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Bildungsmonitor 2023Bildungsniveau in Deutschland dramatisch gesunken

30. August 2023, 11:42 Uhr

Die Bildungsarmut in Deutschland nimmt zu, die Qualität des Unterrichts nimmt ab. Das ist das Fazit einer Bildungsstudie, die die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft veröffentlicht hat. Sachsen und Thüringen behaupten ihre Spitzenplätze, aber auch dort sinkt das Bildungsniveau. Sachsen-Anhalt verbessert sich auf Platz elf.

Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Zu diesem Schluss kommt der Bildungsmonitor 2023 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Demnach nimmt die Bildungsarmut in Deutschland zu, die Schulqualität sinkt und bei der Integration gibt es Verschlechterungen.

Im Langzeitvergleich stellen die Autoren fest, dass das Bildungsniveau bis 2013 auf vielen Feldern gewachsen, dann allerdings beständig zurückgegangen sei. Die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft habe sich vertieft.

Seit zehn Jahren geht es bergab

Der Bildungsmonitor erscheint zum 20. Mal. Dabei werden unter anderem Lernerfolg, Bildungsinfrastruktur und Betreuungsschlüssel verglichen. Insgesamt werden 98 Indikatoren ausgewertet. Betrachtet wird auch, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.

Im aktuellen Ländervergleich kann Sachsen seinen Spitzenplatz verteidigen. Auf den Plätzen folgen Bayern und Thüringen. Sachsen-Anhalt reiht sich auf Position elf ein. In allen drei mitteldeutschen Bundesländern stellt die Studie ein sinkendes Bildungsniveau fest, am deutlichsten in Sachsen-Anhalt. Am stärksten verloren im Vergleich zu 2013 hat Baden-Württemberg. Zugelegt haben dagegen das Saarland, Hamburg, Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Schlusslichter sind Brandenburg, Berlin und Bremen.

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Migrantenkinder sind die Verlierer

Die Autoren führen die Entwicklung darauf zurück, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren "deutlich heterogener" wurde. Kitas und Schulen hätten darauf bisher keine Antwort gefunden. So seien die Ergebnisse von Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen beim Ausbau frühkindlicher Bildung und Ganztagsbetreuung hätten das nicht ausgleichen können. Die Durchschnittswerte im Lesen und Zuhören bei Viertklässlern lägen auf dem Niveau des schlechtesten Bundeslandes Bremen im Jahr 2011.

Angefertigt wurde die Studie vom Kölner Institut der deutschen Wirtschaft. Die IW-Forscher stellen fest, es fehle an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. Sie fordern den Ausbau frühkindlicher Bildung, mehr Selbstbestimmung für Schulen, jährliche bundesweite Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen sowie die gezielte Förderung von Schülerinnen und Schülern und mehr hochwertige Ganztagsangebote.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben beklagte, dass Deutschland in der Bildungspolitik den Anschluss an die Weltspitze verliere. Besonders kritisch seien dabei die mangelnden Sprachkenntnisse in der Grundschule. Alsleben forderte eine Vorschulpflicht für alle Kinder, die schlecht Deutsch sprächen.

Sachsen: Spitzenergebnisse in Mathe

Sachsen hat den ersten Platz im Bildungsmonitor 2023 verteidigt - zum 17. Mal in Folge. Die Forscher heben hervor, dass sächsische Viertklässler in Mathematik bundesweit die besten Ergebnisse erzielten. Nur wenige Jugendliche erreichten im Lesen nicht die Mindeststandards. Bestwerte erreicht Sachsen auch bei der Schulqualität und weist die geringste Bildungsarmut auf. Kinder und Jugendliche nutzten oft Ganztagsangebote.

Als weitere Stärke wird die Internationalisierung hervorgehoben. Der Anteil der Bildungsausländer unter allen Studenten sei der dritthöchste in Deutschland. Beim Einwerben von Drittmitteln je Professor erzielt Sachsen ebenfalls den Höchstwert.

Verbesserungspotenzial sehen die Autoren bei der Betreuung und Digitalisierung. Der Betreuungsschlüssel an Kitas und Grundschulen sei schlechter als im Bundesdurchschnitt. Zudem würden an Hochschulen und Berufsschulen vergleichsweise wenige in Informatik ausgebildet.

Piwarz: Frühkindliche Erziehung stärken

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz sagte, aufgrund einer zunehmend "heterogenen" Schülerschaft werde es immer schwieriger, das Bildungsniveau zu verbessern. Man müsse die frühkindliche Bildung stärken sowie die Qualität der Schulen verbessern. In den Grundschulen müsse der Fokus noch stärker auf die Vermittlung der Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen gelegt werden.

Sachsen-Anhalt: Sehr viele alte Lehrer

Sachsen-Anhalt hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf Platz elf verbessert. Gute Ergebnisse erzielt das Land bei der Schulqualität, Förderung und Bildungsarmut. Grundschulkinder erreichen gute Ergebnisse in Mathematik. Vergleichsweise wenige Schüler erreichen nicht die Mindeststandards.

Kritisch merken die Forscher an, dass der Anteil älterer Lehrkräfte sehr hoch ist. Die Altersstruktur sei sehr unausgeglichen. In Kitas kämen rechnerisch viele Kinder auf eine Betreuungsperson. An Hochschulen und Berufsschulen würden zu wenige in Informatik ausgebildet. Der Anteil der MINT-Studenten sei relativ niedrig. Der Anteil vorzeitig aufgelöster Ausbildungsverträge sei hoch.

Thüringen: Nur wenige Sitzenbleiber

Thüringen kann im Bildungsmonitor 2023 den dritten Platz behaupten. Stärken weist das Land bei der Schulqualität, Bildungsarmut und Förderinfrastruktur auf. Die Autoren heben die Bildungsausgaben je Schüler hervor, die höher seien als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil von Jugendlichen ohne Ausbildungsangebot sei der zweitniedrigste in Deutschland. Die Wiederholerquote in Schulen sei niedrig. Vergleichsweise viele Grundschüler erreichten die Mindeststandards in Mathematik. 

Verbesserungspotenzial sehen die Forscher bei der Effizienz und Forschungsorientierung. Die Altersstruktur der Lehrkräfte in Thüringen sei sehr unausgewogen. Es würden vergleichsweise wenige Nachwuchsforscher habilitiert.

(luz)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. August 2023 | 12:00 Uhr

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