FluchtbekämpfungMigrationsforscher: EU-Asylreform wird an Migrationskrise wenig ändern
Das Europaparlament in Brüssel hat in der vergangenen Woche der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems zugestimmt. Die zehn Gesetzesvorschläge sollen die Migration in die EU begrenzen und steuern. Der Migrationsforscher Gerald Knaus hält die Reform aber für wenig zielführend.
Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat die EU-Asylreform als nicht zielführend kritisiert. Er sagte MDR AKTUELL, es scheine zwar plausibel, dass man an den Außengrenzen schneller feststelle, wer keinen Schutz brauche. Doch ein schnelles Zurückbringen gelinge bereits heute nicht – und es gebe in der Vereinbarung nichts, das das schneller mache.
Um illegale Migration zu verhindern, brauche es vor allem Einigungen mit sicheren Drittstaaten, erläuterte Knaus. Dafür müsse man ihnen attraktive Angebote machen, etwa mehr legale Migration ermöglichen.
Migrationsforscher: EU-Asylreform wird wenig ändern
"Die EU hat hier nach jahrelangen Verhandlungen eine Maus geboren – also eine ganz kleine Reform, die wenig ändert wird", sagte Knaus. Deshalb hält er es für sinnvoll, vorab mit Drittstaaten über eine mögliche Rückführung zu verhandeln. "Viele der Dinge, die wir brauchen, gab es schon vor dieser Reform".
Was der Reform fehle, sei die Diplomatie, sichere Drittstaaten zu überzeugen. Knaus ist Soziologe und gilt als Vordenker des Migrationsabkommens der EU mit der Türkei von 2016.
Das Europaparlament in Brüssel hatte der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (Geas) am Mittwoch mehrheitlich zugestimmt. Die zehn Gesetzesvorschläge sollen die Migration in die EU begrenzen und steuern. Im Kern geht es um einheitliche Verfahren, schnellere Abschiebungen und mehr Solidarität unter den EU-Staaten. Über viele der Vorschläge streitet die EU bereits seit 2016, ausgelöst durch die Migrationskrise 2015.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 13. April 2024 | 11:35 Uhr