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Trotz Gas- und Strompreisbremsen und Energiehilfen dürften auf viele Mieter Nachzahlungen zukommen. Bildrechte: IMAGO/Roman Möbius

Trotz DezemberhilfeNebenkostenabrechnung: Viele müssen mit hohen Nachzahlungen rechnen

31. Juli 2023, 14:59 Uhr

Als die Energiepreise vergangenes Jahr wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine in die Höhe schnellten, kamen erst mal die guten Ratschläge: Kalt duschen, Wasser, wann immer es geht, ausschalten und die Heizung runterregeln. Dann zog die Politik mit Dezemberhilfen nach. Was genau das alles gebracht hat, zeigt sich jetzt, wo langsam die ersten Nebenkostenabrechnungen ins Haus flattern.

Bei der Energiepreis-Entwicklung des letzten Jahres konnten sich Mieterinnen und Mieter bereits ausrechnen, dass die Nebenkostenabrechnung dieses Jahr kein Grund zur Freude sein würde. Den wenigsten wird es so ergehen, wie den Menschen, die bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Magdeburg, der Wobau, wohnen.

Wobau-Prokuristin Anja Mulkau rechnet nämlich für die überwiegende Zahl der Mieterinnen und Mieter mit einer Gutschrift. "Wir sind hier in Magdeburg in der glücklichen Lage, für rund 70 Prozent der Bestände Fernwärme zu haben. Und da sind die Preisentwicklungen etwas moderater gewesen als das bei vielen gasversorgten Liegenschaften der Fall war."

Die Energie für die Fernwärme bezieht die Wobau aus einem Müllheizkraftwerk. Der Gasanteil an der Fernwärme ist gering. Außerdem hat die Wobau inzwischen auch die Nebenkostenvorauszahlungen hochgesetzt.

Energieberaterin rechnet mit Nachzahlungen

Für Birgit Holfert – Energieberaterin für die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt – ist das Wobau-Beispiel eher die Ausnahme. Die Jahresabrechnungen träfen jetzt langsam bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein. "Leider sind da jetzt immer relativ hohe Nachzahlungen zu verzeichnen. Vor allem weil die meisten ja dann doch keine Erhöhung der Abschläge vorgenommen haben", sagt Holfert.

Die hohen Energiepreise des vorigen Jahren würden sich erst jetzt auswirken. Das könne durchaus "zu Nachzahlungen von mehreren hundert oder sogar bis zu tausend Euro führen."

Abrechnungen sollten genau geprüft werden

Der Mieterverein Magdeburg rät, Abrechnungen genau zu prüfen und sich bei Unklarheiten rechtliche Hilfe zu holen und Belegeinsicht zu verlangen. Das empfiehlt auch Florian Bau – Sprecher beim Landesverband Sachsen vom Deutschen Mieterbund. Auch er beobachtet gravierende Kostensteigerungen.

Seit März bekämen Mieterinnen und Mieter Abrechnungen für den Zeitraum Oktober 2021 bis September 2022 auf den Tisch. "Und das ist doppelt ungünstig, weil das voll die Zeit ist, in der die Brennstoffkosten massiv gestiegen sind. Gleichzeitig greift die Dezemberhilfe noch nicht. Und die Gaspreisbremse erst recht nicht, weil die ja erst ab Januar '23 greift." Da, wo die Abschläge nicht erhöht worden sind, räche sich das jetzt: "Da haben wir eben Nachzahlungen von etlichen hundert Euro. Das können gern mal 500 Euro sein. Und in Extremfällen – ich hatte heute eine Abrechnung mit einer Nachzahlung von 1.800 Euro. Sowas passiert eben jetzt."

Vollständiger Ausgleich durch Energiehilfen nicht möglich

Auch Steffen Jäckel, Geschäftsführer bei der Dresdner Wohnungsbaugesellschaft WID, rechnet mit gestiegenen Nebenkosten: "Wir vermuten mal, ein Anstieg um 50 Prozent ist durchaus nicht unüblich. Das heißt, ein gewisses Kompensieren durch die Energiepauschale ist möglich, aber vollständig leider natürlich nicht."

Die Kommunale Wohnungsgesellschaft Erfurt – Kowo – teilt auf Anfrage mit, dass bereits 43 Prozent der Abrechnungen für das letzte Jahr verschickt worden sind. Weit über die Hälfte der Mieterinnen und Mieter hätten eine Heizkosten-Nachforderung bekommen, im Schnitt über 300 Euro.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. Juli 2023 | 06:00 Uhr