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Von kleinen Goldmünzen bis zu einem tonnenschweren Grabmal: Das Jahr 2023 brachte für Sachsen-Anhalts Archäologen viele spannende Funde. Bildrechte: picture alliance/dpa

Ausgrabungen im Jahr 2023Top 5 der archäologischen Funde: Goldschatz, Gräber und viele Geheimnisse

28. Dezember 2023, 14:57 Uhr

Ein Goldschatz im Harz, jahrtausendealte Siedlungen und ein tonnenschweres Grabmal – im Jahr 2023 machten Archäologen bei Ausgrabungen in Sachsen-Anhalt viele spektakuläre Funde. Und das, obwohl die Zahl der Grabungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen ist. Die interessantesten Fälle stellt MDR SACHSEN-ANHALT vor.

Ein Familiengrab im Saalekreis, ein Opferschacht samt Totenhütte in Halberstadt, eine Siedlung und Gräber auf dem Intel-Gelände in Magdeburg sowie ein Goldschatz bei Wernigerode – auch im Jahr 2023 machten Experten wieder spektakuläre archäologische Funde. Die meisten wurden im Vorfeld von größeren Bauvorhaben entdeckt. MDR SACHSEN-ANHALT blickt zurück auf die spannendsten fünf.

Grab im Saalekreis erzählt liebevolle Familiengeschichte

Im Dezember 2023 war bei Grabungen in Domnitz im Saalekreis ein 4.200 Jahre altes Familiengrab entdeckt worden. Der Fund wurde bei Bauvorbereitungen für die Stromtrasse Südostlink gemacht. Grabungsleiter Christian Papst sprach von einer liebevollen Familiengeschichte, denn Vater und die zwei Kinder liegen eng beieinander und halten sich teilweise umschlungen. Der Mann wird auf etwa 25 Jahre geschätzt, ein Kind auf knapp zehn Jahre, das andere auf jünger als fünf. Das Grab stammt aus der sogenannten Glockenbecherkultur während der späten Kupfersteinzeit und frühen Bronzezeit.

Die Knochen im Grab deuten auf eine liebevolle familiäre Beziehung hin. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Steffen Schellhorn

Weniger Baustellen, weniger AusgrabungenDie Zahl der Grabungen in Sachsen-Anhalt ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Landesweit gab es laut Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie im Jahr 2023 rund 450 archäologische Untersuchungen, 100 weniger als im Vorjahr. "Hauptgrund ist der deutliche Rückgang beim Einfamilienhausbau", sagte Landesarchäologe Harald Meller. Allerdings: "Gegraben wurde vermehrt im Vorfeld des Baus von Logistikhallen und Solarstrom-Anlagen."

Quelle: dpa

Lagerplatz der Schamanin von Bad Dürrenberg

Die Knochen der Schamanin von Bad Dürrenberg zählen sicherlich zu den interessantesten Funden in Sachsen-Anhalt. Seit 2019 finden Nachgrabungen statt, die im September 2023 einen Lagerplatz der Schamanin zutage förderten. Dort rastete zeitweise eine Gruppe Jäger und Sammler. Die Archäologen erlangten durch die Entdeckung von Geweihresten und Feuersteinspitzen neue Einblicke in die damalige Lebenswelt der Menschen.

Grabungen bei Dehlitz haben in diesem Jahr eine Lagerstätte der Schamanin von Bad Dürrenberg zu Tage gefördert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Der Lagerplatz wurde unweit des Grabes der Schamanin im Burgenlandkreis entdeckt. Das Areal liegt ungefähr sieben Kilometer Luftlinie südlich des Kurparks von Bad Dürrenberg.

Das Grab der Frau, die vor etwa 9.000 Jahren als Heilerin wirkte, war 1934 zufällig bei der Anlegung eines Wasserleitungsgrabens entdeckt worden. Die 30- bis 35-Jährige war aufrecht, in hockender Haltung und mit einer Fülle an Beigaben beigesetzt worden. Vor der Brust hielt sie ein Kleinkind.

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Suche nach Kloster in Wernigerode bringt Goldschatz ans Licht

Gold ist als archäologischer Fund selten – und doch: Im Sommer förderten Archäologen bei Wernigerode im Harz einen Goldschatz zutage. Die vier rund 500 Jahre alten Goldmünzen wurden eher zufällig bei der Suche nach dem verschollenen Kloster Himmelpforte entdeckt.

Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sprach von einem außergewöhnlichen Fund, der ein eindrucksvoller Beleg für ein dramatisches Ereignis sei: Vermutlich stammen die drei Zentimeter großen Gold-Gulden aus der Zeit des Bauernkrieges 1525, als aufständische Bauern das Kloster Himmelpforte angegriffen und geplündert hatten. Die Münzen seien damals offenbar hastig versteckt worden.

Das Augustinereremiten-Kloster war vor 1253 gegründet worden. Erste Hinweise auf die bislang unbekannte Lage gab es 2022.

Vor Bau der Intel-Fabrik in Magdeburg: Der Eulenberg lüftet sein Geheimnis

Seit Monaten untersuchen Archäologen das Gewerbegebiet Eulenberg in Magdeburg, regelmäßig werden Besiedlungsspuren unserer Vorfahren entdeckt. Die Experten um Susanne Friederichs vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie entdeckten im Frühjahr rund 6.000 Jahre alte Gräber und Häuser-Reste aus der Jungsteinzeit.

Im September wurde dann eine rund 3.500 bis 4.500 Jahre alte Siedlung mit 50 Gebäude-Grundrissen entdeckt, Ende November fand man erneut jahrtausendealte Gräber und Grabhügel aus der Steinzeit.

Auf dem Gelände des Chipherstellers Intel wurden etliche Steinzeitgräber entdeckt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Archäologen erwarten auf dem Gelände noch weitere Siedlungsspuren. Es handle sich um eine uralte Kulturlandschaft.

Die Hauptansiedlungsfläche von Intel einschließlich der Anbindungen sollte bis Ende 2023 fertig untersucht sein, weitere Flächen bis Ende Februar 2024 archäologisch untersucht werden. Eine Gefährdung der Intel-Ansiedlung bestehe nicht, hieß es zuletzt vom Landesamt. Auf einer rund 100 Hektar großen Fläche soll 2024 mit dem Bau einer Chip-Fabrik des US-Konzerns Intel begonnen werden.

Opferschacht und Totenhütte auf Daimler-Truck-Gelände in Halberstadt

Auch auf dem künftigen Gewerbegebiet Halberstadt-Ost haben Archäologen einige spektakuläre Funde gemacht, die rund 5.000 Jahre alt sind. Im Februar 2023 entdeckten sie ein Steinkistengrab einer damals hochgestellten Persönlichkeit, die mit vier Rindern bestattet worden war.

Nur kurze Zeit später stießen die Experten bei ihren Untersuchungen auf einen Opferschacht samt Knochen geopferter Tiere. Im Mai 2023 machten sie die nächste spektakuläre Entdeckung: eine Totenhütte bzw. ein großes Grabmal, das mit einem Schwerlasttransporter ins Landesmuseum für Vorgeschichte Halle transportiert wurde. Das tonnenschwere Grabmal soll unter Laborbedingungen geöffnet werden. Möglicherweise kommen Skelettreste und Beigaben zum Vorschein.

Die Funde lagen auf dem zukünftigen Daimler-Truck-Gelände. Vom Unternehmen hieß es zuletzt, dass sie nichts an den Bauplänen ändern. Der Lastwagenhersteller will in Halberstadt-Ost einen neuen Logistikstandort auf rund 260.000 Quadratmetern errichten.

Die Totenhütte von Halberstadt wurde mit einem Sattelschlepper abtransportiert. Bildrechte: LDA Sachsen-Anhalt, Klaus Bentele

Mehr zu archäologischen Funden und Archäologie in Sachsen-Anhalt

MDR (Anne Gehn-Zeller, Luise Kotulla), dpa | Erstmals veröffentlicht am 27.12.2023

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 25. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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