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EnergiekriseBäckereien fürchten Schließungswelle

09. September 2022, 05:00 Uhr

Mit den aktuellen Preissteigerungen – bei Strom, Gas oder auch Lebensmitteln – haben nicht nur Privatleute zu kämpfen. Auch viele Unternehmen blicken mit Sorge auf die kommenden Monate. Das Bäckerhandwerk sieht sich sogar vor einer großen Schließungswelle, wenn es nicht bald politische Maßnahmen gibt. Wie geht es den Betrieben?

Helge Sommerwerk führt sechs Bäckereifilialen in Mücheln am Geiseltalsee und in der Umgebung. Er musste schon Anfang des Jahres die Preise für Brötchen, Kuchen und Brot erhöhen. Jetzt kommen massiv steigende Energiekosten und die Erhöhung des Mindestlohns ab Oktober auf 12 Euro pro Stunde dazu.

Wie lang seine Filialen noch bestehen können, weiß er nicht. "Wir leben eigentlich nur von einem Monat auf den anderen. Ich gucke mir meine betriebswirtschaftliche Auswertung an und sehe zu, dass ich die so schnell wie möglich jeden Monat bekomme. Momentan kann ich nur von heute auf in 14 Tagen und weiter rechnen."

Bäckereien befürchten Schließungen

Sommerwerk befürchtet, dass viele Bäckereien – vor allem die kleinen Handwerksbetriebe – schon bald schließen müssen. "Und mit jedem Bäckereibetrieb, der schließen wird, geht irgendwo ein Stück Backtradition verloren – eines der ältesten Handwerke. Es geht eine Menge Know-how verloren, alte Rezepte. Wo Deutschland sich doch eigentlich rühmt, Weltmeister im Backen und der Brotvielfalt zu sein."

Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, erhöhen viele Bäckereien ihre Preise. Doch auch das werde nicht immer so weitergehen, meint Manuel Ballerstedt, Geschäftsführer der Kreishandwerkschaft Elbe-Börde: "Das würde natürlich dazu führen, dass ein Brot drei- oder viermal so teuer werden würde und dementsprechend würden die Kunden ausbleiben. Die würden in erster Linie natürlich zu den Discountern gehen. Die Bäcker hätten keine Umsätze mehr und müssten schließen."

Offener Brief an den Ministerpräsidenten

Manuel Ballerstedt hat einen offenen Brief an Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff geschrieben. Darin fordert er staatliche Hilfen für Bäckereien und Fleischereien. Der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks schließt sich diesen Forderungen an. Geschäftsführer Daniel Schneider sagt, es brauche einen finanziellen Rettungsschirm. Eine Befreiung der Gasumlage, die Senkung der Mehrwertsteuer oder Zuschüsse wie beim Tankrabatt seien Maßnahmen, die das Bäckerhandwerk am Leben halten könnten.

Noch liefe der Betrieb in den meisten Bäckereien weiter. Doch: "Die Mehrheit der Bäcker wird in den nächsten Monaten bis zum Jahresende Preisanpassungen vornehmen müssen. Was die Energiepreise betrifft, rechnen wir mit der richtig großen Welle zum Jahresende."

Große Betriebe weniger betroffen

In großen Betrieben ist die Lage nicht ganz so dramatisch. Die Großbäckerei Kuchenmeister, die weltweit etwa Supermärkte mit Kuchen beliefert, hat ihre Öfen so ausgebaut, dass flexibel von Gas- auf Heizölversorgung umgestellt werden kann. Unternehmenssprecherin Meike Lauterjung sagt, die Produktion für den Winter sei dadurch sichergestellt. Doch auch an der Großbäckerei gehen die aktuellen Ereignisse nicht spurlos vorbei.

"Die Ukraine-Krise hat ja nicht nur die Energiepreise in die Höhe steigen lassen. Sondern auch die Rohstoffmärkte sind seitdem von Versorgungs- und auch Preisunsicherheiten geprägt. Wir haben unsere Preise schon an die neue Marktsituation anpassen müssen, hoffen aber natürlich, dem Verbraucher eine weitere Erhöhung ersparen zu können."

Bei Kuchenmeister in Soest arbeiten 1.000 Mitarbeitende. Diese Arbeitsplätze gelte es zu sichern, sagt Lauterjung. Die wirtschaftliche Lage sei aber im Moment stabil.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 09. September 2022 | 06:00 Uhr