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Hauptstadtkorrespondentin Kristin Schwietzer entwirft ein Szenario, dass den Beginn eines möglichen Wiederaufbaus der Ukraine erlauben würde. Bildrechte: Collage: MDR / picture alliance/dpa/AP|Efrem Lukatsky / MDR.DE

KolumneUnter der Lupe: Die Ukraine braucht Szenarien für den Wiederaufbau

14. April 2024, 05:00 Uhr

Schon jetzt sind die Schäden kaum noch zu beziffern. Viele Milliarden wird die Ukraine brauchen, um das zerstörte Land wiederaufzubauen. Angesichts der anhaltenden Kämpfe scheint das noch Zukunftsmusik zu sein. Doch die Bundesregierung hat mit einem Maßnahmenpaket Eckpunkte für den Fall der Fälle vorgelegt. Richtig so, findet unsere Hauptstadtkorrespondentin

Wiederaufbau mitten im Krieg – geht das überhaupt? Wo jetzt noch Häuser brennen und Menschen sterben, soll künftig neues entstehen. Was vielleicht weit weg und weltfremd erscheint, hat, wie ich finde, seine Berechtigung. Das macht den Menschen in der Ukraine Hoffnung. Es stärkt die ohnehin schon am Boden liegende Wirtschaft und es zeigt den Kriegskritikern hierzulande, dass mehr getan wird, als nur Waffen zu liefern.

Wir sollten mehr über den Wiederaufbau von zerstörten Brücken, Häusern und Kindergärten reden als uns in Debatten über Waffenlieferungen verlieren. Ohne militärische Unterstützung wird es wohl nicht gehen. Aber es braucht auch den Versuch, Normalität wiederherzustellen.

Modell Wirtschaftswunder als Blaupause

Die Wirtschaft in der Ukraine ist auf Ramschniveau herabgestuft. Tiefer kann sie kaum fallen. Dass die Bundesregierung bei diesem sensiblen Thema vorangeht, ist wichtig. Das Modell Wirtschaftswunder soll als Blaupause dienen. Ähnlich wie die KfW-Bank in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg könnte es auch eine Aufbaubank für die Ukraine geben.

Gelder für Firmen, die sich ins Ungewisse wagen und staatliche Garantien, die das Risiko abfedern. Das ist eine große Chance für die Ukraine, aber auch für Firmen in Ostdeutschland. Keine IHK, die nicht dafür wirbt. Konjunkturprogramm Ost-Ost sozusagen. Denn die Kontakte nach Osteuropa, Russland aber auch die Ukraine wurden über Jahrzehnte gepflegt. Der Krieg hat vieles nun zerstört, auch Wirtschaftsbeziehungen.

Es wird zudem wohl auch Investitionen in die Infrastruktur brauchen. Bahnstrecken und Autobahnen Richtung Osten. Das kann man nicht den Polen überlassen. Da wird der Bundesverkehrsminister nochmal in die Tasche greifen müssen, um auch in Ostdeutschland die Transportwege für Material und Geräte fit zu machen.

Internationale Politik muss Frieden stiften

Aber noch klingt all das wie eine Geschichte aus einer fernen Welt. Eine Wunschvorstellung, die vor allem davon abhängen wird, ob es der internationalen Politik gelingt, Frieden zu stiften. Dazu könnte auch ein Gedankenspiel passen, das öffentlich keiner so recht aussprechen will.

Die jüngsten Bekenntnisse von Seiten der NATO und den USA, die Ukraine in die NATO aufnehmen zu wollen, lassen die Spekulationen ins Kraut schießen. Heißt das im Gegenzug, die Ukraine würde Teile ihres Gebietes an Russland abtreten?

Je schneller Frieden herrscht, desto eher der Wiederaufbau

Land für Frieden? Dann bekäme Putin, was er wollte, mehr Land und mehr Macht. Aber er bekäme auch einen Nachbarn mit mächtigen Freunden. Ein Gedanke, den man zumindest nicht gleich von der Hand weisen sollte.

Militärisch wird die Ukraine selbst mit Unterstützung der Weltgemeinschaft nicht ewig standhalten können. Die Aussicht auf ein Land im Frieden – als Teil der Europäischen Union und als Mitglied eines starken militärischen Bündnisses – sollte, so finde ich, zumindest einen Gedanken Wert sein. Je schneller Frieden herrscht, desto eher kann auch der Wiederaufbau gelingen.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 10. April 2024 | 19:30 Uhr