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Konzert in der PauluskircheNeue Orgel in Halle erklingt erstmals mit Jazz

05. Mai 2024, 04:00 Uhr

Nach der Sanierung der Pauluskirche in Halle, hat das Gotteshaus auch eine neue Orgel. Eine Thüringer Orgel-Manufaktur hat ein vielseitiges Instrument gebaut, auf der sowohl klassische Bach-Kantaten als auch Jazz, Rock und Pop gespielt werden können. Moderne Technik verleiht dem Instrument den Klang eines ganzen Orchesters. Ungewöhnlich: Zum ersten Mal ist die Orgel bei einem Jazz-Konzert zu hören.

Die Pauluskirche in Halle hat eine neue Orgel. Der Öffentlichkeit wird sie bei einem Jazz-Konzert erstmals präsentiert, so Kantor Andreas Mücksch bei MDR KULTUR. Der Neubau des Thüringer Orgelbauers Kutter ist eine modernes Instrument, auf dem sowohl klassische Bach-Kantaten als auch Jazz, Pop und Rock gespielt werden können.

Die Pauluskirche in Halle wurde aufwendig saniert und hat nun auch eine neue Orgel. Bildrechte: Anne Sailer

Jazzlegende Amina Claudine Myers spielt die Orgel erstmals öffentlich

Noch nie sei eine Orgel erstmals der Öffentlichkeit mit Jazz-Improvisationen präsentiert worden, meint Kirchenmusikdirektor Mücksch. Das Konzert findet während des renommierten Jazz-Festivals "Women in Jazz" statt. Die Orgel selbst wird später in einem Gottesdienst geweiht.

Die US-amerikanische Jazzmusikerin Amina Claudine Myers spielt sich auf der neuen Pauluskirchenorgel ein. Bildrechte: Anne Sailer

Der lange Weg zur neuen Orgel

Rund zehn Jahre ist es her, dass Kirchenmusikdirektor Mücksch darüber nachdachte, wie wohl eine neue Orgel in der Pauluskirche in Halle klingen müsste. Seit 1993 musste die Gemeinde ohne Orgel auskommen. So musizierte Mücksch mit kleinen und großen Orchestern sowie verschiedenen Chören. Zu hören waren alte Kirchenmusiken, Gospels, aber auch Neukompositionen.

Wenn diese Orgel den Orgelpuristen gefällt, haben wir was falsch gemacht.

Kirchenmusikdirektor Andreas Mücksch

Für Mücksch sollte eine neue Orgel eine zuverlässige Begleiterin in Gottesdiensten sein, aber auch das Gemeindeleben mit modernen Klängen und Liedern beleben. Dass dies bestimmten Orgelenthusiasten, also denjenigen, die gern einen Klang aus längst vergangenen Tagen lieben und am liebsten nur Bach oder Mendelssohn hören wollen, nicht gefallen würde, das war Mücksch sofort klar. "Wenn diese Orgel den Orgelpuristen gefällt, haben wir was falsch gemacht", gesteht er lachend.

 

Kirchenmusikdirektor Andreas Mücksch hatte die Idee für die innovative Orgel. Bildrechte: Anne Sailer

Eine Orgel – drei Dimensionen – ein neuer Klang

Betritt man die Pauluskirche, fallen dem Besucher gleich drei Orgeln auf. Zwei Zusatzorgeln stehen zusammen mit der Hauptorgel auf Nord- und Südempore in einem Dreieck und erzeugen mit dieser geometrischen Anordnung einen besonderen Klang.

Gebaut hat diese Orgel der Orgelbaumeister Bernhard Kutter mit seinem Sohn. Die aus Friedrichroda stammenden Instrumentenbauer erschufen eine moderne Orgel, reich an Klangfarben, aber auch an Effektmöglichkeiten. Das heißt: Die Orgel kann klassisch gespielt werden. Synthetische Klänge, wie auch ein elektroakustisches Schlagwerk und völlig neue, hybride Klangfarben machen aber auch ein modernes Konzert möglich.

Orgelbaumeister Bernhard Kutter hat für die Orgel in zwölf Verteilerkästen eigenhändig Relais für Relais zusammengeschweißt. Bildrechte: Anne Sailer

Erfindergeist trifft auf ungewöhnliche musikalische Vorstellungen

Durch die drei Orgeln kann der Organist auch einen so genannten Rotationston, also einen Ton, der von Instrument zu Instrument kreist, erzeugen. Vier Manuale mit fünf Werken, 60 Registern, 3.000 Pfeifen und zusätzliche elektronische Register machen es möglich, dass sowohl Kirchenmusik, wie die des Komponisten Johann Sebastian Bach, als auch Jazz-Improvisationen gespielt werden können.

Auch Techno ist theoretisch möglich. "Es ist eine ganze Band in die Orgel eingebaut", erklärt Orgelbauer Kutter. Der Organist spielt daher auch nicht mehr nur mit zwei Händen, die Elektronik macht es möglich, dass mindestens acht weitere Hände sein Spiel orchestral klingen lassen.

Die neue Orgel der Pauluskirche in Halle ist ein vielseitiges Instrument. Bildrechte: Anne Sailer

Es ist eine ganze Band in die Orgel eingebaut.

Orgelbaumeister Bernhard Kutter

Während sich lithurgisch verwendete Orgeln in den vergangenen Jahrzehnten kaum entwickelt haben, gab es Fortschritte außerhalb der Gotteshäuser. Damit sich die neue Orgel in Halle für Jazz beziehungsweise für Improvisationen eignet, musste Orgelbauer Kutter auf die Technik der Hammondorgel zurückgreifen. Diese entstanden ursprünglich als Ersatz für verlorengegangene oder defekte Pfeifenorgeln und als preisgünstiger Ersatz für Pfeifenorgeln in nordamerikanischen Kirchen für die Gospel-Musik. Diese Technik nutzte nun auch Orgelbauer Kutter.

Selbst für die erfahrene Organistin Amina Claudine Myers ist die neue Kutter-Orgel eine Herausforderung. Bildrechte: Anne Sailer

Finanziert wurde die Orgel, deren Wert noch nicht abschließend ermittelt ist, durch Mittel der Evangelischen Kirche, Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt und aus einer Vielzahl an Spenden.

Informationen zur Pauluskirche Halle, dem Konzert und zur Einweihung der Orgel

Pauluskirche Halle
Robert-Blum-Straße 11a
06114 Halle (Saale)

Konzert:
Jazz auf der neuen Orgel der Pauluskirche mit Amina Claudine Myers (US)
Sonntag, 05. Mai 2024, 17 Uhr

Festwoche:
Orgel-Festwoche vom 31. Mai bis 09. Juni 2024
Festgottesdienst mit offizieller Einweihung der Orgel:
Sonntag, 09. Juni, 10 Uhr (Predigt und Liturgie: Friedhelm Kasparick und Christoph Eichert, Musikalische Leitung KMD Andreas Mücksch)

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 04. Mai 2024 | 08:40 Uhr