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Bei Skeleton sollen bald noch viel mehr Superkondensatoren hergestellt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

SpeicherWeltgrößte Fabrik für Superkondensatoren entsteht bei Leipzig

15. Dezember 2023, 06:51 Uhr

In Markranstädt bei Leipzig entsteht gerade eine Fabrik, in der Superkondensatoren entstehen sollen. Diese können dabei helfen, Spannungsschwankungen im Stromnetz auszugleichen. Die Spezialspeicher nehmen überschüssige Energie blitzschnell auf und geben sie bei Bedarf wieder ab.

Von außen sieht die Fabrik fast fertig aus. Eine dunkel verkleidete Halle am Rand von Markranstädt bei Leipzig. Auf 10.000 Quadratmetern will die Firma Skeleton hier ab Frühjahr Superkondensatoren bauen.

Technikvorstand Linus Froböse hat schon Routine darin zu erklären, was an denen so super sein soll: "Einen Superkondensator können sie in einer Sekunde vollladen und in einer Sekunde entladen. Und das eine Million Mal ohne Probleme. "Zum Beispiel werden unsere Speicher in Trams oder auch in Zügen eingesetzt. Das heißt: Der Zug bremst, der Superkondensator wird sehr schnell aufgeladen. Der Zug beschleunigt wieder, die Energie wird wieder genutzt."

Superkondensatoren als Puffer für das Stromnetz

Künftig sollen Superkondensatoren helfen, das Stromnetz stabil zu halten. Einen Nachteil haben sie aber: Sie können bei gleicher Größe weniger Energie speichern als herkömmliche Akkus.

Linus Froböse zeigt Modelle. Seine Superkondensatoren sehen aus wie schwarze Getränkedosen mit elektrischem Kontakt. Und was die Produktionszahlen betrifft, kann er es in Markranstädt künftig auch fast mit einem Getränkeabfüller aufnehmen: "Das wird die größte und modernste Superkondensatoren-Fabrik weltweit. Mal als Hausnummer: Wir werden dort in einer ersten Ausbaustufe starten und etwa 4 Millionen Superkondensatoren im Jahr produzieren, haben aber genug Platz, um im nächsten Schritt auf zwölf Millionen Superkondensatoren im Jahr aufzurüsten, können aber noch mehr erweitern auf 20 oder sogar 30 Millionen pro Jahr."

Pilotanlage zum Testen neuer Technologien

Die Firma Skeleton stammt ursprünglich aus Estland und gilt im Bereich der Hochleistungsspeicher in Europa als führend. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen hat sie bereits eine Pilotanlage gebaut, um neue Technologien zu testen. Es sieht ein bisschen aus wie bei Daniel Düsentrieb. Rohre und Kabel winden sich durch einen Raum.

Ein Reaktor verwirbelt schwarzes Pulver. Bei dem Pulver handelt es sich um Curved Graphine – einen speziellen Kohlenstoff. Die unregelmäßige Oberflächenstruktur der staubgroßen Körnchen ist das Entscheidende. Sie könne Kondensatoren leistungsfähiger machen, erzählt Siim Alamaa von Skeleton: "In Superkondensatoren speichert man die Energie auf der Oberfläche eines bestimmten Materials. Wenn es gelingt, die Oberfläche mit dem Curved Graphine zu vergrößern, gibt uns das einen Wettbewerbsvorteil. Denn dann können wir mehr Energie in einen Superkondensator gleicher Größe unterbringen."

Mit den Ergebnissen der Pilotanlage ist Alamaa zufrieden. Nun soll das schwarze Pulver in Bitterfeld-Wolfen in größerem Maßstab hergestellt werden. Dafür ist der 30-jährige Este eigens nach Mitteldeutschland gezogen: "Die Massenproduktion von Curved Graphine soll im März 2025 beginnen. Der wichtigste Kunde für das Material wird unsere Fabrik in Markranstädt sein."

In der sächsischen Kleinstadt geht die Produktion zunächst mit herkömmlichen Superkondensatoren los. Die Neuentwicklung soll folgen. Was die Fabrik gemessen an ihrer Größe allerdings wenig bringt, sind Arbeitsplätze. Die Produktion ist weitgehend automatisiert. Für den Schicht-Betrieb benötigt Skeleton zunächst nur 220 Beschäftigte.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Dezember 2023 | 06:48 Uhr