Nach Kadaver-FundenVorwürfe gegen Schlachtbetrieb in Eisleben: Landesverwaltungsamt prüft Schließung
Das Landesverwaltungsamt prüft die mögliche Schließung eines Schlachtbetriebes in Wolferode. Gegen den angezeigten Schlachter aus Lutherstadt Eisleben ist bereits mehrfach ermittelt worden. Tierschützer hatten zuvor Videoaufnahmen veröffentlicht, wonach in dem Betrieb Schweine verendet und über Wochen liegen gelassen worden sein sollen. Die Schlachtung in dem Direktvermarkter-Betrieb wurde zunächst untersagt.
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- Im Fall des Schlachtbetriebes in Lutherstadt Eisleben, bei dem 20 Schweine-Kadaver gefunden worden sind, prüft das Landesverwaltungsamt eine mögliche Schließung.
- Tierschützer hatten den Fall öffentlich gemacht und sich erschüttert gezeigt.
- Der Direktvermarkter bestreitet die Vorwürfe und spricht von Rattenbekämpfung.
Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalts prüft die mögliche Schließung eines Schlachtbetriebes in Wolferode im Landkreis Mansfeld-Südharz. Wie die Behörde MDR SACHSEN-ANHALT mitteilte, wird aufgrund der festgestellten Verstöße ein Verfahren gegen den Betreiber eingeleitet. Dazu würden alle relevanten Fakten zusammengetragen. Im Rahmen einer Anhörung könne er sich dann zu den entsprechenden Vorwürfen äußern.
Die Behörde erklärte, man werde aufgrund der "massiven tierschutzrechtlichen Verstöße die Frage der persönlichen Unzuverlässigkeit" des Betreibers prüfen. Landkreis und Landesverwaltungsamt hätten ein Interesse, dass der Fall schnell aufgearbeitet werde. Dafür werde das Amt dem Kreis Personal zur Verfügung stellen.
Auch eine Tierärztin soll sich erklären und schriftlich Stellung nehmen. Das teilte der Landkreis Mansfeld-Südharz mit. Die Frau soll in dem Schlachtbetrieb die Kontrollen durchgeführt haben.
Direktvermarkter schon zuvor Behörden aufgefallen
Der Direktvermarkter aus Wolferode, das zur Lutherstadt Eisleben im Landkreis Mansfeld-Südharz gehört, in dessen Stall Mitte Februar 20 Schweine-Kadaver gefunden wurden, ist den Behörden bereits aus anderen Fällen bekannt. Das haben Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag ergeben.
Demnach wurde gegen den Mann aus Wolferode bereits im vergangenen Jahr Anzeige erstattet. Wie der Landkreis Mansfeld-Südharz mitteilte, ging es dabei um einen nicht zugelassenen Zusatzstoff in einem Fleisch-Erzeugnis. Dies sei dem Landesamt für Verbraucherschutz bei einer Verdachts-Probe aufgefallen. Außerdem seien in den Jahren 2021 und 2022 bei der Lebensmittel-Überwachung bauliche Mängel sowie Dokumentations-Mängel festgestellt worden.
Auch andere Tiere in "mangelhaftem" Zustand
Wie der Kreis dem MDR bereits am Donnerstag mitgeteilt hatte, wird neben dem Tierhaltungs-Verbot für Schweine derzeit auch ein weiterführendes Haltungs-Verbot geprüft. Der Mann hält neben Schweinen auch Pferde, Schafe, Geflügel und Kaninchen.
Auf dem Hof des Direktvermarkters seien zehn Schweine und zwei Hunde in "mangelhaftem Pflege- und Ernährungszustand" aufgefunden worden, teilte der Landkreis weiter mit. Ein Fach-Tierarzt sei mit der Begutachtung der Schweine beauftragt worden. Das Ergebnis liege noch nicht vor. Die lebenden Tiere standen laut dem Landkreis im selben Stall, in dem auch die Kadaver lagen.
Das Veterinäramt hatte die 20 Schweine-Kadaver am 15. Februar bei dem Direktvermarkter festgestellt. Sie seien am 19. Februar auf Anordnung des Veterinäramtes entsorgt worden.
Schlachtung und Verarbeitung von Tieren untersagt
Der betreffende Direktvermarkter darf demnach bis auf weiteres keine Tiere mehr schlachten oder verarbeiten. Über einen endgültigen Entzug der Genehmigung müsse das Landesverwaltungsamt als Zulassungsbehörde entscheiden.
Tierschützer Friedrich Mülln sprach bei MDR SACHSEN-ANHALT von einer Katastrophe. Die Tiere sind nach seinen Angaben vermutlich verdurstet oder verhungert oder haben sich gegenseitig aufgefressen. Die Tiere sollen seit mindestens einem Monat tot sein. "Wir sehen hier an die 20 toten Schweine, die wirklich bis zur Unkenntlichkeit verwest sind. So was sehe selbst ich selten", erklärte der Tierschutz-Aktivist.
Wir sehen hier an die 20 toten Schweine, die wirklich bis zur Unkenntlichkeit verwest sind.
Friedrich Mülln, Verein "Soko Tierschutz"
Tierschutz-Aktivisten vom Verein "Soko Tierschutz" hatten zuvor den Fall öffentlich gemacht und im Stall des Betriebs Videoaufnahmen gemacht.
Betreiber spricht von Rattenbekämpfung
Der Betreiber des Schlacht-Betriebes sagte vor laufenden MDR-Kameras im Gespräch mit den Tierschutz-Aktivisten, er lasse keine Schweine "sterben". Er sprach von einer Rattenbekämpfung, ohne dies näher auszuführen.
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MDR (Tanja Ries, Susanne Liermann, André Plaul, Karin Roxer, Mario Köhne, Maximilian Fürstenberg, Christoph Dziedo); zuerst veröffentlicht: 21.Februar 2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Februar 2024 | 11:00 Uhr