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UmweltschutzVerbot von Einweggeschirr wird nicht kontrolliert

28. August 2022, 05:21 Uhr

Einweggeschirr und -besteck aus Plastik ist seit etwas mehr als einem Jahr verboten – auch für Gaststättenbetreiber. Die mitteldeutschen Gastronomieverbände berichten allerdings, dass das Verbot kaum kontrolliert werde. Die Deutsche Umwelthilfe gibt zu bedenken, dass auch Einweg-Alternativen etwa aus Holz ökologisch bedenklich seien. Ab kommendem Jahr müssen Gastronomen Mehrweggeschirr anbieten.

Ziel verfehlt, sagt Barbara Metz, Geschäftsführerin bei der Deutschen Umwelthilfe zum Verbot von Strohhalmen, Plastiktellern und Styroporverpackungen. Erstens, weil die Produkte nach wie vor im Umlauf seien. Das hätten Testbesuche an 20 Imbissbuden in Berlin gezeigt. "Und das ist natürlich ein Problem, und das kann man nur dadurch lösen, dass man diese Dinge kontrolliert. Und das macht leider unsere Regierung nicht, es gibt also keinen Vollzug dieses Gesetzes", kritisiert Metz.

Gastronomie bestätigt mangelnde Kontrollen

Ein Eindruck, den die Gastronomieverbände in Mitteldeutschland teilen. Michael Schmidt, Präsident des Dehoga Sachsen-Anhalt, sagt dazu: "Ich hatte in Sachsen-Anhalt noch keine Information bekommen, dass irgendwelche Kontrollen durchgeführt worden sind."

Das gibt auch der Thüringer Verband an. Und Axel Klein vom Dehoga Sachsen, der aber hinzufügt: "Auf der anderen Seite ist es so, dass es die Unternehmen auch schon so umsetzen." Zumindest die ihm bekannten Unternehmen im Verband schauten schon auf die Umsetzung. "Und die Gäste werden das auch beobachten, was da angeboten wird", meint Klein.

Seiner Erfahrung nach läuft die Umsetzung des Plastikverbots bei sächsischen Gastronomiebetrieben gut: "Das muss man feststellen, dass sich die Unternehmen hier ganz gut drauf eingestellt haben. Wir haben sehr, sehr viele Weiterbildungen oder Kurse angeboten zum Thema Verpackung, welche Alternativen es gibt."

Auch Plastik-Alternativen sind ökologisch bedenklich

Diese Alternativen seien allerdings auch oft auch keine gute Lösung, so die Einschätzung von Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe: "Einweg durch Einweg zu ersetzen, macht einfach keinen Sinn, denn das ist auch eine Verpackung und die kommt auch in den Müll. Und die wird dann in aller Regel auch thermisch verwertet, sprich: verbrannt." Man stelle fest, dass genau die Ausweichbewegung, die man schon befürchtet habe, genau so stattfinde: "Dann gibt es eben nicht mehr das Besteck aus Plastik, sondern dann gibt es das Einwegbesteck aus Holz."

Das deckt sich mit der Wahrnehmung von Thüringens Dehoga-Chef Dirk Ellinger. Zahlen habe er keine, sein Gefühl sei aber, dass die Menge der Einwegprodukte in etwa gleichgeblieben sei, weil Plastik einfach ersetzt wurde: "Das liegt aber auch an der Angebotsherausforderung und an der Nachfrage der Gäste. Wenn der Kunde etwas mitnehmen will, dann kann ich ja nicht sagen: Ich gebe dir 'nen Porzellanteller mit und wir machen so 'ne Glocke drüber und du bringst es dann wieder."

Mehrweggeschirr-Pflicht ab Januar

Ab Januar nächsten Jahres soll sich das ändern: Dann sollen Wirte verpflichtet werden, Mehrweggeschirr anzubieten. Die Gastronomieverbände haben hier vor allem Bedenken wegen der Hygiene. Und die Umwelthilfe glaubt nicht, dass so ein freiwilliges Angebot auch von der Kundschaft wahrgenommen wird – sie fordert deshalb eine Gebühr für Einwegverpackungen aller Art.

Und wie bewerten das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt das Plastikverbot? Beide konnten MDR AKTUELL in der Kürze der Zeit kein Statement dazu geben.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. August 2022 | 06:00 Uhr