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Die Domain von Behördewebseiten soll bald einheitlich werden. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Digitalisierung der VerwaltungBehörden im Netz sollen einheitliche Dachmarke "gov.de" erhalten

27. März 2024, 08:41 Uhr

Damit Behörden und Ämter im Netz einheitlicher auftreten, hat der IT-Planungsrat eine digitale Dachmarke beschlossen. Die Webseiten von Behörden sollen die einheitliche Adressendung "gov.de" und ein neues Design bekommen. Einige Bundesländer sind aber gegen ein einheitliches Design. Experten mahnen zudem, damit sei nur wenig gewonnen auf dem Weg zu einer Digitalisierung der Verwaltung.

Wissen woran man ist, darum gehe es im Kern bei der digitalen Dachmarke, sagt Markus Richter, IT-Beauftragter der Bundesregierung und Vorsitzender im IT-Planungsrat. Als Anwendungsbeispiel für die digitale Dachmarke nennt Richter den Bafög-Antrag. Seit einiger Zeit ist der online möglich, hat aber auch Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen, die versuchten Profit zu machen.

Oft sei nicht klar, auf welcher Seite man sich befinde und wo man eine Leistung abrufen könne, sagt Richter: "Um hier für mehr Sicherheit und Transparenz zu sorgen, macht es Sinn, einen einheitlichen Auftritt der Verwaltung vorzusehen, so wie es übrigens fast alle anderen Staaten innerhalb von Europa auch tun."

Im Vereinigten Königreich beispielsweise endet eine behördliche Web-Adresse immer auf gov.uk, um zu zeigen, dass die Seite zum "government" – also zum Staat – gehört.

Nach diesem Vorbild hat der IT-Planungsrat Bund und Ländern empfohlen: Netz-Adressen von Behörden und Ämtern sollen künftig gov.de am Ende stehen haben.

Bayern stellt sich gegen einheitliches Design

Neben dieser einheitlichen Domain, so heißt die Adress-Endung im Fachjargon, sollen staatliche Webseiten ähnlicher designt werden.

Allerdings stimmten einige Länder dagegen, weil ihnen die Design-Richtlinien nicht passten. Bayern will bei seinen Seiten unbedingt den Nutzern deutlich machen, dass es sich explizit um eine bayrische Webseite handelt.

Solche Sonderwünsche wundern die Digitalexpertin Ann Catrin Riedel nicht. Ihr Verein Next e.V. vernetzt Behörden-Mitarbeiter, die in ihren Verwaltungen die Digitalisierung voranbringen wollen. Den eigentlich motivierten Menschen lege die Politik oft Steine in den Weg, sagt Riedel.

Riedel sagt: "Auf jeden Fall würde ich das Eitelkeiten nennen und das macht mir in vielen Teilen wirklich große Sorge, weil ich mir wünschen würde, dass wir in großen Schritten bei dem Thema vorankommen, weil ich mich regelmäßig frage -- fragen muss: Haben alle Beteiligten eigentlich verstanden, worum es hier geht? Und das ist nicht nur Verwaltungsdigitalisierung aus Spaß an der Freud, sondern das Erhalten oder das Wiederherstellen eines leistungsfähigen Staates."

Viele Baustellen bei der Digitalisierung

Ariana Berger, Digitalisierungsbeauftragte des Deutschen Landkreistags, sieht das etwas anders. Denn die digitale Dachmarke betreffe ohnehin nur einige wenige Verwaltungstätigkeiten, in denen Bund und Länder oder Kommunen zusammen online auftreten. "Der Bund hat versucht, übergreifende Angebote, von denen es gar nicht so viele gibt, vertrauenswürdig auszugestalten", sagt Berger.

Das sei zwar zum Beispiel bei Corona-Hilfen oder Entlastungen für Studierende bei den Heizkosten notwendig. Für Berger stehen aber andere, wichtigere Dinge im IT-Planungsrat an: "Wie bekomme ich denn digitale Verwaltung informationssicher, unabhängig von der Domain?" Die Frage ist auch nicht beantwortet.

Zumindest im letzten Punkt dürfte Berger mit Digitalexpertin Riedel übereinstimmen. Denn in puncto Digitalisierung bleibt in Deutschland viel zu tun – ob einheitlich aussehend oder nicht.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. März 2024 | 06:49 Uhr

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