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Polizeihund Luis soll die Dose erschnüffeln, in der ein Speicherstick versteckt ist ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

KriminalitätDatenträger von Polizeihunden gesucht

07. Oktober 2023, 05:00 Uhr

Ob pornografische Inhalte, frisierte Unternehmensbilanzen oder Cyberattacken: Immer mehr Straftaten werden digital begangen. Spürhunde werden daher auch darauf trainiert, Datenträger zu finden. In Sachsen-Anhalt sind inzwischen zwei Datenträgerspürhunde im Einsatz. Seit wann gibt es die spezielle Spürnasen-Ausbildung? Und wonach riecht eigentlich ein Speicherstick?

Seit 2020 Datenträgerspürhunde-Ausbildung in Pretzsch

Alles wird digitaler, auch die Spuren von Kriminellen. Hier rüstet natürlich auch die Polizei nach bei der Ausbildung ihrer Spürhunde. "Das Zeitalter schreitet voran. Es wird alles medialer. Wir haben unglaublich viele Daten, die gespeichert werden. Früher waren es Schriftsätze, jetzt sind es kleine Speichersticks. Es gibt keine technischen Geräte, um diese aufzufinden. Da ist der Hund ein wirksames Mittel", erklärt Katja Hillert, Leiterin der Diensthundeschule Pretzsch, die in der Nähe von Bad Schmiedeberg gelegen ist. Dort werden seit mehr als 50 Jahren Spürnasen trainiert, seit 2020 auch darauf, Speichermedien wie USB-Sticks, Festplatten und Handys zu erschnüffeln.

... und Luis findet treffsicher die richtige Dose. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Diese tierischen Helfer im Dienste der Polizei werden Datenträgerspürhunde genannt. Dass es die Ausbildung in Pretzsch gibt, sei eine Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lüdge, der 2019 bundesweit für Entstetzen gesorgt hatte: "Seinerzeit wurde dort ein Hund der sächsischen Justiz eingesetzt. Er hatte maßgeblich dazu beigetragen, Datenträger aufzufinden und das Verfahren so mit zu unterstützen", so Katja Hillert. Um nun selbst agieren zu können, bilde man nun selber Hunde aus.

Ausbilder sind bundesweit vernetzt

Dass andere Bundesländer bereits länger bei der Datenträgerspürhunde-Ausbildung Erfahrung sammeln, ist kein Nachteil, sondern auch ein Vorteil. Erkenntnisse in der Ausbildung werden bundesweit ausgetauscht, Versuchsreihen, wie Hunde in bestimmten Umfeldern auf Spuren reagieren, vernetzt ausgewertet, betont Katja Hillert. "Lernen von Fehlern der anderen" werde hier konstruktiv gelebt, denn der Hund ist bei der kriminalistischen Arbeit unerlässlich.

Katja Hillert ist die Leiterin der Diensthundeschule Pretzsch. Bildrechte: Kripo live/MDR

"Er erkennt minimalste Gerüche, die mit Technik noch nicht aufgespürt werden können", weiß die Leiterin der Diensthundeschule Pretzsch: "Wir haben keine technischen Möglichkeiten, diese kleinen Datenträger in einer Wohnung herauszufiltern. Der Hund leistet dort sehr gute Arbeit. Auch nachdem eine händische Durchsuchung erfolgt ist." So entdeckten die Vierbeiner mit ihren hochsensiblen Nasen etwa Speichermedien in Kartons oder unter Teppichleisten versteckt, die gut vor dem menschlichen Auge verborgen bleiben würden. Das hilft vor allem, Kriminellen in den Bereichen Cybercrime, Kinderpornografie und Wirtschaftskriminalität auf die Spur zu kommen. Ein Hund hat im Schnitt 220 Millionen Riechzellen, der Mensch nur fünf Millionen.

Wie riecht eigentlich ein Speicherstick?

Nicht jeder Vierbeiner eignet sich für die Ausbildung zum Datenträgerspürhund. "Wichtig ist, dass sich die Hunde wirklich auf die Arbeit fokussieren, dass sie nicht zu überdreht sind", sagt Katja Hillert. Der Hund müsse ruhig und konzentriert suchen können und das auch aus eigener Motivation heraus. Bevor die Tiere in die Ausbildung kommen, werden sie auf ihre Eignung hin geprüft.

Diensthundeführerin Nicole Lange trainiert mit Luis, der auch bei ihr lebt. Bildrechte: Kripo live/MDR

Einer von zwei Datenträgerspürhunden, die in Sachsen-Anhalt regelmäßig bei Durchsuchungen dabei sind, ist der Belgische Schäferhund Luis. Er kam im November 2020 im Alter von acht Wochen zu Hundeführerin Nicole Lange, die ihn auch trainiert. Er lebt seither bei der Polizistin. Luis und Nicole sind inzwischen ein erfolgreiches Team. Bis zu vier Mal im Monat kommen sie zum Einsatz.

Doch woran erschnuppert Luis die Speichermedien? "Die Zusammensetzung ist schwer nachzuvollziehen. Aber man weiß, dass seltene Erden und Edelmetalle verbaut sind, die die Hunde dann auch riechen können", sagt die Hundeführerin. Ihre Arbeit ist Teamwork. Wenn Luis alles abgesucht hat, schaut Nicole Lange, welche Ritzen oder Schranktüren noch einmal genauer inspiziert werden sollten: "Dann zeige ich ihm: Such mal hier und hier." Luis wird acht bis zehn Jahre im Einsatz sein. Für Polizistin Nicole Lange ist er aber natürlich weit mehr als ein tierischer Arbeitskollege.

Luis macht an Tatorten auch Jagd auf Handys. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Kripo Live | 01. Oktober 2023 | 19:50 Uhr