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Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat am Donnerstagabend über den Kinderärztemangel debattiert. Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Debatte zur KindermedizinKinderärztemangel: Landtag sucht Lösungen

28. April 2023, 19:02 Uhr

In Sachsen-Anhalt fehlen Kinderärzte. Bereits jetzt ist die Situation angespannt. In den kommenden Jahren könnte sie sich weiter verschärfen. Im Landtag wurde am Donnerstag erneut über mögliche Lösungen gesprochen. Es war nicht die erste Debatte über die bedrohliche Lage der Kindermedizin und Geburtshilfe.

Als sich die Abgeordneten am Donnerstagabend im Landtag von Sachsen-Anhalt mit der Situation der Kinder- und Geburtenmedizin auseinandersetzten, waren sie sich zumindest in einer Sache einig: Es muss etwas passieren. Dem Land fehlen Kinderärzte. In den Landkreisen Börde, Stendal und Mansfeld-Südharz sowie im Saalekreis sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) aktuell 0,5 bis 2,5 Kinderarztstellen unbesetzt.

Die KVSA warnt zudem, dass von den derzeit 181 Kinderärzten in den nächsten sieben Jahren bis zu 60 in den Ruhestand gehen werden. Auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT antwortet eine Sprecherin: "Ein Nachrücken von Kinderärzten in dem Umfang der in den Ruhestand gehenden Ärzte kann nicht erwartet werden." Die ohnehin schon angespannte Lage wird sich also verschlechtern.

AfD-Vorschläge finden keine Zustimmung

Bereits in der Landtagssitzung im März war über die Kindermedizin gesprochen worden. Dennoch beantrage die AfD eine erneute Debatte. In Person des familienpolitischen Sprechers der Fraktion, Gordon Köhler, präsentierten die Rechtspopulisten ihre Forderungen an die Landesregierung, mit denen es gelingen soll, wieder mehr Kinderärzte ins Land zu holen.

Neben mehr Medizin-Studienplätzen sollen Kinderärzte, die in Sachsen-Anhalt zu arbeiten anfangen oder zurückkehren, eine Starter- beziehungsweise eine Rückkehrerprämie erhalten. Doch diese Vorschläge stießen im Parlament auf wenig Zustimmung. Die verantwortliche Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) antwortete in ihrer Rede, dass mehr Studienplätze allein nicht helfen würden. Weitere Forderungen seien bereits an den Bund gerichtet.

Unterschiedliche Blickwinkel aus der Opposition

Alternativ zum Antrag der AfD reichten auch Grüne und Linke Anträge ein. So betonte Nicole Anger (Linke) in ihrer Rede die Bedeutung der Vorhaltekosten: "Pädiatrie wie Geburtshilfe müssen umgehend in eine vollständige Vorhaltefinanzierung umgewandelt werden." Krankenhäuser sollen nach Wunsch der Linken also auch Geld erhalten, wenn sie Betten freihalten, um für mögliche Krankheitswellen gewappnet zu sein.

Ein Nachrücken von Kinderärzten in dem Umfang der in den Ruhestand gehenden Ärzte kann nicht erwartet werden.

Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt

Die Grünen konzentrierten sich derweil auf die Geburtshilfe. Hier nannte Susan Sziborra-Seidlitz mehr Kreißsäle als Lösungsansatz, um Hebammen im Land zu halten: "Das Land soll einen etwaigen Mehrbedarf an Studienplätzen für Geburtshilfe prüfen und entsprechend finanzieren." Seit 2020 ist Hebamme kein Ausbildungsberuf mehr, sondern muss studiert werden.

Kindermedizin wird zum politischen Dauerthema

Eltern und die, die es werden, müssen also mit Schwierigkeiten rechnen, wenn sie eine Geburtshilfe oder einen Kinderarzt suchen. Dass es an Personal fehlt, wird gerade in Zeitz im Burgenlandkreis deutlich. Dort muss zum 1. Mai die Kinder- und Geburtenstation des Krankenhauses schließen, weil kein neuer Kinderarzt gefunden wurde.

Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT im Vorfeld der Landtagssitzung außerdem, dass neben der stationären auch die ambulante Kindermedizin in der Region vor Problemen stehe. Im kommenden Jahr werde nur noch eine Kinderärztin in ganz Zeitz tätig sein. In einer Stadt mit 28.700 Einwohnern sei das einfach nicht ausreichend.

Und selbst die größten Städte in Sachsen-Anhalt sind nicht gefeit vor dem Mangel an Kindermedizinern. In der Landeshauptstadt Magdeburg ist die Kinder-Intensivstation des Universitätsklinikums seit Februar vorübergehend geschlossen, weil Ärztinnen und Ärzte fehlen. Zukunft ungewiss.

Koalition überweist das Thema in den Ausschuss

CDU, SPD und FDP brachten am Donnerstag einen gemeinsamen Antrag ein. Damit bezweckte die Regierungskoalition, ihren eigenen Antrag in den Sozialausschuss zu überweisen – und dafür nicht dem Antrag der AfD zustimmen zu müssen. Dementsprechend dünn ist das Papier, wenn man es nach konkreten Lösungsansätzen durchsucht. Doch darüber kann nun im Sozialausschuss beraten werden.

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MDR (Engin Haupt)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. April 2023 | 19:00 Uhr

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