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Bildrechte: MDR / Oliver Betke

EnergieversorgungKemfert: Stromnetz-Engpass in Oranienburg ist ein Einzelfall

18. April 2024, 05:00 Uhr

Im brandenburgischen Oranienburg schwächelt die Strominfrastruktur: Neubauten können keine Hausanschlüsse, Wärmepumpen oder Ladestationen anmelden. Energieökonomin Claudia Kemfert erklärt in ihrem Klima-Podcast bei MDR AKTUELL, worin die Ursache für diesen "Einzelfall" liegt.

Für Energieökonomin Claudia Kemfert ist der Stromnetz-Engpass in Oranienburg ein Einzelfall. In der brandenburgischen Kommune werden neue Häuser derzeit nicht an das Netz angeschlossen, weil die Infrastruktur dafür nicht ausgelegt ist. Kemfert sagte dazu MDR AKTUELL: "Oranienburg hat falsch geplant." Die Stadt habe den erhöhten Strombedarf zu spät erkannt und Baugebiete ausgewiesen, ohne sich mit den Netzversorgern abzusprechen. Das habe nichts damit zu tun, dass es in Deutschland zu wenig Strom gebe.  

"Versäumnisse nicht der Wärmewende anlasten"

Auf der Homepage der Stadt ist zu lesen, dass die Kapazitäten des bisherigen Umspannwerks ausgeschöpft sind. "Das hätte man vorher wissen müssen", erklärte Kemfert. Oranienburg sei eine wachsende Stadt. Das sei kein Geheimnis. Die Versäumnisse dort könne man nicht der Wärmewende anlasten. Die Energieökonomin hat nach ihren Worten schon seit Jahren davor gewarnt, dass Investitionen in die Verteilnetze notwendig seien, und in vielen Kommunen funktioniere das auch. Das Energiewirtschaftsgesetz sei eigentlich so ausgestaltet, dass Engpässe wie in Oranienburg nicht entstehen sollten.

Die aktuelle Folge von Kemferts Klima-Podcast zum Nachhören:

Bundesnetzagentur prüft Engpässe im Stromnetz

Die Bundesnetzagentur hat sich inzwischen in den Fall eingeschaltet und arbeitet mit daran, die Vorgänge in Oranienburg aufzuklären. Sie teilte mit, mehr Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos spielten beim Mehrbedarf an Strom eine untergeordnete Rolle. Dieser gehe vor allem auf Industrie, Gewerbe und neue Baugebiete in der Stadt zurück.

Die Stadtwerke in Oranienburg bauen ein neues Umspannwerk, das 2026 fertig sein soll. "Dieses wird eine deutlich erhöhte Stromabnahme aus dem Hochspannungsnetz ermöglichen", ist auf der Seite der Stadt zu lesen. Das Bundeswirtschaftsministerium macht aber Druck und pocht auf eine schnellere Lösung. Staatssekretär Michael Keller sagte: "Die Bürgerinnen und Bürger können nicht auf das viel zu spät geplante Umspannwerk warten." Im Gespräch sind jetzt unter anderem Gasturbinen zur Stromversorgung im Stadtwerke-Netz.

Der Stromnetz-Engpass hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Stadtwerke lehnen derzeit nicht nur Neuanmeldungen von Hausanschlüssen ab. Der Anschluss von Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur sowie neuen Gewerbe- und Industrieflächen ist ebenfalls nicht möglich. Bestehende Verträge sind von den Maßnahmen nicht betroffen.

MDR (msc,lik)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 18. April 2024 | 06:00 Uhr