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LehrermangelOstdeutschland hat ein Schulabbrecher-Problem

28. Februar 2023, 07:45 Uhr

In Ostdeutschland ist der Anteil an Schülerinnen und Schülern ohne Schulabschluss in fast allen Bundesländern höher als in Westdeutschland. Deshalb müsse vor allem am Problem des Lehrkräftemangels gearbeitet werden, findet die SPD-Fraktion in Thüringen. Die Gewerkschaft GEW Sachsen kritisiert, dass hier zu wenig unternommen werde. An Förderangeboten werde als erstes gespart.

MDR AKTUELL hat sich die Zahlen aus dem Schuljahr 2020/21 vom Statistischen Bundesamt angeschaut. Das Ergebnis: Der Anteil von Schülerinnen und Schülern ohne Abschluss ist in fast allen ostdeutschen Bundesländern höher als in den westdeutschen. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise hatten 5,5 Prozent aller Schulabgänger keinen Abschluss, in Sachsen-Anhalt waren es 9,4 Prozent. Warum ist das so?

Eigentlich kämen auch hier die üblichen Probleme Ostdeutschlands nur zusammen, meint der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Thüringen, Thomas Hartung: "Also wir haben durch den demografischen Wandel deutlich schwierigere Verhältnisse als städtische oder dichter besiedelte Gebiete. Und auch die Perspektive für die jungen Leute sieht einfach nicht genauso gut aus wie beispielsweise in NRW. Ein wichtiger Punkt ist aber natürlich der Unterrichtsausfall und Lehrermangel."

Man müsse deshalb ganz dringend am Unterrichtsausfall arbeiten und es brauche Schulsozialarbeiter, die schon früh erkennen, ob und warum eine Schülerin oder ein Schüler abbrechen möchte.

Hartung: Schulausfall nicht Grund für Fachkräftemangel

Allerdings sieht Hartung die höhere Quote nicht als Grund für den Fachkräftemangel. "Es kommt doch drauf an, was die jungen Leute nach dem Schulabbruch machen. Wenn sie eine Lehre beginnen, holen sie damit einen Teil ihrer Schulbildung nach. Ich habe mir das von verschiedenen Teilnehmern im System erläutern lassen. Die haben gar nicht das große Problem, dass ein Schulabbrecher ohne Abschluss eine Lehre beginnt. Wenn er für den Beruf geeignet ist, kann er dann trotzdem den Weg in ein normales Berufsleben finden."

Im mitteldeutschen Vergleich steht Thüringen beim Schulabbruch noch am besten da, darauf folgt Sachsen. Sachsen-Anhalt ist bundesweites Schlusslicht.

GEW Sachsen: Wird wenig gegen Schulabbruch unternommen

Uschi Kruse ist Landesvorsitzende der Gewerkschaft GEW in Sachsen. Sie sagt: Das Thema werde seit 20 Jahren beklagt und habe in Koalitionsverträgen eine Rolle gespielt.

Es sei aber wenig unternommen worden. "Ich könnte mir gut vorstellen, dass Kinder aus Elternhäusern, in denen nun nicht ganz so viele Bücher stehen, in besonderem Maße betroffen sind. Dann müsste man an den Schulen mehr Personal einsetzen und konkretere Förderanträge machen. Wir erleben jedoch, dass als erstes zum Beispiel Förderangebote gestrichen werden, wenn es an Lehrerinnen und Lehrern fehlt."

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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