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Senkung von BaukostenBaugewerbe unterstützt niedrigeren Energiestandard

23. August 2023, 07:33 Uhr

Die Baubranche leidet unter hohen Kosten und gestiegenen Zinsen. Für viele Bauträger ist es deshalb zur Zeit unrentabel, neu zu bauen. Bundesbauministerin Klara Geywitz von der SPD will der Branche entgegenkommen und die Pläne für schärfere Energiestandards verschieben.

Wer ab 2025 ein neues Haus baut und dafür Geld vom Staat haben will, der muss das Gebäude mit einer äußeren Dämmschicht versehen, zwischen 25 und 30 Zentimeter dick. Energie-Effizienz-Standard EH-40 nennt sich das. Das heißt, das Gebäude braucht nur 40 Prozent Energie verglichen mit einem herkömmlichen Haus.

Bundesbauministerin Klara Geywitz will diesen geplanten Standard nun aussetzen, um Baukosten zu senken. Zwischen 300 und 400 Euro pro Quadratmeter könnten so bei Neubauten gespart werden, sagt Felix Pakleppa. Er ist Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Der Verband unterstützt den Vorschlag der Bauministerin, den Plan EH-40 zumindest temporär auszusetzen. "Wir haben das als Verband schon das ganze Jahr gefordert, weil der Markt diese schnelle Verschärfung der energetischen Anforderungen nicht mehr angenommen hat", erklärt Pakleppa. "Das muss zumindest mal so lange weg, wie wir corona- und kriegsbedingt sehr hohe Materialpreise haben und die Zinsen bei vier Prozent liegen."

Verband: Vorschlag entlastet Lage auf Mietmarkt

Die Energiestandards nicht weiter zu verschärfen wäre ein wichtiges Signal, sagt Pakleppa; Nicht nur um der Bauwirtschaft wieder auf die Beine zu helfen sondern auch um die angespannte Lage auf dem Mietmarkt zu verbessern: "Wir glauben, dass die Menschen – sowohl die Häuslebauer als auch die Investoren im Miet- und Sozialwohnungsbau – sich wieder trauen, wieder über Projekte nachzudenken, wenn die Förderung nicht an EH-40 gekoppelt ist", erklärt Pakleppa. Sein Verband geht davon aus, dass das wieder zu einer deutlichen Belebung des Wohnungsbaus führen würde.

Auch der Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen begrüßt ausdrücklich die Pläne von Bauministerin Geywitz. Verbandspräsident Axel Gedaschko fordert aber, gleich ganz auf den Energiestandard EH-40 zu verzichten. "Wir brauchen keinen EH-40 Normalstandard. Das Bezahlen von EH-40 ist für unsere Unternehmen mittlerweile schlicht und ergreifend unmöglich", erklärte Gedaschko. Ihm zufolge würden die Mehrkosten bei ungefähr zehn Prozent liegen. "Wenn Sie wissen, dass heute ein Quadratmeter neugebaut ungefähr bei 5.000 Euro liegt, dann würden da nochmal 500 Euro drauf kommen, da können Sie also auch sagen nochmal zehn Prozent mehr Miete."

Schröder: Klimaziele müssen eingehalten werden

Laut Bundesverband liegen momentan die durchschnittlichen Mindestmieten von Neubauwohnungen bei 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Damit sei der Markt auch weit entfernt vom Ziel der Bundesregierung, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Trotz dieser angespannten Lage kann sich der grüne Koalitionspartner jedoch nicht mit den Plänen von SPD-Bauministerin Geywitz anfreunden.

Zu den Gründen Christina-Johanne Schröder, die baupolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, man sei gesetzlich verpflichtet die Klimaziele einzuhalten. "Und gerade haben wir durch den Expertenrat der Bundesregierung erfahren, dass wir bis 2030 nicht etwa die Emission des Gebäudesektors um die Hälfte senken sondern nur um ein Viertel. Entsprechend brauchen wir natürlich Maßnahmen, die effektiv die Emission im Gebäudesektor senken. Wir glauben, dass es andere Impulse für die Bauwirtschaft braucht als eine Senkung der Klima- und Umweltstandards."

So setzten die Grünen vielmehr auf eine Wohngemeinnützigkeit, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, sagt Schröder. Bei diesem Modell würden durch Investitionszuschüsse dauerhaft bezahlbare Wohnungen geschaffen. Dies könne auch die Bauwirtschaft wieder ankurbeln.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 23. August 2023 | 06:00 Uhr

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