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Angst vor Gaspreisen und InflationSo denken Senioren über Inflation: "Ich fühle mich von der Situation überrollt."

13. August 2022, 17:08 Uhr

Das Heizen wird teurer, viele Nahrungsmittel ebenfalls. Viele Menschen in Sachsen-Anhalt beunruhigt das. Sie fürchten, im Winter im Kalten sitzen zu müssen. Sparen, Selbstversorgen oder einfach nur auf das Beste hoffen: Jeder geht mit der Situation anders um.

Die Preise für Gas steigen weiter – und beunruhigen die Bevölkerung: Laut MDRfragt fürchten fast ein Drittel der befragten Menschen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, dass sie im Winter ihre Wohnungen nicht ausreichend beheizen können.

Eine der Befragten ist Barbara Wolff aus dem Magdeburger Stadtteil Reform. Sie ist seit sieben Jahren Rentnerin, bekam zunächst Erwerbsunfähigkeitsrente, inzwischen ist sie "echte" Rentnerin. Ihr Mann sitzt seit einem Schlaganfall vor 22 Jahren im Rollstuhl – Pflegestufe Vier.

Angst vor dem Winter

Die Berichterstattung zur Gaskrise und der Inflation findet sie schwierig: "Ich bekomme mehrere Nachrichten aufs Handy und da ist mir aufgefallen, dass überall der gleiche Tenor herrscht. Wir müssen sparen, sparen, sparen, sonst haben wir einen kalten Winter. Und das macht mir Angst. Sind das alles gesicherte Meldungen oder ist das etwas, was aus der Glaskugel kommt?"

Die Sanktionen gegen Rußland sieht Wolff kritisch. Zum einen habe man so den Krieg verlängert. Außerdem "fallen uns jetzt genau diese Sanktionen auf die Füße. Und die, die das mehr oder weniger angeordnet haben, die trifft das gar nicht. Das macht mich so richtig wütend."

Ich fühle mich von der Situation ein wenig überrollt. Wenn ich mir die Preise anschaue, das überschlägt sich alles im Augenblick. Das macht mich krank, das muss ich ganz klar sagen.

Barbara Wolff aus Magdeburg

Die Wolffs haben eine Gasheizung und daher Angst, dass sie im Winter im Kalten sitzen müssen. "Ich fühle mich von der Situation ein wenig überrollt. Wenn ich mir die Preise anschaue, das überschlägt sich alles im Augenblick. Das macht mich krank", sagt Barbara Wolff. Zwar habe sie vor einigen Jahren einen Kaminofen angeschafft, "aber jetzt gehen sie mal los und versuchen sie, Holz für einen Kaminofen zu bekommen: keine Chance."

Vielleicht werde der Winter auch nicht so schlimm wie alle denken, hofft Wolf. Es sei ja Klimawandel. "Aber: Irgendwann wird es kalt werden."

Als Selbstversorger gegen steigende Preise

Nicht nur die steigenden Gaspreise, auch die steigenden Preise für Lebensmittel machen Wolff Sorgen. In ihrem Hinterhof in Magdeburger baut sie deshalb selbst Gemüse an. Tomaten, Gurken und Bohnen. "Das brauchen wir Gott sei dank nicht kaufen." Wenn es geht, mache sie alles alleine: "Was ich an Obst preiswert ergattern kann, das lege ich ein oder mache Marmelade daraus. Ich gehöre zur älteren Truppe, ich habe das ja noch alles gelernt."

Das einzige, wo sie nicht spare, seien Bioprodukte. Das Tierwohl liege ihr am Herzen. Fleisch äße sie wenig, aber Eier, Milch und Käse gehörten bei ihnen auf den Tisch.

Wenig finanzielle Rücklagen

"Wir baden nicht mehr. Die Dusche wird nach dem Einseifen abgestellt und nur noch zum Abspülen wieder angestellt." Auf Grund der kleinen Rente sei sie gewöhnt zu sparen. Durch die Pflege ihres Mannes seien die finanziellen Rücklagen nicht groß, sagt Wolff.

Wir baden nicht mehr. Die Dusche wird nach dem Einseifen abgestellt und nur noch zum Abspülen wieder angestellt.

Barbara Wolff aus Magdeburg

Treppenlifte müssen gewartet werden und auch bei ihr zeigt der Körper Verschleißerscheinungen: Ihre Augen werden immer schlechter. Die Anzeigetafeln der Straßenbahn etwa könne sie immer schlechter lesen. Deshalb muss sie statt mit der Bahn nun oft das Taxi nehmen – auch das sei nicht billig.

"Übergewinnsteuer trifft keine Armen"

Was sich Barbara Wolff wünscht? Der Krieg müsse beendet werden. Es dürfe nicht sein, dass "unsere Leute, die das alles aufgebaut haben, dass die so wenig Rente bekommen, dass sie sich jetzt an der Tafel anstellen müssen." Das alles habe man in ihren Augen den Sanktionen gegen Russland zu verdanken. "Wenn man diese Preise Deckeln wurde, zum Beispiel mit einer Übergewinnsteuer – mit solchen Maßnahmen kann man Geld in die Kassen spülen. Und da trifft es wirklich keinen Armen."

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MDR (Max Schörm)

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