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Grabungen bei Dehlitz haben vermutlich eine Lagerstätte der Schamanin von Bad Dürrenberg zu Tage gefördert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Im BurgenlandkreisLagerplatz von Schamanin von Bad Dürrenberg ausgegraben

11. September 2023, 16:28 Uhr

Im Burgenlandkreis ist vermutlich eine Lagerstätte der Schamanin von Bad Dürrenberg entdeckt worden. Die Funde wurden unweit ihres Grabs gemacht. Vom Fundort ist das Grab zu sehen.

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Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt haben bei Dehlitz (Burgenlandkreis) vermutlich den rund 9.000 Jahre alten Lagerplatz der Schamanin von Bad Dürrenberg ausgegraben. "Mit dem Lagerplatz bei Dehlitz erhalten wir nun erstmals einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen zur Zeit der Schamanin. Damit fügen wir unserem Bild dieser Epoche ein weiteres wichtiges Puzzleteil hinzu", sagte Landesarchäologe Harald Meller.

Damit fügen wir unserem Bild dieser Epoche ein weiteres wichtiges Puzzleteil hinzu.

Harald Meller | Landesarchäologe

Steinzeitliche Jäger und Sammler: Schamanin Teil der Gruppe

Das Areal liegt auf über 100 Meter Höhe, ungefähr sieben Kilometer Luftlinie südlich des Kurparks von Bad Dürrenberg. Es gibt von dort einen freien Blick auf den Ort, an dem die Schamanin bestattet wurde. Der Blick der Schamanin im Grab war nach Süden gerichtet.

Auf dem Lagerplatz lebten den Angaben zufolge zeitweise rund 100 steinzeitliche Jäger und Sammler. "Möglicherweise gehörte die Schamanin zu dieser Gruppe", sagte Archäologe und Projektleiter Jörg Orschiedt.

Auf einem Hügel bei Dehlitz finden Sondierungsgrabungen durch das Landesamt für Archäologie statt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Feuersteinspitzen gefunden

Zusammen mit Grabungstechniker Andreas Siegl und fünf Mitarbeitern gräbt Orschiedt noch bis Mitte September den Platz auf einer Geländekuppe nahe der Saale aus.

Die Archäologen bargen zahlreiche Steingeräte, Knochen- und Geweihreste sowie Mikrolithen. Das sind für die Mittelsteinzeit typische, sehr kleine Feuersteinspitzen mit wenigen Zentimetern Größe. In Dehlitz wurden sie durch gezieltes Zerbrechen und Retuschieren kleiner Steinklingen hergestellt. Sie dienten unter anderem als Pfeile, die zur Jagd verwendet wurden.

"Die transparenten, leicht grau-braunen Mikrolithen am Lagerplatz entsprechen den Funden aus dem Grab der Schamanin", sagte Orschiedt. "Allerdings gibt es am Fundplatz kaum Kratzer oder Werkzeugformen, die auf eine Weiterverarbeitung von Jagdbeute hindeuten. Wir gehen daher von einem zeitweise, wohl auch mehrmals genutzten Jagdlager aus."

Platz zufällig entdeckt

Auf den Platz aufmerksam wurden die Archäologen, nachdem der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Wolfgang Bernhardt dort in fünf Jahren mehr als 7.000 Steinartefakte von der Oberfläche absammelte. "Das ist eine immense Fundmenge für einen mittelsteinzeitlichen Fundplatz und die Feuersteinartefakte sind von einer enormen Qualität, vergleichbar denen aus dem Grab der Schamanin", sagte Orschiedt.

"Die Menschen waren damals noch sehr mobil, vermutlich gibt es im näheren Umfeld noch zahlreiche, bislang unbekannte mittelsteinzeitliche Fundplätze, die sich nicht durch Oberflächenfunde verraten", sagte Orschiedt.

Grab der Schamanin

Das Grab der Schamanin wurde 1934 in Bad Dürrenberg zufällig beim Anlegen eines Wasserleitungsgrabens entdeckt. Die etwa 30- bis 35-jährige Frau war aufrecht, in hockender Haltung mit einem Kleinkind vor der Brust in einem aufwendig gestalteten Grab mit einer Fülle an Beigaben beigesetzt worden. Dazu gehörten ein Kopfschmuck aus Rehgeweih und Tierzahn-Gehänge. Den Erkenntnissen von Experten zufolge war sie eine spirituelle Spezialistin und Anführerin ihrer Gruppe. Seit 2019 fanden Nachgrabungen statt. Die Landesgartenschau im Jahr 2024 wäre ein guter Anlass, die Geschichte der Schamanin und deren kulturhistorische Bedeutung weiterzutragen. Im Kurpark von Bad Dürrenberg, also dort, wo sich das Grab befand, soll künftig ein neuer Gedenkstein entstehen, im südlicheren Teil ist eine moderne Installation geplant, an der Besucherinnen und Besucher visuell über Brillen entdecken können, wie die Schamanin wohl einst gelebt hat. Außerem plant das Landesmuseum in Halle eine Sonderausstellung zur Schamanin.

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MDR (Mario Köhne); dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. September 2023 | 15:00 Uhr

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