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Wenn Störche Zugang zu Mülldeponien haben, fressen sie Plastik, was zum Tod führen kann. (Symboldbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Geschützte VögelSaalekreis: Tote Störche mit Plastik im Magen gefunden

26. Juli 2023, 12:27 Uhr

Im Saalekreis sind zuletzt vermehrt tote Weißstörche gefunden worden. Das Landesamt für Verbraucherschutz untersuchte zwei Jungtiere. Dabei wurde entdeckt, dass ihre Mägen mit Plastikabfällen verstopft waren. Andere Störche ertranken im Nest, weil Regenwasser durch verbautes Plastik nicht abfließen konnte. Die Behörde fordert ein Umdenken.

Im Saalekreis sind junge Störche an Plastikabfällen verstorben. Das hat das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) festgestellt. In den letzten Wochen wurden vermehrt tote Weißstörche entdeckt. Das LAV führte daraufhin eine Sektion an zwei verstorbenen Jungtieren durch. Dabei wurden in den Mägen der Tiere Einschnürungen aus Plastikfolie, Schnüren, Isolierungen von Stromkabeln und Gummibändern entdeckt.

Diese haben sich zu einem festen Klumpen vermengt und so den Magen der Störche verstopft, sagt Dr. Anja Heinrich, Fachtierärztin für Pathologie, im Interview mit MDR AKTUELL. "Auch die Magenschleimhaut zeigte schon zahlreiche Geschwüre", so Heinrich weiter. Normale Nahrung könne so nicht weitertransportiert werden. "Dieser komplett, hochgradig gefüllte Magen drückt auch auf anderen Organe, beeinträchtigt somit die ganze Lebensqualität und führt letzten Endes auch zum Tod der Tiere", erklärt die Tierärztin. Andere Krankheiten konnten bei den Tieren nicht festgestellt werden.

Der Plastikmüll hat sich in den Mägen der Störche verschnürt und dadurch zu einer vollständigen Verstopfung geführt. Bildrechte: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt

Gummibänder mit Regenwürmern verwechselt

Experten gehen davon aus, dass die jungen und noch unerfahrenen Störche Plastikmüll wie zum Beispiel Gummibänder mit Regenwürmern und anderen Beutetieren verwechseln. Woher die großen Mengen an Gummibändern kommen, ist bislang unklar. "Möglicherweise haben die Tiere Zugang zu Entsorgungs-Einrichtungen", so das LAV.

Dass erfahrene Störche nicht von dieser Verwechslung und damit auch nicht von dem Tod durch Plastik betroffen sind, sei Spekulation, sagt Tierärztin Heinrich, da nur eine kleine Anzahl an Störchen untersucht worden sei. "Aber ich denke, dass bei denen die Erfahrung groß genug ist, dass sie vielleicht nur wenige Teile nehmen, die dann den Magen-Darm-Trakt passieren können", so Heinrich. Geringe Mengen Plastik können demnach verdaut und ausgeschieden werden.

Plastikmüll auch Ursache für ertrunkene Küken

Laut Angaben der Experten sind neben den Störchen mit verstopften Mägen weitere Fälle bekannt, in denen Küken aufgrund von Plastikmüll in ihren Nestern ertrunken oder erfroren sind. Demnach hatten die Elterntiere Folie und Verpackungs-Müll zum Nestbau verwendet, wodurch das Regenwasser nach Regenfällen nicht schnell genug abfließen konnte.

In den Mägen von toten Jungstörchen wurde verschiedener Plastikmüll gefunden. Bildrechte: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt

Umdenken gefordert

Um derartige Todesfälle in Zukunft zu verhindern, fordert das LAV ein Umdenken. "Es wäre dringend wünschenswert, den Zugang für Wildtiere inklusive Wild-Vögel zu solchen Abfällen zu erschweren. Aber auch die Verschmutzung der Umwelt mit sorglos oder vorsätzlich weggeworfenem Unrat sollte tunlichst vermieden werden", heißt es einer Presseerklärung.

In Deutschland gelten Störche laut dem Bundesnaturschutzgesetz als "streng geschützt". In Sachsen-Anhalt leben die bekannten Zugvögel trotzdem in vielen Gemeinden. Die meisten Jungtiere aus diesem Jahr haben mittlerweile gelernt zu fliegen und stärken sich, bevor sie im August wieder in Richtung Süden in die Winterquartiere starten.

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dpa, MDR (Leonard Schubert, Fabienne von der Eltz) | Erstmals veröffentlicht am 25.07.2023

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 25. Juli 2023 | 18:00 Uhr

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