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Wahlkreis Leipzig IISören Pellmann - Lebensversicherung für die Linken im Bundestag

27. September 2021, 03:03 Uhr

Sören Pellmann hat bei der Bundestagswahl sein Mandat im Leipziger Süden verteidigt. Sein Direktmandat, so sagt er es selbst, könnte auch die Lebensversicherung für die Linken sein. Denn sie können sich möglicherweise nur über drei Direktmandate in den Bundestag retten. Ein Stimmungsbericht von MDR SACHSEN.

Um 23:56 Uhr hat es Sören Pellmann von der Landeswahlleitung schwarz auf weiß: Mit 22,8 Prozent der Stimmen gewinnt er den Wahlkreis Leipzig II und schafft den Wiedereinzug in den Bundestag. Er setzt sich gegen Sachsens Grüne-Spitzenkandidatin Paula Piechotta durch, die mit 18,4 Prozent der Stimmen Platz 2 belegt.

Pellmann bereits früh vorn - dann uneinholbar

Bereits nach der Auszählung von 171 der 301 Wahlbezirke und 31 der 96 Briefwahlbezirke im Süden Leipzigs führt Pellmann mit über 20.000 erhaltenen Erststimmen vor Piechotta (16.652 Erststimmen). Zu diesem Zeitpunkt am frühen Abend gibt er sich optimistisch. Im Gespräch mit MDR SACHSEN sagt er zum Zwischenergebnis: "Es fehlen noch unsere Kerngebiete, unsere Hochburgen. Ich denke, der Abstand wird eher noch größer werden".

Und er sollte Recht behalten. Im Laufe des Abends wird Pellmann immer uneinholbarer und bereits gegen 20:45 Uhr erklärt ihn der Stadtverband der Linken in Leipzig zum Sieger. Bis zur offiziellen Verkündung gehen noch einmal fast drei Stunden ins Land. Da sitzen Leipzigs Linke längst im Karl-Liebknecht-Haus zusammen und lassen ihren Kandidaten hochleben. Auf einer Leinwand lösen Musikvideos die Wahlberichterstattung ab, Grüppchen debattieren angeregt darüber, was die AfD in Sachsen so stark macht, die zehn der 16 Direktmandate in Sachsen holt.

Bangen bei den Linken auf Bundesebene

Zugleich plagen auch die Leipziger Linken ganz andere Sorgen. Denn zu diesem Zeitpunkt liegen die beiden Berliner Hoffnungsträger der Linken, Gregor Gysi und Gesine Lötzsch, zwar in ihren Wahlbezirken vorn. Doch ein endgültiges Ergebnis steht noch aus. Die Linken-Spitzenkandidaten Janine Wissler und Dietmar Bartsch schaffen nicht den direkten Einzug in den Bundestag und die Partei scheint an der 5-Prozent-Hürde zu scheitern. Nur mit drei Direktmandaten können sie über die sogenannte Grundmandatsklausel eine Fraktion bilden. Sein Direktmandat könnte also die "Lebensversicherung für DIE LINKE im Bundestag" werden, resümiert er den Wahlabend, der für seine Partei in diesem Moment noch viele Fragen offen hält und sich in der leicht gedrückten Stimmung im Garten des Liebknecht-Hauses widerspiegelt, trotz des Direktmandates.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang, was den Wahlkreis in Leipzig-Süd betrifft. Alles andere muss man sich die nächsten Tage anschauen, insbesondere was in Sachsen passiert ist, aber auch was im Bundestrend passiert ist.

Sören Pellmann | Direktkandidat Linke Leipzig II

Hat sich Aufruf zur taktischen Wahl ausgezahlt?

Und dann kommt an diesem Abend auch noch einmal die Flyeraktion zugunsten Pellmanns ins Spiel. Einige Tage vor der Wahl fanden Leipzigerinnen und Leipziger des Wahlkreises 153 einen Aufruf zur taktischen Wahl von Sören Pellmann in ihren Briefkästen. Darin schrieben Unbekannte beispielsweise: "Damit am Wahltag nicht das böse Erwachen folgt, ist die Wahl dieses Kandidaten zu empfehlen. Er hat die reale Chance, die CDU abermals zu verhindern".

Im Gespräch mit MDR SACHSEN kommentiert Pellmann die Aktion wie folgt: "Man weiß nicht, ob es genutzt hat oder nicht. Ich weiß, dass der Aufruf von Jugendlichen aus dem parteinahen Umfeld kommt. Sie haben gesagt, dass sie nach 30 Jahren CDU-Regierung in Sachsen und nach 16 Jahren Bundesregierung unter CDU-Herrschaft die Schnauze voll haben und verhindern wollen, dass die CDU hier Mandate gewinnt." Pellmann sagt weiter, dass Wahlprognosen ihn vorne sahen und die CDU-Kandidatin auf Platz 2.

Piechotta: Märchen vom Kampf Linke gegen CDU

Grünen-Kandidatin Paula Piechotta sagt mit Blick auf die Flyeraktion: "Was hier im Wahlkampf erzählt wurde, es wäre ein Kampf zwischen Linkspartei und CDU, ist kompletter Humbug. Da wurden Märchen erzählt und man sieht das Ergebnis bei der Erststimme". Sie freue sich, dass sie so deutlich auf Platz 2 liege, und gratuliere Pellmann zum Sieg. Gleichzeitig sendet sie eine Kampfansage an die Linke: "Spätestens in vier Jahren ist dieses Mandat nicht mehr bei der Linkspartei".

Hauchdünner Vorsprung für CDU-Mann im zweiten Leipziger Wahlkreis

Trotz Fallout mit den Grünen versammeln sich am späten Abend etwa 30-40 Anhängerinnen und Anhänger im Liebknecht-Haus in der Leipziger Südvorstadt, um den erneuten Einzug Pellmanns in den Bundestag zu feiern. "Das ist ganz toll, dass Leipzig rot bleibt. Alles andere ist eher ernüchternd und so bleibt wenigstens ein Hoffnungsschimmer", sagt Sachsens Linke-Vorsitzende inLeipzig, Susanne Schaper. Ganz rot ist Leipzig jedoch nicht geworden: Jens Lehmann von der CDU gewinnt den Wahlkreis 152 im Leipziger Norden mit hauchdünnem Vorsprung vor dem sächsischen SPD-Spitzenkandidaten Holger Mann. Lehmann erhielt 20,5 Prozent der Stimmen, Mann 20,2 Prozent (Stand: 27.09.2021, 00:16 Uhr).

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Was besagt die Grundmandatsklausel?Erreicht eine Partei drei oder mehr Direktmandate, wird die Fünf-Prozent-Sperre außer Kraft gesetzt und es erfolgt eine Mandatsvergabe nach Zweitstimmenergebnis. Die Linke, damals noch PDS, hat davon schon einmal profitiert: 1994 kam sie auf nur 4,4 Prozent der gültigen Zweitstimmen, bekam dann aber wegen vier Direktmandaten auch 26 Landeslistensitze.

Quelle: MDR/sm/dpa

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