Klimawandel und DürreLandwirte in Sorge: Feldbrände nehmen in Sachsen-Anhalt zu
Seit Jahren fehlt Regen. Die Folge: Die Böden trocken aus und damit steigt die Gefahr von Feldbränden. Für die Bauern sind sie mindestens eine wirtschaftliche Katastrophe.
- Landwirte sind besorgt, weil durch die Dürre der letzten Jahre die Gefahr von Feldbränden stark zunimmt.
- Bauern entsteht dadurch mindestens ein großer wirtschaftlicher Schaden, die Feuerwehren haben teilweise Probleme ausreichend Löschwasser auf die Felder zu bekommen.
- Viele Landwirte sorgen inzwischen selbst vor, indem sie zusätzliches Wasser vorhalten oder Brandschneisen ziehen.
"Gerade jetzt, wenn es so heiß und trocken ist, da ist immer auch Angst dabei", sagt Landwirt Thomas Külz. "Das ist ja Sekundensache, du drehst dich um, und plötzlich ist das Feuer entfacht." Feldbrände sind für den Chef der Agrargenossenschaft Löberitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ein ernst zu nehmendes Problem. "Zum Glück sind wir zuletzt verschont geblieben, aber Betriebe in der nahen Umgebung waren kürzlich betroffen", sagt Külz im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.
Spätestens seit Beginn der Dürre im Jahr 2018 haben Feldbrände deutlich zugenommen, meint Külz. Genaue Statistiken dafür gibt es nicht. Auf Nachfrage heißt es beim Statistischen Landesamt in Halle: Dazu erfasse man keine Zahlen. Beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft kennt man immerhin den Wunsch nach Belegen. "Da wird, gerade im Sommer, immer mal wieder nachgefragt, aber leider haben wir keine Zahlen", sagt ein Sprecher.
Aber wie Landwirt Külz ist auch Wissenschaftler Ulrich von Wulffen überzeugt, dass Feldbrände in den letzten Jahren zugenommen haben. "Schauen Sie sich doch an, was die Bauern von den Feldern holen – das Stroh ist staubtrocken, in der Vergangenheit war das oft noch feucht."
Vermögenswerte lösen sich in Luft auf
Der Experte für Acker- und Pflanzenbau arbeitet in der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bernburg. "Für die Landwirte ist das ein riesiges Problem, weil sich Hunderttausende Euro sprichwörtlich in Luft auflösen", so von Wulffen im MDR-SACHSEN-ANHALT-Interview. Natürlich seien die meisten Landwirte gegen Brände versichert, sagt Bauer Külz. Aber die ständigen Feuer würden auch die Policen langfristig verteuern. "Schon jetzt gehen fünf bis sechs Prozent unseres Umsatzes für Versicherungen drauf", so Külz.
Dazu kommt: Gehen bei einem Feldbrand auch Landmaschinen in Flammen auf, zahlt die Versicherung nur den Geldwert. Den Landwirten fehlt dann aber im Katastrophenfall wichtiges Arbeitsmaterial, was für viel Geld auf anderen Wegen besorgt werden muss, um die Ernte einzubringen.
Feuerwehren fehlt Wasser auf den Feldern
Die Feuerwehren kämpfen bei Feldbränden mit dem Problem, ausreichend Wasser auf das Feld zu bekommen. Deshalb halten inzwischen viele Landwirte zusätzliches Löschwasser vor, um die Einsatzkräfte im Bedarfsfall unterstützen zu können. "Oder um die Flammen, bevor die Feuerwehr kommt, schon etwas eindämmen zu können", erklärt Landwirt Külz. Dazu müssten viele Brandbekämpfer mit veralteter Technik arbeiten, meint Wissenschaftler von Wulffen. "In vielen ländlichen Kommunen in Sachsen-Anhalt wäre die Feuerwehr nicht traurig, wenn deutlich mehr Geld in die Ausstattung gesteckt wird."
Landwirt Külz ist mit der Feuerwehr zufrieden. "Klar, die Telefonnummer der Leitstelle liegt auf dem Handy auf Kurzwahl. Und unsere Wahrnehmung ist, dass die Kameraden relativ schnell vor Ort sind". Auch weil Feldbrände viele unterschiedliche Auslöser haben können, sind sie so schwer zu verhindern. "Brände vermeiden kann ein Landwirt eigentlich kaum", sagt von Wulffen. Teilweise reiche schon eine weggeworfene Zigarette aus einem vorbeifahrenden Auto. "Es reicht auch, dass man über einen Stein fährt, auch dabei können Funken entstehen." Oder: Trockener Staub kann sich an heißen Teilen des Motors von Erntemaschinen entzünden.
Bauer Külz und seine Mitarbeiter reinigen die Erntemaschinen deshalb nach jedem Einsatz aufs Genaueste. "Wir schauen auch, dass die Lager und beweglichen Teile gut abgeschmiert sind, damit sie nicht heiß laufen." Dazu werden Brandschneisen gezogen, um die Ausbreitung der Flammen im Ernstfall zu verhindern. "Wir versuchen uns vorzubereiten und zu schützen, aber passieren kann es immer", sagt Külz.
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dpa, MDR (Hannes Leonard),
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Juli 2023 | 08:30 Uhr
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