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Russischer Soldat am ukrainischen AKW Saporischja: Kämpfe im Umfeld des Kernkraftwerks hatten weltweit Besorgnis ausgelöst. Bildrechte: IMAGO/SNA

Studie zum StrahlenschutzWachsende Sorge wegen möglicher Atom-Notfälle

23. September 2022, 09:25 Uhr

Der Ukraine-Krieg hat einen möglichen atomaren Notfall wieder stärker in das Bewusstsein der deutschen Bevölkerung gerückt. Aus einer Untersuchung für das Bundesamt für Strahlenschutz geht hervor, dass eine Mehrheit beunruhigt ist, aber nur zwei von zehn Befragten wissen, wie sie sich im Fall des Falles verhalten sollten.

In Berlin ist am Donnerstag eine neue Studie zum Strahlenschutz in Deutschland vorgestellt worden. Im Auftrag des zuständigen Bundesamts sollte vor allem der Wissensstand zum Thema ergründet werden, auch um Empfehlungen zur Kommunikation mit den Menschen abzuleiten.

Sorgen wegen atomaren Notfalls

Eine Erkenntnis: Der Ukraine-Krieg hat auch einen möglichen atomaren Notfall stärker ins Bewusstsein der deutschen Bevölkerung gerückt. Demnach gaben 63 Prozent der Befragten an, dies beunruhige sie sehr. Knapp die Hälfte der Menschen vertraue aber darauf, dass der Staat sie im Fall eines AKW-Unfalls schützen werde. Allerdings gaben nur zwei von zehn Befragten an zu wissen, wie sie sich in einem solche Fall verhalten sollten.

BfS-Präsidentin Inge Paulini sagte, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine habe eine Vielzahl an Fragen das Bundesamt für Strahlenschutz erreicht: Oft wollten Menschen wissen, welche Schutzmaßnahmen bei einem Zwischenfall in der Ukraine in Deutschland ergriffen werden müssten.

Im Auftrag des BfS waren von April bis Mai dieses Jahres rund 2.000 deutschsprachige Menschen ab 16 Jahren telefonisch zum Thema befragt worden. Schon im November 2021 sowie im Januar 2022 hatte es zudem qualitative Einzelinterviews und Gruppendiskussionen gegeben.

Ein weiteres Ergebnis dessen: Die Menschen fühlen sich durch staatliche Institutionen bei Strahlung besser informiert und geschützt als noch 2019. Bekannteste staatliche Institutionen seien das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Internationale Atomenergiebehörde IAEA.

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Dem BfS werde dabei als "inhaltlich nachvollziehbarer Absender von Informationen", als öffentliche Behörde und aufgrund ihres Namens hohe Kompetenz und Glaubwürdigkeit zugeschrieben. Spontan würden sich bei einem nuklearen Unfall rund 13 Prozent der Befragten dort informieren und 66 Prozent im Internet. Die Ergebnisse zeige aber auch sehr unterschiedliches Wissen, Bewertungen und Wahrnehmungen beim Thema Strahlung.

Radon wird unterschätzt

Das Risiko durch Radon wird demnach massiv unterschätzt. Elf Prozent der Befragten wüssten gar nicht, ob das radioaktive Gas überhaupt gefährlich sei. Dabei ist es nach dem Rauchen die häufigste Ursache von Lungenkrebs.

Bekanntere und präsentere Strahlen seien UV-Strahlung, Radioaktivität, Röntgen- und Mobilfunkstrahlung, Elektrosmog und Mikrowellen. Weniger bekannt oder präsent seien etwa Laser- und Infrarotstrahlung und Begriffe wie "optische Strahlung" und "ionisierende Strahlung".

Neben Radioaktivität verbinden mehr Menschen den Mobilfunk mit dem Begriff "Strahlung". Und eine Mehrheit geht laut Bundesamt davon aus, hier viel Kontakt zu haben, sich aber eher nicht gut davor schützen zu können. Beunruhigt seien davon aber nur etwa 19 Prozent der Leute.

Auch UV-Strahlung der Sonne werde spontan sehr häufig mit "Strahlung" in Verbindung gebracht. Insgesamt gebe aber nur rund ein Drittel der Befragten an, besorgt zu sein, da man sich gut selbst davor schützen könne.

Wunsch nach ehrlicher Kommunikation

Über alle Altersklassen und Bildungsstufen hinweg wurde nach Angaben der Studienautoren das Bedürfnis nach leicht verständlicher und wissenschaftlich fundierter Kommunikation geäußert. Eine Mehrheit wünsche sich zudem eine klare Positionierung, ob eine Strahlenart gefährlich oder ungefährlich ist. Häufiger seien in dem Zusammenhang auch die Begriffe "transparent" und "ehrlich" aufgetaucht. Gewünscht sei Kommunikation durch einen "neutralen" Absender, der unabhängig von Wirtschaft und Politik agiere, und: "Die sollen auch ehrlich sagen, wenn sie etwas (noch) nicht genau wissen."

AFP(ksc)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Juli 2022 | 17:00 Uhr

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