen sein könnten, seien gekennzeichnet.

Grüne Farbstoffe können giftiges Arsen enthalten

Viele Bibliotheken in Deutschland hatten zuletzt einen Teil ihrer historischen Bücher gesperrt. Hintergrund sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu insbesondere grünen Farbstoffen, die im 19. Jahrhundert etwa zur Färbung von Einbänden verwendet wurden und Arsenverbindungen enthalten könnten. Arsen ist giftig und krebserregend. Auch der Deutsche Bibliotheksverband hat sich in einer Handreichung mit den "potenziell gesundheitsschädigenden Pigmentbestandteilen" in historischen Beständen befasst.

Wie problematisch die Bücher seien und wie man damit umgehe, müsse jede Einrichtung individuell beurteilen, so der Bibliotheksverband. Nicht jedes grün gefärbte alte Buch enthalte Arsen – gleichzeitig könnten auch andere Farbstoffe belastet sein. Mehrere Forschungsprojekte erforschten demnach aktuell die möglichen Gefahren und entwickelten Umgangsweisen, etwa Schnelltestverfahren.

Auch Uni-Bibliothek Leipzig sperrt Bücher

Die Albertina in Leipzig Bildrechte: imago/JOKER

Ende Februar hatte die Bibliothek der Universität Bielefeld gemeldet, Zehntausende Bücher für die Ausleihe gesperrt zu haben. Mehrere Medien berichteten darüber, weitere Bibliotheken schlossen sich an und sperrten ebenfalls Bücher – nun auch die Albertina in Leipzig. Einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" zufolge könnte die Leipziger Uni-Bibliothek stark betroffen sein, weil der Altbestand an Büchern in die Hunderttausende gehe. Wie viele Bücher genau betroffen seien, sei aber noch unklar.

Die Universitätsbibliothek Bielefeld hatte erklärt: "Zu einer möglichen Gefährdung kann es kommen, wenn die Bände mit Grünschnitt angefasst und zum Umblättern der Seiten die Finger mit der Zunge angefeuchtet werden, der Staub möglicherweise Arsen enthält und eingeatmet wird oder durch das Anfassen der Bände Arsen in die Augen gerät." Solange die Bücher im Regal stehen, würden sie als unbedenklich gelten, hieß es.

Deutscher Bibliotheksverband: Problem seit Längerem bekannt

Nach Angaben des Deutschen Bibliotheksverbandes ist das Problem seit Längerem bekannt: Im Rahmen eines Modellprojekts sei 2020/2021 untersucht worden, wie mit Arsen belastete Bände erkannt und wieder nutzbar gemacht werden können, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

MDR, dpa (mze)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 08. März 2024 | 17:00 Uhr