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CO2 aus der Atmosphäre kann genutzt werden, um Treibstoff für Flugzeuge herzustellen. Bildrechte: IMAGO/Sergi Reboredo

Neue TechnologieFirma aus Großbritannien recycelt CO2 aus der Luft zu Flugzeugtreibstoff

03. März 2024, 12:17 Uhr

Um den Klimawandel auszubremsen, gibt es Versuche, CO2 aus der Atmosphäre zu filtern. In Großbritannien wurde eine solche Anlage kürzlich in Betrieb genommen. Das gefilterte CO2 soll dann wieder genutzt werden, um Flugzeugtreibstoff herzustellen. Eine Zukunftstechnologie oder teure Spinnerei?

Der Name lässt vermuten, worum es geht: Mission Zero, also Mission Null, ist die Firma, die in Großbritannien kürzlich damit begonnen hat, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und in Flugzeugtreibstoff umzuwandeln. Dazu leiten große Gebläse Umgebungsluft in einem Abscheide-Apparat, in dem mit Hilfe von Lösungsmitteln unter Erhitzung reines CO2 von dieser Luft zu trennen.

Mission-Zero-Firmenchef Philipp Chadwick erklärt, was anschließend mit dem gewonnenen CO2 passiert: "Es geht dabei darum, das abzuscheidende Kohlendioxid mit einer grünen Wasserstoffquelle zu kombinieren und es dann in ein kohlenstoffbasiertes Molekül umzuwandeln, das chemisch mit einem Produkt identisch ist, wie das, was man bei fossilen Brennstoffen vorfindet." Allerdings habe das Molekül nicht die damit verbundene Emission, weil es aus den Emissionen selbst entstehe. So könne ein zirkuläres Produkt entstehen, sagt Chadwick.

CO2 aus der Luft entfernen wie Dreck aus der Schmutzwäsche – das klingt nach einer einfachen Lösung für unsere Klima-Probleme. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn Luft besteht nur zu 0,04 Prozent aus Kohlendioxid. Um diesen aus der Luft herauszubekommen, braucht man enorm viel Wasser und vor allem Energie.

Technologie auch für Baustoffproduktion einsetzbar

Deshalb hinterfragt man diese Technologien beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sehr genau: "Dabei kommt es dann zentral darauf an, ob es hier um eine Anlage geht, die es schafft, erneuerbare Energien zu nutzen für den Energiebedarf oder nutzt sie möglicherweise Abwärme von Industrieprozessen, oder muss die Energie anders beschafft werden. Da haben wir möglicherweise wieder fossile Prozesse", sagt Danny Otto, der sich an dem Institut mit der Wahrnehmung und Bewertung von Technologien beschäftigt. Denn ansonsten, so Otto, mache der hohe Energiebedarf mindestens das zunichte, was man mit der CO2-Entnahme bewirkt.

Doch hier ist man bei Mission Zero schon auf dem richtigen Weg. Man nutzt Solar-Energie für die Anlage, die jedoch mit einer Leistung von 50 Tonnen CO2-Entnahme pro Jahr sehr klein ist.

Philipp Chadwick ist dennoch von der Idee überzeugt, denn es handle sich um das erste Pilotprojekt seiner Art, das bei einem Kunden eingesetzt wurde: "Die Größe ist auf deren Bedarf konzipiert. Wir werden im nächsten Jahr größere Systeme mit einer Kapazität von 250 Tonnen liefern. Unsere Vision besteht darin, ein Produkt mit einer Kapazität von 1.000 Tonnen als modularisiertes Produkt zu bauen, das für jede benötigte Kapazität vervielfacht werden kann."

Und nicht nur zur Herstellung von Flugzeugtreibstoff könne man den gewonnenen Kohlenstoff verwenden, sondern auch zur Produktion von Baustoffen, sagt Chadwick.

Industrielle Nutzung noch in weiter Ferne

An derartigen Technologien wird auch in Deutschland geforscht, erklärt Danny Otto vom Umweltforschungszentrum: "Dazu gibt es auch Forschungsprojekte, zum Beispiel im Forschungszusammenhang CDR Terra, der sich mit CO2 Entnahmeverfahren an Land beschäftigt. Hier betrachten wir auch die Möglichkeit, CO2 in Baustoffen einzusetzen, entweder als Zugabe zu Beton oder zur Herstellung alternativer Baustoffe. Das gibt es und das hat tatsächlich Potenzial."

Natürlich liegt eine Nutzung dieser Technologien im industriellen Maßstab noch in weiter Ferne. Dennoch sei es wichtig daran zu forschen, findet auch Danny Otto. Denn sie könnten künftig eine gute Ergänzung zu anderen CO2-Entnahme-Verfahren wie Aufforstung oder CO2-Vermeidungsstrategien sein.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. März 2024 | 12:12 Uhr

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