Anschnallen, bitte!Gurtpflicht bei Busreisen schwer durchsetzbar
Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Verletzten bei Busunfällen kontinuierlich an. Oft hätte ein Gurt Schlimmeres verhindern können, aber im Bus oder Reisebus halten sich weniger Menschen an die Anschnallpflicht als im Auto. Die Gurtpflicht zu kontrollieren, gestaltet sich schwierig.
Unfälle mit Fernbussen sind selten. Mittlerweile sind die Busse mit einer Menge Sicherheitsystemen ausgestattet, zum Beispiel, um die Spur zu halten oder schneller eine Notbremsung zu machen. Dafür sorgen diverse Gesetze und Verordnungen für Fahrzeughersteller und Beförderungsunternehmen. Und auch für die Insassen gibt es eine einfache Sicherheitsvorschrift. Die steht in der Straßenverkehrsordnung und heißt: Anschnallpflicht. Daran halten sich aber nicht alle.
Kontolle durch Busfahrer nicht machbar
Für den Busfahrer sei eine Kontrolle gar nicht möglich, sagt Mario König, selbst Fernbusunternehmer und Vorsitzender des Verbands Mitteldeutscher Omnibusunternehmen.
Die Fahrer würden bei Fahrtantritt und nach Pausen auf die Anschnallpflicht hinweisen. Zudem gebe es Hinweisschilder an den Plätzen. Durchsetzbar sei die Gurtpflicht während der Fahrt dennoch nicht.
König sagt, die Kontrolle sei "schlichtweg nicht machbar". Selbst in einem Auto könne der Fahrer letztendlich nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass sich jemand auf der Rückbank abschnalle.
Sensortechnik nicht praktikabel
Auch seien die technischen Möglichkeiten begrenzt, sagt Karsten Jäger, Sprecher der Polizeidirektion Dresden. Ein Sensor für nicht eingesteckte Gurte, wie er bei modernen Pkw oft verbaut ist, wäre zwar theoretisch möglich, würde aber bei jedem Toilettengang des Passagiers Alarm schlagen. Deshalb sei diese Technik, wie in Flugzeugen auch, nicht praktikabel.
Schwierige Polizeikontrollen
Bleibt also nur die Verkehrspolizei, um die Gurtpflicht zu kontrollieren.
Allerdings, erklärt Jäger, ließen sich Gurt-Verweigerer im Reisebus schlechter überführen: Die Kontrolle der Gurtpflicht erfolge meistens im Vorbeifahren. Bei einem Auto sehe man sehr gut, ob jemand angeschnallt sei oder nicht. In einen Reisebus könne man aber schlecht hineinschauen. Dementsprechend sei die Kontrolle bei Reisebussen schwieriger.
Anschnallen im eigenen Interesse
Letztlich, sagt Jäger, sei der Gurt aus gutem Grund vorgeschrieben: "Bei schweren Unfällen kann der Sicherheitsgurt durchaus schwere Verletzungen verhindern. Sodass es eigentlich schon ein eigenes Interesse sein sollte, den Gurt anzulegen."
Der Fahrer eines Pkw wird also nicht für die Verantwortungslosigkeit des Beifahrers verantwortlich gemacht. Jeder zahlt für sich selbst. Aber wie immer gibt es für jede Regel eine Ausnahme – in diesem Fall gilt diese für Kinder.
Zahl der Busunfall-Verletzten niedrig, aber steigend
Im Jahr 2023 gab es laut Statistik 6.153 Verletzte in Bussen bei Verkehrsunfällen in Deutschland. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden 177.582 Pkw-Nutzer bei Unfällen verletzt. Sogar bei E-Scooter-Fahrern ist die Zahl höher als im Bus (8.317).
Auffällig jedoch: Die Zahl der Bus-Verletzten steigt seit 2020 (4.902 Verletzte) kontinuierlich an. Die meisten Verletzungen ereignen sich insgesamt bei Unfällen mit Linienbussen. Wenn ein Reisebus verunglückt, ist die Zahl der Betroffenen beim einzelnen Vorfall hingegen meist sehr hoch.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 02. April 2024 | 06:30 Uhr